Er entstammte dem alten deutschen Adelsgeschlecht Voß. Als Sohn des Oberstleutnants und Assessors im Kriegskollegium Georg Adam von Voß (1733–1791) schlug er mit 14 Jahren eine militärische Karriere ein. 1782 kam er zum Infanterieregiment „von Wunsch“. Seine satirische Ader missfiel seinem Regimentschef und machte ihm auch sonst keine Freunde, und so kam er in das Infanterieregiment „von Pfuhl“. Er beschäftigte sich mit der Kriegswissenschaft und arbeitete Reformvorschläge aus, die jedoch nicht beachtet wurden.
1794 wurde Voß Adjutant des Oberst von Hundt. Mit Glück und Geschick konnte er im Kościuszko-Aufstand die schlecht befestigte Festung Thorn und die dortige Kriegskasse mit 1,5 Millionen Talern retten. Er bekam zwar dafür den Orden Pour le Mérite, sein Oberst wurde jedoch sogar General, bekam ebenfalls den Pour le Mérite und dazu auch wertvolle Güter. Dieses Missverhältnis fachte Voß’ satirische Neigung wieder an.
Da er vergeblich auf seine militärische Beförderung wartete, nahm er 1798 seinen Abschied vom Militärdienst und widmete sich von nun an ganz der schriftstellerischen Tätigkeit. Er durchwanderte Deutschland, Schweden, Frankreich und Italien, kehrte aber nach Berlin zurück.
Seine Bestrebungen, eine feste Anstellung am Theater zu erhalten, blieben ergebnislos. Er verfiel mehr und mehr dem Alkohol. Beim Konkurs seiner Bank verlor er sein gesamtes Vermögen. So verbrachte er die letzten 10 Jahre seines Lebens trotz einer königlichen Pension unter ärmlichen Verhältnissen. Einige seiner Lustspiele hatten dennoch großen Erfolg. August Wilhelm Iffland brachte mehrere Stücke auf die Bühne des Berliner „Königlichen Nationaltheaters“. Besonders erfolgreich waren:
Die Griechheit. Original-Lustspiel in Fünf Akten, mit Tanz und Gesang (UA 4. Mai 1807, bis 1814 20 Aufführungen).
Künstlers Erdenwallen. Original-Lustspiel in Fünf Akten (UA 29. Januar 1810, bis 1814 19 Aufführungen).
Die Sternenkönigin, romantisches Feenmärchen in 3 Akten (UA 7. Dezember 1804, bis 1814 14 Aufführungen).
Nach seiner Entlassung beim Militär arbeitete er vor allem an Romanen und Theaterstücken wie seinem 1818 erschienenen RomanDas Grab der Mutter in Palermo. Sein bereits 1810 publizierter Ini. Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert gilt als erster deutschsprachiger Science-Fiction.[1][2][3] 1821 wurde seine Lokalposse Der Stralower Fischzug im Königlichen Opernhaus in Berlin uraufgeführt. Das Stück wurde zwar von den Fachkritikern verrissen, aber das Publikum zeigte sich begeistert.
Julius Voß war mit Helene Josefine Susanne von Voß (* 1781; † 19. März 1835) verheiratet. Er starb an der Cholera und ist auf dem Garnisonfriedhof in Berlin begraben.
Werke
Das Gesamtwerk des Autors wird auf 160 Titel geschätzt.[4]
Die travestirte Jungfrau von Orleans. Posse in zwei Akten mit Prolog und Epilog (1803) (Digitalisat)
Der travestirte Nathan der Weise. Posse in zwey Akten mit Intermezzos, Chören, Tanz, gelehrtem Zwykampf, Mord und Todschlag (1804) (Digitalisat)
Der travestirte Alarcos. Ein Nachspiel (1804)
mit Wentzel Müller und Karl-Friedrich Wenzel: Die zwölf schlafenden Jungfrauen. Romantisches Schauspiel mit Gesang in vier Akten (1805)[5]Volltext – online – kostenfrei[6]
Ignaz von Jalonski oder oder die Liebenden in der Tiefe der Weichsel. Eine wahre Geschichte aus den Zeiten der Polnischen, Französischen und Negerrevolution in St. Domingo (Berlin/Leipzig 1806).
Geschichte eines bei Jena gefangnen preuszischen Offiziers (1807), Digitalisat
Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutsche Dichtung aus den Quellen. S. 937. Digitalisat
Johannes Hahn: Julius von Voß (= Palaestra. Band 94). Mayer & Müller, Berlin 1909, OCLC250054570 (Dissertation Universität Berlin 15. Dezember 1909, 94 Seiten, Referent E. Schmidt).
Leif Ludwig Albertsen: Die Eintagsliteratur der Goethezeit. Proben aus den Werken von Julius von Voß. Bern/Frankfurt a. M. 1975.
Ulrich Blode: Vom europäischen Kaiser und von Automaten: Technik und Utopie bei Julius von Voß (1768–1832). Begleittext zum Vortrag im Rahmen des „Novembers der Wissenschaft“ 2010, Hannover 2010.
Rüdiger von Voss: Julius von Voß : Offizier, Aufklärer und Schriftsteller im Zeitalter der Revolutionen. be.bra wissenschaft verlag, Berlin [2017], ISBN 978-3-95410-088-0.
Dirk Sangmeister: »Was war das für ein Kerl?« Zum 250. Geburtstag des fleißigen Unterhaltungs- und Theaterschriftstellers Julius von Voß (1768–1832). In. Zeitschrift für Germanistik. N.F. 28 (2018), H. 2, S. 362–367.
Florian Kappeler: Die deutsche Literatur der Haitianischen Revolution. Narrative des Globalen, der Handlungsmacht und des Fortschritts seit 1791. Bielefeld 2023, S. 167–208.
↑Claus Ritter: Anno Utopia oder So war die Zukunft. Das Neue Berlin, Berlin 1982, S.62 (nach dem das Werk der "allererste deutsche Zukunftsroman" war).
↑Roland Innerhofer: Deutsche Science Fiction 1870-1914: Rekonstruktion und Analyse der Anfänge einer Gattung. Böhlau Verlag Wien, 1996, ISBN 978-3-205-98514-3, S.150 (google.com [abgerufen am 20. Mai 2023] der dazu Claus Ritter zitiert).
↑Hans Frey: Fortschritt und Fiasko: Die ersten 100 Jahre der deutschen Science Fiction. Memoranda Verlag, 2018, ISBN 978-3-948616-19-9 (google.com [abgerufen am 20. Mai 2023]).
↑Zum ersten Mal aufgeführt am 19. März 1805, für die Berliner Bühne umgearbeitet, Schöne, Berlin 1805, OCLC644266466 Beiträge zur deutschen Schaubühne von Julius von Voß, Berlin, 1809. - Rollen: Der Ritter; Der Kanzler; Der Pfalzgraf; Hedwig, seine Tochter; Ein Räuberhauptmann; Kunigunde, seine Gattin; Adelheid, seine Tochter; Sein Sohn; Gutta von Eberstein; Gutta's Geliebter; Burgvogt des Kanzlers; Ein Officier des Kaisers; Ein Müller; Ein guter Genius; Ein böser Dämon; Die zwölf schlafenden Jungfrauen; u. a. 116 Seiten.
↑Digitalisierung und Erschließung der Librettosammlung Her der Bayerischen Staatsbibliothek.