Die HolidayCheck AG mit Sitz in Bottighofen TG (Schweiz) ist Betreiber von Reisebuchungssportalen im Internet. Hauptgeschäftsmodell ist die provisionsbasierte Vermittlung von Pauschalreisen, Hotels und Mietwagen sowie die Weiterleitung von Internetnutzern an andere Buchungsportale.[6] In die Buchungswebsite ist weiterhin eine Hotelbewertungsfunktion mit Informationen und Meinungsaustausch zu Reisen und Urlaub integriert.[7] Seit Dezember 2018 vertreibt HolidayCheck außerdem Hotelübernachtungen und Pauschalreisen des eigenen Reiseveranstalters HolidayCheck Reisen.[8] Das 2003 gegründete Unternehmen gehört seit 2006[9] zur HolidayCheck Group AG (Firma bis Mitte 2016: Tomorrow Focus AG).
Gegründet wurde das Internetportal im Jahr 1999 von Konstanzer Studenten[10] als Webseite für Hotelbewertungen. Zunächst wurde die Seite unter der DomainHotelbewertungen.de privat betrieben. Im Sommer 2003 berichtete der Fernsehsender RTL über das Portal, was zum Durchbruch verhalf und die Unternehmensgründung anregte.[11] Der Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 11. November 2003.[12] Zu den Gründern zählen Markus Schott,[11] Hakan Öktem[13], Jens Freiter[14], Jörg Kampshoff[15] und Sascha Vasic.[16]
Eigentümerstruktur
Im Juli 2006 übernahm die Hubert Burda Media Holding über die Tochtergesellschaften Burda Digital Ventures und Tomorrow Focus AG für einen Kaufpreis von mehr als 60 Millionen Euro 80 % der Anteile an der HolidayCheck AG (Tomorrow Focus 51 %, Burda Digital Ventures 29 %).[9][17]Burda Digital Ventures verkaufte 2007 ihre Anteile an die Tomorrow Focus AG.[18] Zum damaligen Zeitpunkt galt HolidayCheck bereits als Marktführer deutschsprachiger Hotel- und Reisebewertungsportale,[19] der soeben den Mitbewerber Hotelcheck.de übernommen hatte.[20] 2008 erwarb HolidayCheck ferner das Portal Urlaub.com.[21]
Im Januar 2009 kaufte die Tomorrow Focus AG über ihre Tochtergesellschaft TF-Beteiligungs GmbH weitere 14 % des Reiseportals für 21,6 Millionen Euro und hielt damit 94 % der Anteile.[22] Zunächst blieben die Unternehmensgründer mit 6 % weiterhin beteiligt, verkauften diese dann aber im Juni 2013. Damit wurde die Tomorrow Focus AG Alleineigentümerin.[23] Gegenwärtig ist Hubert Burda Media Hauptaktionär der HolidayCheck Group AG (Stand: September 2017).[24]
Leitung, Mitarbeiter und Standorte
Folgend auf Hakan Öktem (bis 2009),[25] Jörg Trouvain (2009 bis 2012),[26] Gilles Despas (2012 bis 2015)[27] und Anja Keckeisen (2015 bis 2017)[28] übernahm Christoph Ludmann Mitte 2017 die Geschäftsleitung.[3]
Die Mitarbeiterzahl lag Mitte 2007 bei zirka 35 Personen,[11] Ende 2020 lag sie nach Unternehmensangaben bei zirka 300 Mitarbeitern an den Standorten Bottighofen, München (HolidayCheck Solutions GmbH),[29]Posen und Warschau.[10][30][31]
Online-Reisebüro und Bewertungsfunktion
HolidayCheck vertreibt Angebote von über 100 Reiseveranstaltern.[10] Durch die Möglichkeit der Bewertung tauschen sich im Reiseforum nach Angaben des Unternehmens fast 2,5 Millionen Mitglieder aus;[32] mehr als 8 Millionen Bewertungen sind bislang erfolgt (Stand: Juni 2017).[10]
Rund 170 Mitarbeiter sind mit den Aufgaben des seit 2004 betriebenen Online-Reisebüros befasst (Stand: Juni 2017).[10] Seit Anfang 2017 publiziert das Unternehmen zudem das Online-Reisemagazin Away.[33]
Seit dem 25. Juli 2005 besitzt die Website ein s@fer-shopping-Zertifikat des TÜV Süd für sicheres Online-Shopping im Bereich Datenschutz, sichere Datenübertragung und Bedienbarkeit.[34]
