Auf der Basis der Arbeiten von Albrecht Daniel Thaer und seiner Gründung der Landwirtschaftlichen Akademie Möglin entstanden in Deutschland ab Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche landwirtschaftliche Schulen als Winterschulen. Die theoretische Ausbildung in zwei Semestern zur Winterzeit und späteren Fortbildungskursen wurden zum Erfolgsmodell in den meisten ländlichen Landkreisen Deutschlands und gute Basis der Prüfung zum Landwirtschaftsmeister.
Die zunächst nur für Männer vorgesehene Ausbildung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend geöffnet. Die bäuerliche und ländliche Frauenbildung (bzw. deren Mängel) galt im Kaiserreich schon länger als Problemfeld und war ein wichtiges Thema der bürgerlichen Frauenbewegung. Bereits in den 1870er Jahren hatten einige Frauenvereine Haushaltungsanstalten eingerichtet, die Kurse fanden ebenso oftmals in der Winterzeit statt. Die Reifensteiner Schulen (1896–1990) boten ab 1900 zunehmend auch landwirtschaftliche Ausbildungsangebote für Frauen der gehobenen Stände an.[1]
Der in den 1950er Jahren einsetzende Strukturwandel der Landwirtschaft führte zur Schließung der meisten Schulen, wie beispielsweise der Landwirtschaftsschule Eppingen und der Ackerbauschule Hohenheim. Die Albrecht Thaer Schule in Celle ist eine aktuelle Landwirtschaftsschule.[2]
Während die Landwirtschaftsschulen in den Nachkriegsjahren stetig abnehmende Schülerzahlen aufwiesen, erleben sie in den letzten Jahren wieder zunehmenden Anklang. Das wird im Kontext gesehen, dass das Interesse an neuen Formen der Landwirtschaft gestiegen ist (Österreich ist weltweit führend im ökologischer Landwirtschaft und Biolandbau), was eine neue und auch im Kontext Naturschutz und Nachhaltigkeit gesellschaftlich angesehenere Berufsperspektive darstellt, in der Tendenz zu insgesamt hochqualifizierteren Arbeitskräften im Sektor, der sich in den letzten Jahren abzeichnet (es gibt heute keine ungelernten Bauern mehr), wie auch in der engeren Verknüpfung von Landwirtschaft und Tourismus (Agrotourismus, Wellnesssektor, Naturtourismus, Sanfter Tourismus), und nicht zuletzt durch die Veränderung der Agrarstruktur Österreichs nach dem EU-Beitritt, der neben Förderungen auch neue Märkte im Qualitätssektor aufgetan hat – was alles eine bessere Ausbildung erforderlich macht, aber auch das Berufsfeld attraktiver.[3]
Keine aufschlüsselung nach Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Da an höheren forstwirtschaftlichen Lehranstalten mit 2009/10 gesamt 393 Schüler und Schülerinnen gemeldet waren, also knapp 11 % der Schülerzahl der Landwirtschaftsschulen, dürfte das Verhältnis bei den Abschlüssen vergleichbar sein: Es sind etwa 550 diplomierte Landwirtschaftsberufler, und etwa 60 Forstwirte zu vermuten.
Die Statistik zeigt Frauen und Männer im Landwirtschaftsektor gleich ausgebildet. 35,1 % aller Land- und forstwirtschaftlichen Betriebe standen 2009 unter weiblicher Betriebsführung (zu 2005 +1,5 %), was zeigt, dass die gläserne Decke in diesem Sektor weitgehend durchbrochen ist – das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen in der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht lag aber 2008 bei 1.435 Euro für Männer, bei 1.046 Euro für Frauen, die enorme Einkommensschere besteht auch hier.[5]
Im Vergleich zu den Schülern gab Ende 2009 in der Land- und Forstwirtschaft nur 1.257 Lehrlinge, davon 1.054 in Fremdlehre, und 203 in Heimlehre (am eigenen Hof),[6] aber etwa 9.000 Studenten aller Sparten an der Universität für Bodenkultur (Absolventen 2009 über 1.000)[7] – also zahlreiche Quereinsteiger mit höherem Abschluss in den Landwirtschaftssektor im weiteren Sinne
Otto Hauck: Staatliche Landwirtschaftsschule Augustenberg und Gutswirtschaft Augustenberg 1864–1939; Buchdruckerei E.F. Müller Karlsruhe (Baden) 1939[9]
Fritz Luz: 110 Jahre Landwirtschaftsschule in Eppingen. In: Rund um den Ottilienberg. Beiträge zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung. Band 3, Eppingen 1985, S. 212–217.
Festschrift aus Anlass der Feier des 100jährigen Bestehens der Kreislandwirtschaftsschule Eppingen am 4./5. Juli 1964. Landwirtschaftsamt Eppingen, Eppingen 1964