Das Ensemble umfasst die vier, aus verschiedenen Richtungen an dem kleinen Marktplatz zusammentreffenden Gassen des Marktortes mit ihrer historischen Bebauung. – Waging, im Voralpenland nahe dem Westufer des Waginger Sees gelegen, war bereits in keltischer und römischer Zeit besiedelt, wird im 8. Jahrhundert erstmals als Besitz des Salzburger Nonnbergklosters genannt, erhielt 1385 Marktrechte und gehörte bis 1803 zum Erzstift Salzburg. – Als Salzburger- und Bahnhofstraße durchzieht in gewundenem Lauf eine alte Durchgangsstraße, die sogenannte Untere Salzstraße, den Ort, in dessen Mitte sie sich zu einem kleinen Marktplatz ausweitet. Innerhalb des historischen Ortsbereichs, der ehemals durch hölzerne Gatter abgegrenzt war, ist dieser Straßenzug im Gegensatz zu der außerhalb folgenden offenen Bebauung des späteren 19. und 20. Jahrhunderts geschlossen bebaut; er weist zwei- und dreigeschossige Wohn-, Handwerker- und Gasthäuser auf, die meist dem späteren 18. und dem 19. Jahrhundert entstammen, im Kern aber oft älter sind. Es handelt sich ausschließlich um Putzbauten, einige mit Putzgliederungen und Stuckdekor an den Fronten. Ein Teil der Häuser erinnert mit seinen weit vorstehenden Flachsatteldächern an den älteren hölzernen Haustyp, der nach den zahlreichen Ortsbränden vom 17. bis zum 19. Jahrhundert mehr und mehr zurückgedrängt wurde. Ein anderer Teil ist dem Haustyp der Inn-Salzach-Städte mit hinter Blendgiebeln und Vorschussmauern versenkten Dächern verpflichtet. – In der Bahnhofstraße manifestiert sich in dem ehemals Salzburgischen Pfleggerichtsgebäude, jetzt Schwemmbräu, die erzstiftische Herrschaft über den Ort; zugleich lässt auch das große, vorkragende Krüppelwalmdach salzburgischen Einfluss erkennen. Ein ähnlicher Bau ist der große, den Marktplatz beherrschende ehemalige Brauereigasthof. – In der Salzburger Straße dominiert die große 1878 entstandene, dreiteilige Front des Hotels Waginger Hof das Straßenbild; der Bau macht gleichzeitig die Anfänge der Entwicklung von Waging als Fremdenverkehrsort deutlich. – Die südöstliche der beiden Nebengassen, die Wilhelm-Scharnow-Straße, ist eine Handwerkergasse, die sich durch lebendige Vielfalt ihrer Häuserfronten und Dachformen sowie malerische Durchblicke auszeichnet, während das Straßenbild der nördlichen Gasse, der Seestraße, von der Pfarrkirche St. Martin und dem Martinihof, dem ehemaligen Pfarrhof, bestimmt wird. – Die hochgelegene, über der abschüssigen Gasse und einer Zeile gut erhaltener bürgerlicher Giebelhäuser des frühen 19. Jahrhunderts aufragende Kirche ist eine nach dem Brand von 1611 neu errichtete Wandpfeileranlage, die bis in das 19. Jahrhundert weiter ausgebaut wurde. Sie ist vom ehemaligen Kirchhof umgeben, dessen hohe Stützmauern einen Teil der Seestraße einfassen. Der Pfarrhof ist ein strenger, schlossartiger Walmdachbau des frühen 18. Jahrhunderts, der die Handwerkeranwesen der nördlichen Seestraße eindrucksvoll überragt. – Mariensäule und Brunnen, beide aus dem Jahr 1854, setzen am Übergang zwischen Marktplatz und Seestraße einen städtebaulich bedeutenden Akzent. Aktennummer: E-1-89-162-1
bis 1816 Salzburgisches Pfleggericht, stattlicher zweigeschossiger Putzbau mit zweigeteiltem Schopfwalmdach, im Kern 16. Jahrhundert, Fassade 17. Jahrhundert
mit vorgezogenem Dach über Gusseisenstützen, 18. und 19. Jahrhundert
D-1-89-162-27
Salzburger Straße 2; Salzburger Straße 4 (Standort)
Ehemals Hotel Waginger Hof
stattliche dreigeschossige Anlage mit Halbgeschoss, im Kern 17. Jahrhundert, Neurenaissance-Fassade mit Eckrisaliten und Vorschussmauer, 1878; schmiedeeiserner Ausleger.
eingefriedete Rechteckanlage, nach 1877; längs der Mauern Umgang mit Pultdächern über Gusseisenstützen, darin neugotische Grabdenkmäler; Friedhofskapelle, neugotischer Zentralbau, um 1880; mit Ausstattung; westlich gegenüber Aussegnungshalle, neugotisch mit beidseitiger Vorhalle, in der Art Daniel Ohlmüllers, Ende 19. Jahrhundert; mit Ausstattung; östlich in die Friedhofsmauer integriert Grufthaus der Familie Murr, Ende 19. Jahrhundert
achteckiger Zentralraum mit zum Eingang ansteigendem Pultdach, Außenbau in schalungsrauhem Sichtbeton, mit flankierenden Satteldachbauten als Gemeinde- und Mesnerhaus, von Albert Köhler, 1966–68; mit Ausstattung.
