Ritter wurde als Sohn eines in britischen Diensten stehenden hannoveranischen Offiziers und einer Engländerin in Montreal geboren. Schon früh verwaist kam er zu seinem Onkel nach Hamburg. Nach kurzer kaufmännischer Lehre (1832) erhielt Ritter bei den Hamburger Porträtmalern Heinrich Jacob Aldenrath und Friedrich Carl Gröger ersten Unterricht in der Malerei. 1833 besuchte er in Düsseldorf die Sonntagsschule des Kunstakademie-Professors Ernst Carl Thelott.[1] Von 1836 bis 1847 war er Schüler der Kunstakademie Düsseldorf, in den Klassen von Karl Ferdinand Sohn (1836/37, 2. Klasse) und Wilhelm von Schadow (1838/39, 1. Klasse). 1840 bis 1847 gehörte er der Meisterklasse an und hatte ein eigenes Atelier im Akademiegebäude. 1837 bis 1838 hatte er parallel Privatunterricht bei Rudolf Jordan genommen, der sein enger Freund wurde und mit dem Ritter die Vorliebe für das Milieu der See- und Fischerleute teilte, welches sie auf Reisen an die Nordseeküste in Studienblättern und Genrebildern festhielten. Eine Studienreise führte ihn 1839 nach England und Schottland.
1842 heiratete er die Düsseldorferin Ermina Anna Windgassen, Tochter des Vilicher Landmessers Johann Wilhelm Windgassen,[2] die ihm zwei Töchter gebar, Alice und Betsy[3], und den Sohn Johann Wilhelm Henry (1843–1870).[4][5]
1848 wohnte in seinem Haus Windschlag 275 (heute Oststraße) in Düsseldorf der Dichter Ferdinand Freiligrath,[6] der in dieser Zeit das Gedicht Die Todten an die Lebenden schrieb. Wegen einer Erkrankung („Nervenfieber“) zog Ritter 1848 nach Seligenthal ins Bergische Land, kehrte aber 1852 wieder nach Düsseldorf zurück, wo er am 21. Dezember 1853 im Alter von 37 Jahren starb. Ritters künstlerisches Erbe trat Ferdinand Fagerlin an, der ebenfalls Genremaler für Küstenmotive wurde. Fagerlin übernahm Ritters Atelier und seinen Nachlass und heiratete im Dezember 1869 Ritters Tochter Alice (1844–1931).[7]
Zusammen mit Camphausen illustrierte Ritter 1845 die Veröffentlichung Schattenseiten der Düsseldorfer Maler, nebst verkürzten Ansichten ihrer letzten Leistungen, in der 19 Einzelporträts Düsseldorfer Maler in ihren Ateliers gezeigt werden. Gestochen wurden die Illustrationen in der Lithoanstalt Wilhelm Severin, Steinweg 217 in Düsseldorf.[9][10] Drei Verlage brachten das Werk heraus, Hering & Remington in England, Goupil & Vibert in Frankreich sowie die Düsseldorfer Buch- und Kunsthandlung Julius Buddeus.
Ab 1847 lieferte Ritter Illustrationen für die Satirezeitschrift Düsseldorfer Monathefte,[11][12] die der Maler Lorenz Clasen bis Ende 1849 herausgab. 1849 veröffentlichte Ritter – ebenfalls bei Buddeus – das Werk Der politische Struwwelpeter. Ein Versuch zu Deutschlands Einigung; dem deutschen Michel gewidmet, eine Sammlung von zwölf kolorierten Tafeln. Dieses Werk aus Bildern und Versen zu Geschichten über verschiedene Kunstfiguren, die Ritter nach dem Vorbild des 1845 erschienenen Buches Der Struwwelpeter anlegte, behandelt die politische Situation während der Deutschen Revolution 1848/49.[13][14][15] Von 1851 bis 1853 war Ritter mit seinen Illustrationen regelmäßig in den von Wolfgang Müller von Königswinter herausgegebenen Düsseldorfer Künstler-Alben vertreten.
