Kiebingen liegt rund drei Kilometer östlich von Rottenburg am Neckar und rund acht Kilometer südwestlich von Tübingen. Unweit der Ortschaft befinden sich auf beiden Seiten des Neckars die Naturschutzgebiete Oberes Steinach und Burglehen, die jeweils eine besondere Bedeutung als Rast-, Brut- und Nahrungsplatz für die Vogelwelt besitzen. Die Gemarkung Kiebingen hat im Osten Anteil am Naturschutzgebiet Bühler Tal und Unterer Bürg. Durch Kiebingen fließt der Rohrhaldenbach, der in der Ortslage verdolt ist.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes geht mit „Chubingen“ auf das Jahr 1204 zurück.
Zwei entdeckte Reihengräber aus dem 5. Jahrhundert lassen jedoch auf eine sehr lange Geschichte schließen.
Im Jahre 1342 wurde südlich des Ortes das Paulinerkloster Rohrhalden als Einsiedelei der Pauliner Eremiten gegründet.
Das Kloster durchlebte im Laufe der Jahrhunderte Blüte und Niedergang, bis es im Jahre 1748 aufgelöst und im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde.
In den 1970er Jahren erforschte eine Arbeitsgruppe um Utz Jeggle vom Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen am Beispiel von Kiebingen Sozialgeschichte und Zivilisationsprozess in dörflichen Gemeinschaften. Kiebingen zählt damit zu den am besten erforschten Dörfern Deutschlands.
Am 1. Dezember 1971 wurde Kiebingen in die Stadt Rottenburg am Neckar eingegliedert.[1]
Bevölkerung
In Kiebingen leben 2087 Einwohner (Stand 2015) auf einer Fläche von 5,18 km². Die Bevölkerungsdichte Kiebingens beträgt 403 Einwohner pro Quadratkilometer.
Einwohnerentwicklung
1910: 0685 Einwohner
1933: 0744 Einwohner
1950: 0874 Einwohner
1961: 1040 Einwohner
1970: 1388 Einwohner
1980: 1521 Einwohner
1990: 1698 Einwohner
2004: 1985 Einwohner
2009: 2022 Einwohner
2013: 2053 Einwohner
2015: 2087 Einwohner
Politik
Wappen
Blasonierung: „In Rot ein breiter silberner Schrägbalken, belegt mit einem roten Kreuz.“
Gemeindepartnerschaft
Kiebingen und die französische Gemeinde Lion-sur-Mer in der Normandie haben am 8. Oktober 1988 einen Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Die Verbindungen zwischen den beiden Orten, die durch den früheren Kiebinger Pfarrer Karl Rupp entstanden sind, bestehen seit Anfang der 70er-Jahre.
Die Rottenburger Uhrenfabrik Junghans betreibt seit 1903 ein eigenes Kraftwerk, das auch heute noch Strom produziert. Für die Uhrenfabrik war das durch Wasser und Dampf angetriebene Kraftwerk überdimensioniert, so dass der überschüssige Strom verkauft wurde.[2]
Kiebingen verfügt über eine jahrgangsgemischte Grundschule, in welcher die Klassen 1/3 und 2/4 zusammen unterrichtet werden. Seit 2016 trägt diese den Namen Rohrhaldenschule Kiebingen.[4]
Karlheinz Geppert (Hrsg.): 800 Jahre Kiebingen. Heimatgeschichte zwischen Neckar und Rammert; [1204 - 2004]. Geiger, Rottenburg am Neckar 2004, ISBN 3-89570-930-1.
Utz Jeggle: Kiebingen: eine Heimatgeschichte. Zum Prozess der Zivilisation in einem schwäbischen Dorf. Tübingen, 1977.
Albert Ilien: Prestige in dörflicher Lebenswelt: eine explorative Studie, Tübinger Vereinigung für Volkskunde e. V., zugleich Dissertation Universität Tübingen, Fachbereich Sozial- und Verhaltenswissenschaften, 1977.
Wolfgang Kaschuba, Carola Lipp: Dörfliches Überleben. Tübingen, 1982.
Stadtverwaltung Rottenburg: 800 Jahre Kiebingen. 1204–2004. Geiger-Verlag, 2004. ISBN 3895709301