Lage der Gemeinde Langenweißbach im Landkreis Zwickau
Die Gemeinde Langenweißbach im sächsischenLandkreis Zwickau besteht aus den drei Ortsteilen Langenbach, Weißbach und Grünau. Sie gründete sich am 1. Juli 1996 im Rahmen der Gemeindegebietsreform aus der damaligen Gemeinde Langenbach mit dem Ortsteil Grünau und der Gemeinde Weißbach.
Langenbach mit Lerchenberg, Fährbrücke und Neudörfel
Grünau
Geschichte
Im 11. und 12. Jahrhundert kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Sorben in dieser Region. Das errungene Land wurde urbar gemacht und die Menschen ernährten sich von Gejagtem und Gefischtem. In dieser Zeit versuchte man vielerorts die deutsche Herrschaft durch den Bau von Burgen, später Klöstern und Kirchen, zu festigen. So errichteten die Herren von Wiese an der Mulde einen Rittersitz, die heutige Burg Wiesenburg.
Durch den Gründer und Erbauer Ritter Veit erhielt Weißbach seinen Namen Veitsbach. Im 11. Jahrhundert wurde, von Zwickau über den Gebirgskamm nach Böhmen führend, eine Handelsstraße erbaut. Diese Verkehrsader, heute noch Silberstraße genannt, ermöglichte um 1466 die Entwicklung des Silberbergbaus in Schneeberg.
Im 16. und 17. Jahrhundert war das Leben der Menschen überwiegend durch Waldarbeit gekennzeichnet. Später entwickelten sich Langenbach, Weißbach und Grünau zu Bauerndörfern. Im 16. Jahrhundert wurde in Weißbach die spätgotische Hallenkirche und 1755 die Langenbach Kirche als Barockbau errichtet. In Grünau, das früher Kalkgrün hieß, wurde ein kurfürstlicher Marmorbruch betrieben.
1858 entstand die Bahnstrecke Zwickau–Schwarzenberg. Durch die dadurch geschaffene Bahnstation Fährbrücke wurde eine spätere Ansiedlung der Papier- und Chemiefabriken in Langenbach möglich. Arbeiter zogen zu und ein verstärkter Wohnungsbau setzte ein. Im Ortsteil Grünau entstanden Kalksteinbrüche.
So entwickelte sich aus den Bauerndörfern Langenbach und Grünau eine Arbeiterwohngemeinde. In Weißbach dagegen spielte die Landwirtschaft eine große Rolle. Die Weißbacher Bauern nutzten die Silberstraße und später die Bahnverbindung über Wiesenburg für die Vermarktung ihrer pflanzlichen und tierischen Produkte.
Vor dem Ersten Weltkrieg war Weißbach durch einen regen Butterhandel weit über die Region hinaus bekannt geworden. Die drei Ortsteile waren nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 bis Anfang Juni Teil des für einige Zeit unbesetzten Gebietes im Westerzgebirge ("Republik Schwarzenberg")[2].
Weißbach und die mit ihr verbundene Flur Hermannsdorf (ab 1791 mit Weißbach vereinigt) gehörten ursprünglich zur Herrschaft Wiesenburg. Nach einer Fehde kamen sie um 1253 zur Herrschaft Wildenfels[3] und gehörten nach deren Vereinigung um 1706 bis 1856 zum Amt Zwickau und danach zum Gerichtsamt Wildenfels. Seit 1875 gehörten sie zur Amtshauptmannschaft Zwickau, deren Nachfolger der Landkreis Zwickau ist.
Die zu Langenbach gehörende Siedlung Fährbrücke entstand im 19. Jahrhundert durch Ansiedlung verschiedener Fabriken am Ufer der Zwickauer Mulde. Begünstigt durch die Lage an der Eisenbahnlinie nach Zwickau, entstand 1882 eine Holzstofffabrik (1939 stillgelegt) und 1881 die Fährbrücke Spezialpapiere GmbH, welche bis 2013 bestand. Die 1891 gegründete chemische Fabrik existierte bis 2011 unter dem Namen CCF Chemische Fabrik Fährbrücke GmbH. Später setzten die Loser Chemie GmbH und heute die Ecolochem GmbH die Tradition der chemischen Produktion am Standort fort.
Der Ort Neudörfel (Langenweißbach) war zwischen Langenbach und Weißbach geteilt. Somit war der Ort bis 1885 auch zwischen den Ämtern Zwickau und Stein geteilt.