Ganz in der Tradition Jordans entwickelte Ritter ein großes ethnografisches Interesse.[16] Dies äußerte sich nicht nur in Bezug auf seine zahlreichen Darstellungen aus dem Leben der See- und Fischerleute, etwa im 1844 geschaffenen Bild Der ertrunkene Fischersohn (Lotsensohn), dessen Elemente durch detaillierte, um Authentizität bemühte Studien gründlich vorbereitet waren. Es offenbart sich auch im Hinblick auf das im 19. Jahrhundert für Europäer besonders faszinierende Motiv Indianer, etwa in dem 1851 entstandenen Bild Das Präriefeuer. Eine seiner Zeichnungen zeigt, wie er 1838 an der Geburtstagsfeier des belgischen Malers Auguste Chauvin in einer Verkleidung teilnahm, in Anspielung an seine kanadische Herkunft mit indianischem Kostüm und Kopfschmuck, einer Figur aus dem Roman Der letzte Mohikaner ähnlich.[17]Adelbert von Chamissos Gedicht Rede des alten Kriegers Bunte-Schlange im Rathe der Creek-Indianer illustrierte Ritter mit einer Zeichnung, die eine Gruppe sich beratender und rauchender Indianer in detailreicher Bekleidung und Kopfschmuck zeigt.[18]
Abbildungen, die Ritter selbst zeigen, finden sich auch auf einem Blatt in der Veröffentlichung Schattenseiten der Düsseldorfer Maler (1844/45, hier gemeinsam mit seinen beiden Töchtern im Düsseldorfer Atelier) sowie in Friedrich BosersFreundschaftsgalerie von 26 Einzelbildnissen der Düsseldorfer Malerschule und ihren Freunden mit Bilderschau der Düsseldorfer Künstler im Galeriesaal der Akademie (1840–1853).[19]
↑Horst Heidermann: Unter Linden an dem Rhein – die Ruhestätten der Wuppertaler in Bonn und Bad Godesberg. In: Geschichte in Wuppertal. 17. Jahrgang (2008), S. 68 f. (PDF (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bgv-wuppertal.de)
↑Irene Markowitz: Armer Maler – Malerfürst. Künstler und Gesellschaft. Düsseldorf 1819–1918. Stadtmuseum Düsseldorf, 1980, S. 72
↑Civilstand der Stadt und Commüne Düsseldorf. Geburten. Den 1. Juni. Johann Wilh. Henry, S. des Malers Henry Ritter, Pempelfort. In Düsseldorfer Zeitung (No. 307) Beilage, vom 5. November 1843 (uni-duesseldorf.de)
↑6. Henry Ritter, Sohn des Malers Henry Ritter (Kurzvita). In Festschrift zur fünfzigjährigen Gedenkfeier der am 28. Mai 1838 erfolgten Begründung des Realgymnasiums, S. 35–36 (uni-duesseldorf.de)
↑Wilhelm Buchner: Ferdinand Freiligrath. Ein Dichterleben in Briefen. Band II, Verlag Moritz Schauenburg, Lahr 1881, S. 211 (Digitalisat)
↑Siehe auch: Titelblatt des Karikaturen- und Protokollbuchs des Compositionsvereins Crignic, lavierte Bleistiftzeichnung von Wilhelm Camphausen, 1844. In: Michael Puls: „… und einer modelirte“ – Skulptur im Kreis der Düsseldorfer Malerschule. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, S. 335, Abb. 8
↑Camilla G. Kaul: Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser. Bilder eines nationalen Mythos im 19. Jahrhundert. Böhlau Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-412-16906-0, S. 242 (online)
↑Zum Beispiel Illustration auf S. 13 der ersten Ausgabe der Düsseldorfer Monathefte: Eine mit einer Bratpfanne bewaffnete Ehefrau beißt ihren Gemahl in den Arm (Digitalisat).
↑Christian Scholl: Henry Ritters Göttinger Gemälde „Schiffbruch“. In: Christian Scholl, Anne-Katrin Sors (Hrsg.): Akademische Strenge und künstlerische Freiheit. Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2013, ISBN 978-3-86395-102-3, S. 155 ff.