Regelmäßigkeit der Teilnahme und Erfolge im Wettbewerb
Italien nahm bereits am ersten Eurovision Song Contest im Jahr 1956 teil. Allerdings wurden, abgesehen vom Schweizer Sieg, die restlichen Platzierungen nie bekannt gemacht. 1957 erreichte Italien einen sechsten Platz von zehn Teilnehmern. Aber schon 1958 konnte Italien mit Domenico Modugno einen dritten Platz erreichen. Auch in den Jahren danach konnte das Land mindestens immer einen Platz unter den besten Zehn erreichen. 1963 konnte der nächste dritte Platz eingefahren werden. 1964 gelang dann auch schon der erste Sieg Italiens beim ESC mit Gigliola Cinquetti und ihrem Lied Non ho l’età. 1965 konnte Italien als Gastgeber einen fünften Platz erreichen.
1966 trat Domenico Modugno zum dritten Mal für Italien an. Dieses Mal hatte er allerdings keinen Erfolg und landete mit 0 Punkten zusammen mit Monaco auf den letzten Platz und erreichte damit die bis dahin schlechteste Platzierung Italiens beim ESC. In den Jahren danach waren die Platzierungen mit Platz 11 1967, Platz 10 1968 und Platz 13 1969 eher durchschnittlich. Erst 1970 erreichte das Land wieder eine Platzierung unter den besten Zehn. Bis 1976 konnte sich Italien, mit Ausnahme von 1973, immer unter den besten Zehn platzieren. 1974 erreichte Gigliola Cinquetti, die 1964 den ESC für Italien gewann, sogar einen zweiten Platz, während Wess & Dori Ghezzi einen dritten Platz 1975 erreichten. Von 1977 bis 1979 erreichte Italien wieder nur durchschnittliche Platzierungen. Während 1980 noch ein sechster Platz erreicht wurde, setzte Italien 1981 und 1982 beim ESC aus.
1983 kehrte Italien schon wieder zurück, die Rückkehr war aber von einem durchschnittlichen Platz geprägt. 1984 und 1985 gelangen allerdings wieder zwei Platzierungen unter den besten Zehn. Während 1986 ausgesetzt wurde, kehrte Italien 1987 wieder zurück und erreichte sofort einen dritten Platz, der damit der bisher schon vierte dritte Platz in Italiens ESC Geschichte war. 1988 schnitt das Land dann wieder durchschnittlich ab. Von 1989 bis 1992 war Italien sehr erfolgreich. Insgesamt holte Italien in dem Zeitraum nur Platzierungen unter den besten Zehn und 1990 mit Toto Cutugno sogar den zweiten Sieg für Italien. 1993 war diese erfolgreiche Zeit aber vorbei. Italien erreichte nur einen durchschnittlichen zwölften Platz. Von 1994 bis 1996 setzte das Land erneut aus. Am Eurovision Song Contest 1997 nahm Italien wieder teil und erzielte einen vierten Platz. Ab 1998 setzte Italien dann komplett aus und blieb dem ESC bis 2010 jedes Jahr fern.
Ende 2010 wurde bekannt gegeben, dass Italien ab 2011 wieder am Wettbewerb teilnehmen möchte. Durch Italiens Rückkehr wurde aus der damaligen Big 4 die heute bekannte Big 5, womit Italien neben Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich nun zu den größten Geldgebern für den Wettbewerb zählt. In Düsseldorf war Italiens Rückkehr ein voller Erfolg: Raphael Gualazzi holte Platz 2 und die damit beste Platzierung seit dem Sieg 1990. Dabei gewann Italien das Juryvoting, konnte im Televoting allerdings nur Platz 11 holen. 2012 und 2013 war Italien ebenfalls erfolgreich und holte zwei Platzierungen unter den besten Zehn. 2014 kam dann ein kurzer Tiefpunkt: Emma Marrone holte in Kopenhagen mit Platz 21 Italiens schlechtestes Ergebnis aller Zeiten in seiner Geschichte beim ESC.
2015 war wieder ein voller Erfolg: Il Volo gewann das Televoting und holte Platz 6 im Juryvoting, womit die Gruppe insgesamt Platz 3 erreichte. Mit 292 Punkten holte sie die bis dahin höchste Punktzahl Italiens beim ESC. 2016 erreichte Italien mit Platz 16 wieder nur einen durchschnittlichen Platz. 2017 konnte Italien aber wieder einen Platz unter den besten Zehn erreichen, außerdem erreichte Francesco Gabbani mit 334 Punkten wieder einen neuen Punkterekord für Italien beim ESC. 2018 erreichte Italien mit Platz 5 ebenfalls eine gute Platzierung. 2019 erreichte das Land seine beste Platzierung seit 2011 auf Platz 2: Mit 472 Punkten stellte der Sänger Mahmood erneut einen neuen Punkterekord für Italien auf, der 2021 schon wieder eingestellt wurde, denn im Jahr 2021 gewann Italien schließlich zum dritten Mal den Eurovision Song Contest: Die Band Måneskin erhielt für das Lied Zitti e buoni 524 Punkte und damit einen neuen Punkterekord. Als Gastgeberland im Jahr 2022 konnte man mit einem 6. Platz erneut eine Platzierung unter den ersten Zehn erreichen, ebenfalls 2023, wo man mit Platz 4 eine Top-5 Platzierung einholte. Auch 2024 gelang es mit Angelina Mango und einem 7. Platz erneut eine Platzierung unter den ersten Zehn zu erreichen.
