Die Gemeinde Landensberg liegt in der Region Donau-Iller und am westlichen Rand der Holzwinkel genannten Landschaft, die den nördlichen Teil des Naturparks Augsburg-Westliche Wälder bildet.
Die erste Erwähnung von Landensberg stammt aus dem Inhaltsverzeichnis (Oettingische Regesten[4]) einer nicht mehr vorhandenen Lehensurkunde vom 5. Dezember 1293. Darin verleiht Heinrich III. Markgraf von Burgau bezeugt durch seinen Vormund den Grafen Ludwig "den Alten" von Oettingen seinem Dienstmann „Cunrad dem Halder seinem Diener und seinen Erben, es seien Töchter oder Söhne, zu Lehen die Burg zu Walzhuot, das Dorf zu Gletewinch mit Kirchensatz, Leute und Güter zu Meribotenberge, den Kirchensatz zu Landesperge, das Gut zu den Höfen, den Weiherhof mit allem, was dazu gehöret und noch folgende Leute: Mager, Cunr. Bame mit Weib und Kind, Widemiui, Mullar zu Gletewinch, Hobsteter, Gramelich und 6 weitere fast alle mit Weib und Kind“.
Wie bei vielen anderen Ortsnamen kann die genaue Herkunft nicht exakt bestimmt werden, jedoch liefert die Sprachwissenschaft einige Hinweise. Der Ortsname "Landensberg" besteht zum einen aus dem Grundwort „Berg“ (von mittelhochdeutsch „berc“), was mit der Tatsache übereinstimmt, dass der Ort auf einer Anhöhe liegt[5]. Zum anderen ist dem Grundwort der Personenname „Lanthere“ (althochdeutsch) vorangestellt. Dieser ist germanischen bzw. fränkischen Ursprungs und wurde vom 7. bis 10. Jh. sehr oft als Personenname verwendet. Der Ortsname bedeutet also sinngemäß "Berg des Lanthere". Schreibungen für Landensberg mit „Landers-“ oder „Landes-“ lassen sich besonders häufig bis zum 16. Jh. nachweisen, was der möglichen Namensherkunft von "Lanthere" stützend zur Seite steht.[6][7][8]
Vor- und Frühgeschichte
Aus der mittleren Bronzezeit (2000 – 1550 v. Chr.) sind in der Gegend um Landensberg einige Grabhügel zu finden, welche teilweise schon archäologisch untersucht wurden. In früheren Grabungen wurden in den Grabhügeln neben verzierten Keramikgefäßen (z. B. Kegelhalsgefäße) auch Geschirr aus Bronze (Bronzesitula, Bronzeplättchen, Gewandnadeln) gefunden.[9] Ebenfalls aus der mittleren Bronzezeit stammt ein gefundenes Randleistenbeil im Wald südlich von Landensberg.
Die Mehrzahl der noch erhaltenen Grabhügel um Landensberg stammt jedoch aus der mittleren bis späten Eisenzeit bzw. Hallstattzeit (450 v. Chr. – 100 n. Chr.). In einem im Jahre 1934 geöffneten Grabhügel fand man Reste eines Wagens zusammen mit Scherben von Keramikgefäßen sowie Eisen- und Bronzeschmuck. Auf einem Acker nordöstlich von Landensberg wurde im 19. Jh. eine stark abgegriffene boische Münze (Regenbogenschüsselchen) gefunden, welche um ca. 150 v. Chr. geprägt wurde. Die Münze befindet sich heute im Heimatmuseum in Günzburg. Weitere Regenbogenschüsselchen wurden bei Dürrlauingen und Freihalden gefunden.[9]
Aus der römischen Kaiserzeit stammen eine im Jahre 1828 aus der Glött bei Glöttweng geborgene Kupfermünze mit dem Abbild des römischen Kaisers Trajan (53–117 n. Chr.) und eine 1908 ebenfalls in der Glött zusammen mit Terra-Sigillata-Scherben gefundene Bronzemünze des Kaisers Lucius Verus (130–169 n. Chr.).[9] Eine Römerstraße von Günzburg (Guntia) nach Augsburg (Augusta Vindelicum) führte unmittelbar an Landensberg vorbei und war ein Teilstück der provinzübergreifenden Römerstraße zwischen den Städten Mainz (Mogontiacum) und Augsburg. Diese wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. unter Kaiser Vespasian erbaut, um die bisher benutzte und deutlich längere Route Mainz-Bregenz-Kempten-Augsburg zu verkürzen (siehe Römerstraße Kempten–Bregenz und Römische Rheintalstraße).[10][11]
Mittelalter
Landensberg ist wohl eine im Laufe des 12. Jh. während der zweiten Rodungsperiode in Mittelschwaben entstandene Rodungssiedlung. Auf die Art der Entstehung der damaligen Siedlung weist die Einteilung des Grundbesitzes in 12 gleichgroße Lehen hin, wovon eines als "Widumlehen" dem Pfarrer gehörte. Wegen des Kirchenpatroziniums Heilig-Kreuz ist eine Gründung während der Kreuzzüge denkbar.[12]
