Im November 1915 rückte Sterrer zum Landsturm ein und bewarb sich um einen Posten im k.u.k. Kriegspressequartier, wo er am 18. April 1916 als Kriegsmaler in die Kunstgruppe aufgenommen wurde.[3] Frontexkursionen führten ihn an den russischen und italienischen Kriegsschauplatz. Im Sommer 1918 wurde er auf besonderen Wunsch zu den Fliegertruppen an die Tiroler Front versetzt. Während des Krieges malte und zeichnete Sterrer hauptsächlich Fliegermotive und Porträts von Fliegerhelden, aber auch Plakate für Kriegsanleihen.[4][5] Sterrer wurde bis Dezember 1918 in den Standeslisten des Kriegspressequartiers geführt.
Ab 1920 interessierte sich Sterrer vor allem für die Technik der Radierung. Ab 1921 lehrte er an der Wiener Akademie, 1922 wurde er Professor. Leopold Hauer, Hans Fronius, Rudolf Hausner, Karl Glatt und Max Weiler zählen zu Sterrers Schülern. 1929 erhielt er den Staatlichen Ehrenpreis. In den Jahren 1937 und 1938 war Sterrer als Rektor der Wiener Akademie tätig. Karl Sterrer war der einzige Beschäftigte der Akademie der bildenden Künste, der zweimal dienstenthoben wurde: Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und – nachdem er 1939 rehabilitiert wurde, nach dem Ende der NS-Herrschaft noch einmal. Nach der Absetzung als Rektor 1938 bemühte sich Sterrer, in die NSDAP aufgenommen zu werden, was ihm erst 1940 gelang. Danach engagierte er sich als Nationalsozialist und trat auch aus der katholischen Kirche aus. 1938/39 porträtierte er Adolf Hitler. 1945 wurde er zum zweiten Mal aus dem Staatsdienst entlassen, was auch den Verlust der Professur bedeutete; eine zur Entnazifizierung gebildete Sonderkommission entschied negativ und versetzte ihn 1946 mit gekürzten Bezügen in den dauernden Ruhestand. Die Akademie hatte eine Würdigung durch eine ungekürzte Pension vorgeschlagen, sich aber sonst nicht explizit gegen seinen Abgang ausgesprochen.[6] Ab 1946 wandte sich Sterrer wieder verstärkt religiösen Themen zu. 1957 wurde ihm der Große Österreichische Staatspreis für Bildende Kunst verliehen.
Sein Schaffen umfasst Porträts, figurale Kompositionen, Landschaften, Akte und Graphiken sowie Glasfenster.
In den Beständen des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums befinden sich zahlreiche Werke von Karl Sterrer, mehrere davon sind in der Dauerausstellung der Öffentlichkeit zugänglich. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Werke, die Sterrer als Kriegsmaler anfertigte.[7]
Werke (Auszug)
Stellung in der Bukowina, 1916, Öl auf Leinwand, Heeresgeschichtliches Museum, Wien
Österreichische Stellungen bei Toporoutz (Bukowina), 1918, Öl auf Leinwand, 77 × 211 cm, Heeresgeschichtliches Museum Wien
Linienschiffsleutnant Banfield und seine Kampfflieger, Kreide mit Deckfarben auf Papier, 70,9 × 95,7 cm, Heeresgeschichtliches Museum Wien
Heimat – Aufruf, 1914/15, Mischtechnik, 68 × 91 cm, Heeresgeschichtliches Museum Wien
Heimat – Dein Mann, 1914/15, Mischtechnik, 68 × 91 cm, Heeresgeschichtliches Museum Wien
Christus-König-Mosaik an der Altarwand der Christkönigskirche in Wien 15.
Literatur
Arpad Weixlgärtner: Karl Sterrer: ein Wiener Maler der Gegenwart. Wien 1925.
Heeresgeschichtliches Museum (Militärwissenschaftliches Institut): Fliegen 90/71. Katalog zur Ausstellung, Band II: Fliegen im Ersten Weltkrieg, Gemälde und Zeichnungen. Wien 1971.
Liselotte Popelka: Vom Hurra zum Leichenfeld. Gemälde aus der Kriegsbildersammlung 1914–1918. Wien 1981.
↑Österreichisches Heeresmuseum (Hrsg.): Katalog der Kriegsbildergalerie des Österreichischen Heeresmuseums, Wien 1923, S. 1.
↑Liselotte Popelka: Vom Hurra zum Leichenfeld. Gemälde aus der Kriegsbildersammlung 1914–1918. Wien 1981, S. 28.
↑Walter Reichel: „Pressearbeit ist Propagandaarbeit“ – Medienverwaltung 1914–1918: Das Kriegspressequartier (KPQ). Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchiv (MÖStA), Sonderband 13, Studienverlag, Wien 2016, ISBN 978-3-7065-5582-1, S. 184.
↑Heeresgeschichtliches Museum (Militärwissenschaftliches Institut): Fliegen 90/71. Katalog zur Ausstellung, Band II: Fliegen im Ersten Weltkrieg, Gemälde und Zeichnungen. Wien 1971, S. 40–45.
↑Verena Pawlowsky: Die Akademie der bildenden Künste Wien im Nationalsozialismus. Lehrende, Studierende und Verwaltungspersonal. Böhlau, Wien 2015, S. 42.
↑Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz/Wien 2000, S. 92.