Insgesamt landeten 34 der 49 italienischen Beiträge in der linken Tabellenhälfte. Mit nur einem letzten Platz, drei Siegen, drei zweiten Plätzen, fünf dritten Plätzen und zahlreichen weiteren Platzierungen unter den besten Zehn gehört Italien zu den erfolgreichsten Ländern im Wettbewerb. Seit der Rückkehr im Jahr 2011 erreichte das Land mit Ausnahme auf 2014 und 2016 zudem nur Platzierungen unter den ersten Zehn.
Liste der Beiträge
Farblegende:– 1. Platz.– 2. Platz.– 3. Platz.– Punktgleichheit mit dem letzten Platz.– ausgeschieden im Halbfinale/in der Qualifikation/im osteuropäischen Vorentscheid.– keine Teilnahme/nicht qualifiziert.– Absage des Eurovision Song Contests.
Bis einschließlich 1966 waren die Siegertitel des Sanremo-Festivals automatisch die italienischen Beiträge beim Eurovision Song Contest, auch die Interpreten stimmten in der Regel überein (die meisten Lieder wurden in Sanremo allerdings in zwei Versionen von zwei verschiedenen Interpreten dargeboten; von diesen wurde je einer für den ESC ausgewählt). 1956 war, da zwei Beiträge eingereicht wurden, auch der zweitplatzierte Titel vertreten. In den Jahren 1967 bis 1969 wurde weiter einer der siegreichen Sanremo-Interpreten als Vertreter für den Eurovision Song Contest ausgewählt, allerdings mit einem neuen Titel. Zwischen 1970 und 1975 wurden die Sieger des Wettbewerbs Canzonissima mit neuen Liedern zum ESC geschickt (1974 war dies zufällig ein Sanremo-Siegerlied).[1]
Bis 1985 wurden die italienischen Vertreter vollständig intern ausgewählt, in den Jahren 1979, 1983 und 1985 waren es – mehr zufällig – die Vorjahressieger von Sanremo. 1987 bis 1997 fungierte das Sanremo-Festival wieder als Vorentscheidung (mit der Ausnahme 1991, als der ESC im eigenen Land stattfand), wobei nur 1997 auch das Lied beibehalten wurde. Außerdem rückten 1990 und 1992 jeweils nach Ablehnung der Sanremo-Sieger die Zweitplatzierten nach, 1988 gar der Drittplatzierte. 1987 fuhr Umberto Tozzi statt mit seinen beiden Sanremo-Kointerpreten mit dem Koautoren zum ESC.[1]
Nach der Rückkehr Italiens 2011 wurden bis einschließlich 2013 die Interpreten, bis auf 2012 auch der Titel, aus dem Teilnehmerfeld des Sanremo-Festivals ausgewählt (2013 war dies der Siegertitel). 2014 wurde Emma Marrone (Sanremo-Siegerin 2012) intern ausgewählt, das Land zu vertreten; auch ihr Titel wurde intern bestimmt. Von 2015 bis 2019 erhielt der Sieger des Sanremo-Festivals von vornherein das Recht, Italien mit seinem Siegertitel beim Song Contest zu vertreten. Allerdings musste der Interpret nicht zustimmen. So gewann die Gruppe Stadio das Sanremo-Festival 2016, entschied sich jedoch gegen eine Teilnahme, woraufhin die Rai die Zweitplatzierte Francesca Michielin zum ESC schickte.[2] 2015 und seit 2017 stimmten die Sieger einer Teilnahme zu.
Seit 2020 müssen die Interpreten, die am Sanremo-Festival teilnehmen, bereits im Vorfeld angeben, ob sie am Eurovision Song Contest teilnehmen wollen oder nicht. Damit weiß die italienische Fernsehanstalt bereits vorher, ob der Sieger auch gleichzeitig Italiens Interpret beim Song Contest ist. Stand 2021 nahmen alle Sieger auch am Eurovision Song Contest teil.