Älter als die Rodungssiedlung war der dort angelegte Herrensitz (Burg) westlich der Pfarrkirche, welcher den Namen "Meribotenberg" (von ahd. "Berg des Meriboto"[13]) führte. Um 1140/43 sitzen die Herren Cunrad und Wientar von Meribotenberg auf einer kleinen Burg westlich der Pfarrkirche und werden im Stiftungsverzeichnis des Klosters Ursberg als Dienstmänner der Augsburger Kirche genannt. Ebenfalls wird Wimar von Meribotenberg um 1165 in einer ortsfremden Urkunde erwähnt.[14] Die randliche Lage der Kirche lässt vermuten, dass der alte Ortskern erhalten blieb und dass schon vor der Gründung des planmäßigen Dorfes eine kleinere Siedlung im Anschluss an die Burg bestanden hat. Die beiden Dörfer sind dann später miteinander verschmolzen. Bestärkt wird diese Vermutung auch durch die 1543 verwendeten Flurnamen "Altfeld" und "Feld Altenlandensberg".[14] Mit der ersten urkundlichen Erwähnung Landensbergs im Jahr 1293 wird noch ausdrücklich zwischen Kirchensatz zu Landensberg und Leute und Güter zu Meribotenberg unterschieden (siehe Abschnitt "Erste schriftliche Erwähnung und Namensherkunft"). In Urkunden aus dem 15. bis 17. Jh. wurde der Name Meribotenberg dann mit Landensberg gleichgesetzt, ehe er 1604 urkundlich zum letzten Mal verwendet wurde und dann der Benennung Landensberg gänzlich weichen musste.[12]
Bis 1524 war Landensberg im Besitz hiesiger ritterlicher Adelsfamilien wie Heinrich von Knöringen, bevor es dann der Augsburger Bürger Philipp Adler erwarb. Im Bauernkrieg 1525 schlossen sich dem "Leipheimer Haufen" zehn Einwohner aus Landensberg an. Die Pfarrei Glöttweng wurde 1530 aufgelöst und der Pfarrei Landensberg einverleibt. Um 1600 bestand das Dorf aus 30 Häusern u. a. einer Schmiede, einer Bäckerei, einer Bierschenke und einem Amtshaus. 1617 wurde Landensberg an Ferdinand Seida verpfändet, den Kanzler und Lehenprobst des Markgrafen Karl von Burgau. Am 28. Juni 1628 wurde Ferdinand Seida in den Freiherrenstand erhoben und trug seitdem den Titel "von Seida und Landensberg". Seine Nachkommen in Augsburg hatten den Ort noch bis 1762 in Besitz.[16] Von dem Wappen dieses Geschlechtes hat die Gemeinde Landensberg den blausilbernen gespaltenen Schild mit der vierblättrigen Rose und einen Greif als Wappentier in ihr Gemeindewappen übernommen.
Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Gemeinde die schwersten Zeiten durchzustehen. Ein Augenzeugenbericht einer ehemaligen Magd eines Landensberger Bauers aus dem Jahr 1642 meldete, dass in Landensberg und Glöttweng, wo man 20 Jahre zuvor noch 270 Einwohner gezählt hatte, sich keine Seele mehr befinde. Der Pfarrhof in Landensberg war niedergebrannt, die Kirche ausgeplündert und die in Glöttweng dem Einsturz nah. Als in den Jahren danach sich wieder einige Bewohner ansiedelten, wurden sie um den Gottesdienst zu empfangen an die Kirchen in Waldkirch und Fultenbach verwiesen. Im Jahre 1651 belief sich die Bevölkerung auf 22 Einwohner und 1659 siedelten schon wieder 20 Familien dort. Erst 1663 konnte die Pfarrei wieder mit einem eigenen Pfarrer besetzt werden.[12]
Im Jahre 1737 wurde der bestehende Pfarrhof abgerissen und ein neues Gebäude errichtet, da der Vorgängerbau sehr ruinös und nur mit einem Strohdach bedeckt war. Das neu erbaute Pfarrgebäude steht heute noch und befindet sich unter Denkmalschutz. Die damaligen Baukosten beliefen sich auf 2093 Gulden und 9 Kreuzer und wurden vom hochfürstlichen Pflegeamt Aislingen, dem Lehensherren Franz Ferdinand von Seida und Landensberg sowie des Bistums Augsburgs getragen. Die heutige Heiligkreuz-Kirche wurde 1739 erbaut. Das damalige neue Kirchenschiff wurde an den noch stehenden Turm der Vorgängerkirche angebaut, jedoch ist dieser bereits 1741 eingestürzt, so dass 1743 ein neuer Kirchturm gebaut werden musste.[17]
Im Ersten Koalitionskrieg brach für die Gemeinde erneut eine schwere Zeit herein als im Jahre 1796 abwechselnd österreichische und französische Heeresteile den Ort passierten. Soldaten aus beiden Kriegsparteien haben sich im Ort einquartiert und das Hab und Gut der Leute geplündert. Ein Augenzeugenbericht des damaligen Landensberger Pfarrers D. Antonius von Vicari schildert lebhaft die Ereignisse in diesem Jahr.
