Oberstleutnant ist ein militärischerDienstgrad für Soldaten der deutschen Bundeswehr, des österreichischen Bundesheeres und der Schweizer Armee. Bei den Wachkörpern Österreichs ist der Oberstleutnant eine Verwendungsbezeichnung. Im historischen und modernen Militär verschiedener Länder finden sich vergleichbare, teils ähnlich lautende Dienstgrade.
Maßgebliche gesetzliche Grundlagen für die Ernennung zum Oberstleutnant trifft die Soldatenlaufbahnverordnung (SLV) und ergänzend die Allgemeine Regelung A-1340/49. Zum Dienstgrad Oberstleutnant können Soldaten auf Zeit, Berufssoldaten und beorderteReservisten ernannt werden. Voraussetzung ist die Zugehörigkeit zur Laufbahngruppe der Offiziere. Offiziere (außer Militärmusikoffiziere) können frühestens elf Jahre nach Ernennung zum Leutnant zum Oberstleutnant ernannt werden;[A 3] Militärmusikoffiziere sechs Jahre nach Ernennung zum Hauptmann.[A 4] Eine Einstellung mit dem Dienstgrad Oberstleutnant ist mit einer der Verwendung entsprechenden Qualifikation ebenfalls möglich.[A 5][12][13][14][A 6]
In der Nationalen Volksarmee war Oberstleutnant (Abkürzung: OSL) von 1956 bis 1990 der zweithöchste Offiziersrang der Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere. Sein maritimes Pendant war der Fregattenkapitän der Volksmarine. Dieser Dienstgrad wurde in der Regel nur Berufsoffizieren verliehen. Seine Verwendung entsprach in etwa der in der Bundeswehr. Das Dienstgradabzeichen bestand aus geflochtenen Schnüren, auf denen zwei Sterne angebracht waren.
Im österreichischen Bundesheer ist der zwischen Major und Oberst stehende Oberstleutnant ebenfalls der sechsthöchste Offiziersdienstgrad.
Außerdem wird die Verwendungsbezeichnung Oberstleutnant für Leitende Beamte (E1) der Exekutive in Österreich, dazu gehören Bundespolizei und Justizwache, verwendet. Da es sich bei den genannten Wachkörpern um zivile Körperschaften handelt, die lediglich nach militärischem Muster organisiert sind, handelt es sich jedoch nicht um „Polizeioffiziere“, sondern sie führen lediglich Offiziersränge als Verwendungsbezeichnung. Im Übrigen ist ein direkter Vergleich mit den Dienstgraden des Bundesheeres nicht möglich, da in der Bundespolizei Aufgaben, die im militärischen Bereich einem niedrigrangigen Offizier zukommen, von hochrangigen dienstführenden Beamten (E 2a), also Angehörigen der mittleren Laufbahnebene, wahrzunehmen sind.
In der Schweizer Armee steht der Oberstleutnant ebenfalls zwischen Major und Oberst und ist (in Friedenszeiten) der fünfthöchste Offiziersdienstgrad. Neben dem Oberstleutnant gibt es den gleichrangigen Grad „Oberstleutnant im Generalstab“. In Auslandseinsätzen wird der Oberstleutnant als Lieutenant Colonel bezeichnet (LTC/Lt Col) (NATO-Rangcode: OF-4).
Der Oberstleutnant führt als Kommandant ein Bataillon, eine Abteilung oder ein Geschwader. Als Stabsoffizier ist er für ein Fachgebiet im Brigadestab zuständig. Ein Oberstleutnant im Generalstab (Oberstlt i Gst) führt im Brigadestab die Führungsgrundgebiete 2 (Nachrichten), 3 (Operation), 5 (Planung). Das Dienstgradabzeichen zeigt bei der Schweizer Armee zwei breite Galons.
Einordnung: Mannschaften – Unteroffiziere – Höhere Unteroffiziere – Subalternoffiziere – Hauptleute – Stabsoffiziere – Höhere Stabsoffiziere – Oberbefehlshaber der Armee Alle Grade auf einen Blick:Grade der Schweizer Armee
In Brasilien entspricht der Dienstgrad „Oberstleutnant“ dem Rang des Tenente Coronel in Heer und Luftwaffe.
Dieser Rang steht über dem Major (deutsch: Major) und unter dem Coronel (deutsch: Oberst).
In der Marine ist das Äquivalent der Capitão de Fragata (deutsch: Fregattenkapitän).
Dieser Rang steht über dem Capitão de Corveta (deutsch: Korvettenkapitän) und unter dem Capitão de Mar e Guerra (deutsch: Kapitän zur See).
