Nachdem Davis bereits 1920 als einer der Geheimfavoriten für eine Nominierung gegolten hatte, stellte ihn die Demokratische Partei am 9. Juli 1924 als Kompromisskandidaten für die Präsidentschaftswahl auf; sein Vizepräsidentschaftskandidat war Charles W. Bryan, Gouverneur von Nebraska und jüngerer Bruder des dreimal erfolglosen Präsidentschaftskandidaten William Jennings Bryan. Die damals innerlich stark zerrissene Partei benötigte bei der Democratic National Convention im Madison Square Garden die Rekordzahl von 17 Versammlungstagen, bis mit Davis im 103. Wahlgang ein Kandidat bestimmt werden konnte. Der nach dem 100. Wahlgang noch führende Al Smith hatte seine Bewerbung zurückgezogen. Da Davis den Ku-Klux-Klan angeprangert hatte und als Solicitor General unter PräsidentWoodrow Wilson für eine Stärkung der Wahlrechte der Afroamerikaner eingetreten war, büßte er in den Südstaaten (wo er dennoch teilweise knappe Mehrheiten erhielt) sowie landesweit bei konservativen Demokraten Stimmen ein. Mit 28,8 % der Stimmen und 136 Wahlmännern unterlag er deutlich dem republikanischen Amtsinhaber Calvin Coolidge (54 %, 382 Wahlmänner). Viele mit ihrer Partei unzufriedene demokratische Stammwähler – sowohl aus dem konservativen als auch aus dem linksliberalen Spektrum – entschieden sich für Robert M. La Follette von der Progressiven Partei, der sich einige klassische Positionen der Demokraten, wie etwa eine stärkere staatliche Kontrolle der Wirtschaft, zu eigen gemacht hatte. La Follette erhielt 16,6 % der Stimmen und 13 Wahlmänner.
John W. Davis gilt als einer der prominentesten und erfolgreichsten US-amerikanischen Rechtsanwälte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In 140 Fällen trat er vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten auf, zuletzt 1952.
Davis heiratete am 20. Juni 1899 in Charlestown (West Virginia) die aus Kentucky stammende Julia Terrell McDonald, die am 17. August 1900 im Alter von 26 Jahren starb. Sie hatten eine gemeinsame Tochter, Julia McDonald Davis (1900–1993), die 1926 einer der ersten weiblichen Journalistinnen der Associated Press und später erfolgreiche Autorin von 21 Romanen und vier Theaterstücken wurde. Julia heiratete William McMillan Adams (1895–1986), den Sohn von Arthur H. Adams, Präsident der United States Rubber Company und Überlebender der Lusitania. In zweiter Ehe war John Davis seit dem 2. Januar 1912 mit Ellen Graham Bassel (1880–1943) verheiratet. Deren Schwester Caroline war die Ehefrau von Waldo Percy Goff, einem Sohn von Nathan Goff.
Sein Neffe war der spätere US-Außenminister Cyrus Vance.
Literatur
William H. Harbaugh: Lawyer’s Lawyer. The Life of John W. Davis. Oxford University Press, New York 1973, ISBN 0-19-501699-8.