Monatlich verzeichnet holidaycheck.de 22,5 Mio. Visits; die Zahl der monatlichen Seitenabrufe liegt bei 239,9 Mio. (IVW 2017-07).[35]
Das Mutterunternehmen HolidayCheck Group AG (vormals Tomorrow Focus AG) konzentriert sich seit 2015 auf den Travelbereich. Der Publishing-Bereich (unter anderem Focus Online, Huffington Post) wurde veräußert, ebenso der Subscription-Bereich (unter anderem ElitePartner).[36] Ihren Ausdruck fand diese strategische Ausrichtung Mitte 2016 in einer Umfirmierung: Aus der Tomorrow Focus AG wurde die HolidayCheck Group AG.[37]
Mitgliedschaften
Die Gesellschaft war Gründungsmitglied des Verbands Neue Touristik (VNT), ein Interessenverband konzernfreier Reisemittler zur Förderung von neuen Vertriebswegen. Von dort wechselte man im Januar 2008 zum Verband Internet Reisevertrieb (VIR),[38] dem Zusammenschluss der größten kommerziellen Reiseverkäufer im Internet (u. a. Expedia, Opodo etc.).[39]
Wahrnehmungen
Tests und Auszeichnungen
Stiftung Warentest untersuchte 2007 Hotelbewertungen im Internet. Nur HolidayCheck und Hotelkritiken erkannten beabsichtigte Manipulationen.[40] Die Tester hielten von acht Plattformen nur holidaycheck.de für brauchbar.[41] 2010 schnitt holidaycheck.de von sieben untersuchten Seiten erneut am besten ab.[42] 2012 belegte HolidayCheck in einem Test von Online-Hotelbuchungen bei den Vermittlungen den besten Platz.[43] Anfang 2017 wurde HolidayCheck in einer Untersuchung der Stiftung Warentest erneut Testsieger.[44]
Fach- und Publikumszeitschriften prüften die Angebote ebenfalls.
Das Reisemagazin Clever reisen! ernannte die Plattform Anfang 2012 zum Testsieger.[45]
Einen Test von Computer Bild beendete holidaycheck.de 2015 ebenfalls als Testsieger.[46]
Nach dem Magazin Test Bild ist die Plattform Testsieger in der Kategorie Online-Reiseanbieter.[47]
Im Ranking „Deutschland Test“ (Focus Money) schnitt holidaycheck.de 2016 als Kundenliebling in der Kategorie Reiseportale ab.[48]
Eine Befragung von ServiceValue in Kooperation mit dem Handelsblatt zeichnete HolidayCheck im April 2017 als besten Online-Händler im Bereich der Reisebüros aus.[49]
In der von n-tv umgesetzten Befragung „Deutschlands Beste Online-Portale 2019“ erreicht HolidayCheck Platz 1 unter den Pauschalreiseportalen.[51]
In dem 2020 vom Handelsblatt umgesetzten Ranking „Deutschlands beste Online-Händler“ erreicht HolidayCheck Platz 1 in der Branche Reisebüros.[52]
HolidayCheck vergibt seit 2005 seinerseits jährlich den Hotelpreis HolidayCheck Award, der auf Urlauberbewertungen basiert[10] und in der Hotellerie wahrgenommen wird.[53]
Kritik und Filterung manipulierter Bewertungen
Da HolidayCheck zu den großen kommerziellen Reisevermittlern mit umfangreichem Online-Angebot und eigenem Reisebüro-Callcenter zählt, bestand der Verdacht, dass dort Bewertungen manipuliert wurden. Während Hoteliers bzw. beauftragte Agenturen einzelne Objekte „hochschreiben“ könnten, könnte durch Wettbewerber (oder in deren Auftrag) manipulative Kritik einfließen.[54] Zudem gab es Vorfälle, bei denen Hoteliers von Gästen mit angedrohten negativen Bewertungen erpresst wurden.[55]