Kommerzielle Erfolge
Unabhängig von ihrem Abschneiden waren viele italienische Beiträge auch international erfolgreich. Am bekanntesten darunter wohl Nel blu dipinto di blu (Volare), das europaweit und auch in den USA den ersten Platz in den Charts erreichte und im gleichen Jahr auch den Grammy als Best song gewann. Andere internationale Hits waren Piove (Ciao, ciao, bambina), das in der Originalversion kommerziell erfolgreich war und von Caterina Valente auf Deutsch eingesungen den zweiten Platz in den deutschen Charts erreichte,[3] der erste Siegertitel Non ho l’età sowie Non so che darei aus dem Jahr 1980.
Sprachen
Italien ist seiner Landessprache über die Jahre sehr treu geblieben, nahezu alle Beiträge wurden komplett auf Italienisch gesungen. Die erste Ausnahme gab es 1976, als der Beitrag von Romina Power und Al Bano auf Englisch und Italienisch gesungen wurde. 1984 wurden zwei Zeilen des Liedes I treni di Tozeur auf Deutsch gesungen, tatsächlich handelte es sich um einen Satz aus MozartsZauberflöte.[4] 1985 wurde der zweite Beitrag von Romina Power und Al Bano überwiegend auf Italienisch gesungen, allerdings mit der englischen Titelzeile Magic, oh magic. 1990 endete jeder Refrain des Liedes Insieme: 1992 mit den englischen Wörtern unite, unite, Europe.[5] Sprachlich bemerkenswert ist auch das im neapolitanischen Dialekt vorgetragene Comme è ddoce ’o mare von 1991.
2011 brachte Raphael Gualazzi ebenfalls ein zweisprachiges Lied. Madness of Love wurde jeweils zu ca. 50 % auf Italienisch und auf Englisch gesungen, ebenso L’amore è femmina (Out of Love) 2012. 2013 und 2014 sangen die Interpreten Marco Mengoni mit L’essenziale und ebenso Emma Marrone mit La mia città nur auf Italienisch. Auch der Beitrag von 2015 Grande amore wurde komplett auf Italienisch vorgetragen. 2016 hingegen entschied sich Francesca Michielin den ursprünglich italienischen Beitrag Nessun grado di separazione in Stockholm teils auf Italienisch und auf Englisch zu singen. Der Titel wurde im Englischen zu No Degree of Separation umgewandelt. Der Song 2017 enthielt einzelne Wörter in Altgriechisch, Englisch, Französisch, Pali und Sanskrit, wurde aber auch überwiegend auf Italienisch gesungen. 2018 wurde der italienische Beitrag wieder vollständig auf Italienisch vorgetragen. Der Beitrag von 2019 wurde überwiegend auf Italienisch gesungen, enthielt aber auch einige Wörter aus dem Arabischen. Damit tauchte die Sprache zum ersten Mal in einem italienischen Beitrag auf. Seit 2020 werden die Songs wieder vollständig auf Italienisch vorgetragen.
Seit 1975 vergab Italien im Finale die Höchstpunktzahl an 22 verschiedene Länder, davon fünfmal an Irland. Im Halbfinale dagegen vergab Italien die Höchstpunktzahl an elf verschiedene Länder, davon viermal an die Ukraine.
Toto CutugnoInsieme: 1992 ist der einzige Siegertitel im Wettbewerb mit einem zu seiner Zeit aktuellen politischen Bezug: Es ging um das Schengener Abkommen.[7]
1974 wurde der Contest von der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehanstalt RAI nicht übertragen, da befürchtet wurde, der von Gigliola Cinquetti interpretierte Beitrag Sì („Ja“), könne die Volksabstimmung zur Abschaffung des alten Scheidungsrechts, die etwa fünf Wochen später am 12. Mai stattfinden sollte, hin zu einem positiven Wahlergebnis beeinflussen.[8]
Mit der Rückkehr Italiens zum Wettbewerb im Jahr 2011, wurden die Großen VierSpanien, Deutschland, Großbritannien und Frankreich um Italien zu den Großen Fünf erweitert. Der italienische Beitrag ist somit immer für das Finale qualifiziert.
Hätte es 2011 eine reine Jury-Abstimmung gegeben, hätte Italien gewonnen.[9]
Hätte es 2015 eine reine Televoting-Abstimmung gegeben, hätte Italien gewonnen.[10]
Italien ist das einzige Land im Wettbewerb, welches vier Mal in Folge über 300 Punkte erreichen konnte: 334 Punkte (2017), 308 (2018), 472 (2019) und 524 (2021).
Impressionen
Raphael Gualazzi 2011
Nina Zilli 2012
Marco Mengoni 2013
Emma Marrone 2014
Il Volo 2015
Francesca Michelin 2016
Francesco Gabbani 2017
Ermal Meta und Fabrizio Moro 2018
Mahmood 2019
Måneskin 2021
Marco Mengoni 2023
Angelina Mango 2024
Literatur
Eddy Anselmi: Il Festival di Sanremo. 70 anni di storie, canzoni, cantanti e serate. DeAgostini, Mailand 2020, ISBN 978-88-511-7661-7.