Die ev.-luth. Kirchgemeinde Langenbach bildete bis 2005 ein Kirchspiel mit der Kirchgemeinde Wildbach. Seit 2006 gehört sie mit der Kirchgemeinde Weißbach zur neu gegründeten Kirchgemeinde Langenweißbach im Kirchenbezirk Zwickau. Somit wurde die Kirchgemeinde aus ihrer jahrhundertelangen historischen Bindung gelöst und den neueren politischen Grenzen Rechnung getragen. Wildbach bildet seitdem einen Teil des Kirchspieles Bad Schlema im Kirchenbezirk Aue.
Grünau gehört zur ev.-luth. Kirchgemeinde in Schönau.
Die ev.-meth. Kirchengemeinde Weißbach gehört zum Kirchenbezirk Schneeberg.
Von 2010 bis 2024 war Jens Wächtler (UWG) Bürgermeister.[12] Das letzte Mal wurde er 2017 mit 98,8 % wiedergewählt.[13] Bei der Bürgermeisterwahl 2024 wurde Denis Grellmann gewählt.
Die spätgotischeSalvatorkirche im Ortsteil Weißbach ist reich ausgestattet. Sie entstand in den Jahren 1515/16 und wurde 1694 umgebaut. Der spätgotische Flügelaltar von Peter Breuer stammt aus den Jahren 1518/20. Decke und Emporen sind bemalt. Die Kanzel ist von 1693, das Kruzifix von 1695. Ferner besitzt die Kirche lebensgroße Holzschnitte der Reformatoren Luther und Melanchthon aus dem 16. Jahrhundert.
Die Kirche von Langenbach ist ein barocker Bau aus den Jahren 1754/55.
Im Ortsteil Weißbach befindet sich am Waldrand des Hohenforstes das Vereinsbergwerk (Schaubergwerk) Engländerstolln (1944) mit angeschnittenem mittelalterlichenAltbergbau der Martin-Römer-Grube(n). Es kann regelmäßig besichtigt werden.
In Langenweißbach sind mehrere Freizeitsportvereine ansässig. Dazu gehören unter anderem der SV Rotation Langenbach e. V. (Fußball, Tischtennis und Leichtathletik) sowie der SV Weißbach 1864 e. V. Sowohl in Weißbach als auch in Langenbach konnten trotz der vergleichsweise niedrigen Bevölkerungszahl Jugendfußballmannschaften etabliert werden. Die Tischtennissektion vom SV Rotation Langenbach ist seit Jahren ein wichtiger Bestandteil der außerschulischen Aktivitäten von Jugendlichen der Gemeinde.
Ehem. Empfangsgebäude des Bahnhofs Fährbrücke (2016)
Öffentliche Einrichtungen
Die Gemeindeverwaltung Langenweißbachs befindet sich im Ortsteil Langenbach. In Weißbach befindet sich eine Außenstelle.
Bildung
Die gemeinsame Grundschule für alle Ortsteile befindet sich im Ortsteil Weißbach. Die ehemalige Schule in Langenbach beherbergt ein Wohnheim für Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahrs.
Persönlichkeiten
Friedrich Wilhelm Meyer (* 1. März 1797 in Weißbach; † 6. Juni 1879 in Zwickau), Jurist und Bürgermeister von Zwickau
Literatur
Jörg Richter (Hrsg.): Langenweißbach: Geschichte der Einheitsgemeinde und ihrer Ortsteile Grünau, Langenbach und Weißbach. Beier&Beran: Langenweißbach 2006, ISBN 3-937517-33-2.
Hans-Georg Türke: Sächsischer Wanderführer. Band 5. Westerzgebirge und Zwickauer Land. 1. Auflage. Chemnitzer Verlag, 2011, ISBN 978-3-937025-60-5, S. 20 f.
Weißbach. In: Dietrich Zühlke: Zwischen Zwickauer Mulde und Geyerschem Wald, Akademieverlag Berlin 1980, S. 147–148
↑Hans-Jürgen Beier, Hella Vogt, Joachim Perlick: Festschrift Schul- und Heimatfest Weißbach. Hrsg.: Arbeitsgruppe Schul- und Heimatfest unter Vorsitz des Bürgermeisters Jörg Richter im Auftrag der Gemeindeverwaltung Langenweißbach. Verlag Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-88-6, S.82.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
↑Ministerium des Innern des Landes Sachsen (Hrsg.): Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere. Dresden 1952, OCLC314156849.