Zwischen 1988 und 2019 wuchs die Gemeinde von 630 auf 722 um 92 Einwohner bzw. um 14,6 %. Das durchschnittliche Bevölkerungswachstum liegt bei etwa 1,5 % pro Jahr.
Politik und Öffentliche Verwaltung
Bürgermeister
Seit 8. Mai 2023 ist Leonhard Steinle (Freier Wählerblock Glöttweng) ehrenamtlicher Erster Bürgermeister.[22] Er wurde mit 65,5 Prozent der Stimmen gewählt.[23] Sein Vorgänger Johannes Böse war von 1. Mai 2020 bis zu seinem Tod am 11. Februar 2023 im Amt.
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus acht Mitgliedern. Bei der Kommunalwahl 2020 entfielen auf die Freie Wählervereinigung Landensberg (51,0 %) und auf den Freien Wählerblock Glöttweng (49,0 %) jeweils vier Sitze.
Blasonierung: „Gespalten von Blau und Silber; vorne über einem bewurzelten goldenen Baumstumpf eine silberne Rose mit goldenem Butzen und goldenen Kelchblättern, hinten ein goldenbewehrter blauer Greif.“[24]
Wappenbegründung: Der Baumstumpf weist darauf hin, dass Landensberg eine Rodungssiedlung ist. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert gehörte der Ort zur Herrschaft Konzenberg, die zeitweise in den Händen der burgauischen Beamtenfamilie von Seida und Landensberg war. Um die enge Verbindung dieser Familie zum Ort darzustellen, wurden die Rose und der Greif aus deren Familienwappen übernommen.
Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 17 und im Bereich Handel und Verkehr keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort vier Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 226. Im verarbeitenden Gewerbe gab es 15 Betriebe, im Bauhauptgewerbe einen Betrieb. Zudem bestanden im Jahr 1999 16 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 481 ha, davon waren 287 ha Ackerfläche und 194 ha Dauergrünfläche.
Bildung
Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 1999):
Kindergärten: 25 Kindergartenplätze mit 25 Kindern
↑Michaela Glenk: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Hrsg.: Kommission für Bayerische Landesgeschichte. 11, Schwaben. München 2012, S.194.
↑Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Alfons-Goppel-Str. 11 (Residenz) D-80539 München: Historische Ortsnamen von Bayern. Abgerufen am 5. Februar 2024.
↑ abcArmin Stroh: Katalog Günzburg, Die Vorgeschichtlichen Funde und Fundstätten. Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege. Heft 2. Michael Lassleben, Kallmünz 1952, S.11,24,32,40.
↑Gerold Walser: Die römischen Straßen und Meilensteine in Raetien. Hrsg.: Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern e. V. D. Kärcher GmbH, Stuttgart 1983.
↑Wolfgang Czysz, Karlheinz Dietz, Thomas Fischer, Hans-Jörg Kellner: Die Römer in Bayern. Konrad Theiss Verlag GmbH & Co, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-937872-11-7.
↑ abcdeAntonius von Steichele: Das Bistum Augsburg. Hrsg.: B. Schmid’sche Verlagsbuchhandlung. Band5. Augsburg 1895.
↑Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Alfons-Goppel-Str. 11 (Residenz) D-80539 München: Historische Ortsnamen von Bayern. Abgerufen am 5. Februar 2024.
↑ abMichaela Glenk: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Hrsg.: Kommission für Bayerische Landesgeschichte. 11, Schwaben. München 2012, S.194.
↑Klaus Fehn: Siedlungsgeschichtliche Grundlagen der Herrschafts- und Gesellschaftsentwicklung in Mittelschwaben. Hrsg.: Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Verlag der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Augsburg 1966.
↑Paul von Stetten (der Jüngere): Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichsstadt Augsburg. Johann Jacob Haid, Augsburg 1762.
↑Pfarrer Alfred Lohmüller: Aufzeichnungen des Landensberger Pfarrer Joseph Divell. Landensberg 1745.
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.475.
↑M. Siebert: Das Königreich Bayern topographisch-statistisch dargestellt. Hrsg.: Druck und Verlag Georg Franz. München 1840.
↑Visitationsbericht des Amtsgerichtsbezirk Burgau aus dem Jahr 1925