Frankreich
In Frankreichs Streitkräften ist der mit dem deutschen Oberstleutnant vergleichbare Rang der Lieutenant-colonel; dieser steht über dem Commandant (entspricht dem deutschen Major) und unter dem Colonel (vergleichbar Oberst).
Weitere mit dem deutschen Oberstleutnant vergleichbare Ränge sind u. a. der spanischeTeniente Coronel, der tschechischepodplukovník und der russischepodpolkownik.
Vatikanstadt
In der Schweizergarde ist der Oberstleutnant durch die enge Verbundenheit zur Schweizer Armee ebenfalls ein Rang.
Vereinigtes Königreich
Im britischen Heer lautet der dem deutschen Oberstleutnant entsprechende Dienstgrad Lieutenant Colonel (Lt. Col.), in der britischen Luftwaffe der entsprechende Dienstgrad Wing Commander, in der britischen MarineCommander.
Vereinigte Staaten
Die United States Army, die US Air Force und das US Marine Corps kennen den Dienstgrad eines Lieutenant Colonel. In der Hierarchie steht dieser über dem Major und unter dem Colonel. Die US-Soldstufe ist O-5, der NATO-Rangcode OF-4. Ein Lieutenant Colonel führt operativ ein Bataillon, eine Schwadron oder bei den Luftstreitkräften eine Staffel (squadron).
↑Die Elfjahresfrist gilt für Fliegendes Personal, Offiziere im Kommando Spezialkräfte, die für besondere Einsätze verwendet werden sowie für Kampfschwimmer. Für alle anderen Offiziere (außer Militärmusikoffiziere) sieht die A-1340/49 eine Frist von 13 Jahren vor. Bei einer Einstellung mit Dienstgrad Oberleutnant, Hauptmann oder Major verkürzt sich die Frist entsprechend der A-1340/49.
↑Die Militärmusikoffiziere werden hier explizit erwähnt, weil im Gegensatz zu allen anderen Offizieren ihre Mindestdienstzeiten nicht auf den Zeitpunkt der Ernennung zum Offizier, sondern immer auf die Zeit seit Ernennung zum Hauptmann bezogen ist.
↑Als Oberstleutnant (nicht aber als Militärmusikoffizier) kann gemäß Soldatenlaufbahnverordnung eingestellt werden, wer die erforderliche Eignung durch eine dem Dienstgrad entsprechende dreijährige Tätigkeit erworben hat und zusätzlich (a) ein Masterstudium erfolgreich absolviert hat und über mindestens zwei zusätzliche Jahre und sechs Monate (insgesamt also fünfeinhalb Jahre) einschlägige Berufserfahrung verfügt oder (b) die Befähigung zum Richteramt erlangt hat (= zweites juristisches Staatsexamen) oder (c) die Befähigung für eine Laufbahn des höheren Dienstes des Bundes erlangt hat oder (d) Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.) bzw. Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) ist.
↑Die Altersgrenzen wurden mit dem Dienstrechtsneuordnungsgesetz 2009 neu bestimmt, vgl. insbes. Änderungen betreffend § 45 SG und Übergangsbestimmungen gem. § 96 SG. Vgl. Gesetz zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts (Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG). In: BGBl. Teil 1, G 5702. Band2009, Nr.7. Bundesanzeiger Verlag, Bonn 11. Februar 2009, S.160–275 (BGBl. 2009 I Nr. 7 [abgerufen am 14. November 2014]).
↑ abDer Bundesminister der Verteidigung; Abteilung Personal-, Sozial- und Zentralangelegenheiten (Hrsg.): ZDv 20/7. Bestimmungen für die Beförderung und für die Einstellung, Übernahme und Zulassung von Soldatinnen und Soldaten. Bonn 27. März 2002, Art. 635 (PDF (Memento vom 26. Oktober 2014 im Internet Archive) [abgerufen am 26. März 2014] DSK AP210100187, Neudruck Januar 2008).
↑ abDie äquivalenten, ranghöheren und rangniedrigeren Dienstgrade sind im Sinne der ZDv 14/5 B 185 angegeben, vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S.B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz). Die in der Infobox dargestellte Reihenfolge der Dienstgrade entspricht nicht notwendigerweise einer der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen regelmäßig durchlaufenen Dienstgradabfolgen und auch nicht notwendigerweise der in der Vorgesetztenverordnung beschriebenen Dienstgradhierarchie im Sinne eines Vorgesetztenverhältnisses).