Um diese Gefahren abzuwehren, durchlaufen die Bewertungen einer automatischen Prüfung. Mit Hilfe von Filtern scannt das Unternehmen jede eingegangene Bewertung auf Katalogsprache, Beleidigungen und andere auffällige Formulierungen. Dabei ermittelte auffällige Bewertungen werden anschließend manuell von einem 45 Personen starken Team gesichtet.[56] 2012 überprüfte Stiftung Warentest mit fingierten Hotelbewertungen verschiedene Hotelvermittlungsportale. HolidayCheck erreichte durch die Identifikation von Falschmeldungen (vier von fünf) dabei das beste Ergebnis.[57]
Die Portalbetreiber sehen in den Bewertungen einen Mehrwert für die Hoteliers, da positive Bewertungen kostenlose Werbung für das Hotel seien und negative Bewertungen den Hoteliers Feedback und Anregungen zur Verbesserung ihrer Services geben könnten.[58][59]
HolidayCheck wehrt sich auch mit rechtlichen Schritten gegen Unternehmen, die gefälschte Bewertungen (Fake Bewertungen) verkaufen.[60] Im November 2019 hat das Landesgericht München HolidayCheck recht gegeben und ein Urteil (17 HK O 1734/19) mit Signalwirkung gegen einen Verkäufer von gefälschten Bewertungen gefällt: Das Gericht stuft das Verkaufen von Fake-Bewertungen als rechtswidrig ein.[61]
Klage auf Rufschädigung und Klageabweisung durch den BGH
Von 2008 bis 2015 stritten ein Berliner Hotelier und HolidayCheck, ob eine vermeintlich rufschädigende Bewertung zu entfernen sei. Der Löschaufforderung des Hoteliers kam das Portal zwar nach, weigerte sich jedoch, eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben. Die juristischen Auseinandersetzungen zogen sich über mehrere Instanzen und beschäftigten Gerichte in Berlin, Hamburg und Köln. Der Bundesgerichtshof wies am 19. März 2015 die Klage des Berliner Hoteliers letztinstanzlich ab. Betreiber solcher Vergleichsportale seien nicht dazu verpflichtet, die Inhalte der Bewertungen vorab lückenlos zu prüfen. Das sei nicht zumutbar. Für schlechte Kritiken hafte der Betreiber erst, wenn er Kenntnis von einer klaren Rechtsverletzung erlange und nichts unternehme.[62]
↑Geschäftsbericht der HolidayCheck Group AG, S. 59 zur HolidayCheck AG, online, abgerufen am 22. Januar 2020
↑Hans-Peter Siebenhaar: Die Marktführerschaft? Eine Frage der Ehre! In: Handelsblatt, 13. Februar 2012; Gilles Despas übernimmt Chefsessel bei Holidaycheck. In: Handelsblatt, 15. Mai 2012; Harald Czycholl: Das hinterhältige Spiel auf den Bewertungsportalen. In: Die Welt, 28. Juli 2014, abgerufen am 23. Juli 2016.
↑Holidaycheck startet Reisemagazin. In: fvw. Magazin für Touristik & Business Travel, 6. Januar 2017. Reisemagazin von Holidaycheck. In: B.Z., 29. Januar 2017.
↑Jan Bruns: 10 Online-Reiseanbieter im Test. In: Test Bild 1/2016, S. 30–37.
↑Deutschland Test: Deutschlands Kundenlieblinge. (PDF; 916 KB) In: deutschlandtest.de. 2016, archiviert vom Original am 3. August 2016; abgerufen am 19. Dezember 2021.
↑Siehe beispielsweise Freude in Sobernheim: "HolidayCheck Award" für BollAnts im Park. In: Rhein-Zeitung. 15. Januar 2015, abgerufen am 25. Juli 2016.Magic Life ganz groß beim Holidaycheck Award. In: T.A.I. Tourismuswirtschaft Austria & International, Nr. 2035/11 vom 14. Januar 2011; Drei HolidayCheck Awards für Aldiana. In: T.A.I. Tourismuswirtschaft Austria & International, Nr. 2190–2191/2014 vom 10. Januar 2014. Im Pool mit Promis. In: Berchtesgadener Anzeiger. 12. Februar 2016, abgerufen am 25. Juli 2016.
↑Zu dieser Problematik siehe etwa Jacob Schlandt: Die Welt der virtuellen Wunderbuden. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 22. Januar 2011; Markus Brügge: Lästern unerwünscht. In: Die Zeit. 15. Januar 2009, abgerufen am 25. Juli 2016.