Johann wurde im gleichen Jahr geboren, in dem sein Vater in der Schlacht von Azincourt fiel. Als jüngerer Sohn erhielt er von seinem Vater keinen Titel und wurde deshalb von seinem Großvater Herzog Johann I. von Berry mit der Grafschaft Étampes belehnt. Nach dem Tod Johanns von Berry 1416 bestritt der französische König die Verleihung der Grafschaft und die Übertragung auf Johann von Burgund verzögerte sich wegen des Prozesses, bis die Grafschaft schließlich 1421 an Richard von Bretagne vergeben wurde. Johann führte aber zeitlebens den Titel eines Grafen von Étampes.
Als junger Mann kämpfte Johann in der Armee seines Cousins, des Herzogs Philipp des Guten von Burgund, in der Picardie (1434), in Calais (1436), in Luxemburg (1443) und in Flandern (1453). Er zerstritt sich jedoch mit dem Sohn Philipps des Guten, Karl dem Kühnen und stellte sich deswegen an die Seite des französischen Königs Ludwig XI. Aus diesem Grund wurde er 1468 aus dem Orden vom Goldenen Vlies ausgeschlossen, dem er seit 1456 angehört hatte.[2]
Nach dem Tod seines älteren Bruders Karl von Burgund 1464 erbte er dessen Besitzungen, da dieser ohne Erben geblieben war. Er wurde so Graf von Nevers und Rethel. 1465 unterstützte er König Ludwig XI. im Kampf gegen die Ligue du Bien public und stellte sich damit gegen seinen Verwandten, Karl den Kühnen. 1472 erbte er von seinem Onkel Karl von Artois die Grafschaft Eu, die er 1477 kurz vor dessen Tod an Karl den Kühnen verkaufen wollte. Der Tod des Herzogs verhinderte jedoch die Übertragung.
Als Erbin von Nevers und Eu setzte Johann zuerst seine Tochter aus erster Ehe, Elisabeth von Burgund, ein, da sie jedoch vor ihm verstarb, erbte nach seinem Tod ihr Sohn Engelbert von Kleve die Grafschaften Nevers und Eu 1491. Die Grafschaft Rethel ging an Charlotte von Burgund, die Tochter aus zweiter Ehe.
Familie
Johann heiratete in erster Ehe 1435 in AmiensJacqueline d’Ailly († 1470), die Tochter von Raoul d'Ailly. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor:
In dritter Ehe heiratete Johann am 11. März 1480 in Châllus-Chabrol Françoise d’Albret (* 1454; † 1521), Tochter von Arnaud Amanieu d’Albret, Herr von Orval, und Isabelle de La Tour d’Auvergne. Sie war die Schwester von Jean d’Albret-Orval. Diese Ehe blieb kinderlos.
Daneben hatte er noch mehrere uneheliche Kinder:
Johann, Mönch in Nevers
Gerhard
Peter von Nevers, von Marguerite de Ghistelles, legitimiert
Philipp von Nevers († 1522), von Marguerite de Ghistelles, legitimiert. Herr von Rosoy, ⚭ Maria von Roye († 1488, Haus Roye).
Einzelnachweise
↑Königl. Bibliothek in Den Haag, 76 E 10: Statuts, Ordonnances et Armorial de l'Ordre de la Toison d'Or, Folio 65r
↑Sonja Dünnebeil (Hrsg.): Die Protokollbücher des Ordens vom Goldenen Vlies. Band 2: Das Fest 1468 in Brügge unter Herzog Karl dem Kühnen. Thorbecke, Ostfildern 2003, ISBN 3-7995-7912-5, S. 20f. (Instrumenta 12).
Literatur
Raphael de Smedt (Hrsg.): Les chevaliers de l'ordre de la Toison d’or au XVe siècle. Notices bio-bibliographiques. 2. verbesserte Auflage. Peter Lang, Frankfurt 2000, ISBN 3-631-36017-7, S. 125–129 (Kieler Werkstücke. D 3).
Andrea Berlin, Magie am Hof der Herzöge von Burgund. Aufstieg und Fall des Grafen von Étampes. Konstanz 2016, ISBN 978-3-86764-635-2 (Spätmittelalterstudien, 6).