Wandpfeileranlage von 1697 unter Einbeziehung des 1611 nach Brand erneuerten Vorgängerbaus aus dem 15. Jahrhundert, 1722/23 Chorerweiterung und 1896 Anfügung der Seitenschiffe; mit Ausstattung; ehemaliges Sakramentshäuschen, um 1508/10, vor dem Südeingang der Kirche; Stützmauern der Kirchhofterrasse und Treppenanlagen, 19. Jahrhundert; Teil der alten Friedhofsmauer mit Grabdenkmälern aus gotischer Zeit bis zum 19. Jahrhundert; im südlichen Teil des Friedhofes Kriegerdenkmal, um 1920.
unregelmäßiger achtseitiger Zentralbau mit Rechteckchor, romanisch, wohl noch 11. Jahrhundert, Portalturm, um 1500, Sakristei und Turmobergeschoss 1. Hälfte 18. Jahrhundert; mit Ausstattung; Umfassungsmauer wohl 16. Jahrhundert
dreigeschossige Anlage mit Halbwalmdach und Eck-Erkertürmchen, im 17. Jahrhundert über älteren Teilen erbaut, 1887 historisierend überformt; mit Ausstattung; mit mittelalterlicher Ringgrabenanlage.
jetzt getrennt und nebeneinander unter neuer Dachkonstruktion im Osten des Hofes aufgestellt, ehemaliges Obergeschoss am Sturz bezeichnet 1666, ehemaliges Erdgeschoss wohl 16. Jahrhundert
zweigeschossiger Blockbau mit Resten der Giebellaube und Giebelbundwerk, Türsturzfragment bezeichnet 1669, nachträglich integrierter zweigeschossiger Getreidekasten, bezeichnet 1787.
Wohnteil ursprünglich zweigeschossiger Blockbau mit Flachsatteldach, Erdgeschosswände vorgemauert, mit Giebel- und Traufseitlaube, wohl 17. Jahrhundert; zugehörig östlich Brunnen mit holzverschaltem Überbau, wohl 19. Jahrhundert
ehemals Zollhaus, Blockbau-Obergeschoss mit umlaufender Laube, am Sturz bezeichnet 1775; zugehörig wieder aufgestellter zweigeschossiger Getreidekasten, im Inneren bezeichnet 1823, transferiert aus Hausing Nr. 24 (Stadt Waldkraiburg, Landkreis Mühldorf a. Inn).
sehr stattliche mehrflügelige Anlage; Wohngebäude mit Tförmigem Gesamtgrundriss, Kernbau 17. Jahrhundert, beiderseits durch Querfirstbauten um 1780 erweitert, jeweils mit Krüppelwalmdach; nördlich zweitenniger Getreidestadel, 1861; ehemaliger Pferdestall, mit Krüppelwalmdach, 1861.
einschiffige spätgotische Anlage mit Westturm, wohl Mitte 15. Jahrhundert und 1624; mit Ausstattung; Friedhofsummauerung, 17./18. Jahrhundert sowie 1901.
spätmittelalterlich; nordwestlich von Tettelham oberhalb des Hofbauer-Anwesens. – Im südlichen Bereich der Burgruine Kriegergedächtniskapelle, achteckiger Zentralbau mit Vorbau, errichtet 1946/47; mit Ausstattung.
mit jüngerer doppelter Widerkehr, Wohnteil verputzt mit Giebellaube und hohem, vorstehendem Krüppelwalmdach, im Kern 18. Jahrhundert, Türgewände aus Högler Sandstein, bezeichnet 1803.
hakenförmige Anlage, Wohnteil im Kern 18. Jahrhundert, Fassadengestaltung mit Eckrustizierung und Fensterumrahmungen in Putztechnik, um 1830; querstehender Stallstadelbau mit reichem Bundwerk-Obergeschoss, bezeichnet 1842.
Saalbau im sogenannten Rundbogenstil, über Resten des Vorgängerbaus nach Brand von 1840 in den Jahren 1842/43 und 1853/55 wieder errichtet bzw. umgebaut, Turm 1851; mit Ausstattung; Friedhof mit Arkadenhalle über Gusseisenstützen, um 1870, in die Wände Epitaphien eingelassen.
mit Hakenschopf, Wohnteil verputzt, zweigeschossig mit Kniestock und Giebelbundwerk, Tür bezeichnet 1794, Gebäude im 2. Viertel des 19. Jahrhunderts erhöht und überformt.
mit jüngerer doppelter Widerkehr, Wohnteil mit verputztem Blockbau-Obergeschoss und Hochlaube, im Kern Ende 18. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert überformt, rautenförmig aufgedoppelte Haustür, bezeichnet 1783.
In diesem Abschnitt sind Objekte aufgeführt, die früher einmal in der Denkmalliste eingetragen waren, jetzt aber nicht mehr. Objekte, die in anderem Zusammenhang also z. B. als Teil eines Baudenkmals weiter eingetragen sind, sollen hier nicht aufgeführt werden. Aktennummern in diesem Abschnitt sind ehemalige, jetzt nicht mehr gültige Aktennummern.
Lage
Objekt
Beschreibung
Akten-Nr.
Bild
Waging am See Bahnhofstraße 25; Bahnhofstraße 27 (Standort)
Wohnhaus
giebelgeteiltes Doppelhaus, verputzt, mit vorstehendem, einhüftigem Flachsatteldach, 1. Hälfte 19. Jahrhundert
↑Diese Liste entspricht möglicherweise nicht dem aktuellen Stand der offiziellen Denkmalliste. Letztere ist sowohl über die unter Weblinks angegebene Verknüpfung als PDF im Internet einsehbar als auch im Bayerischen Denkmal-Atlas kartographisch dargestellt. Auch diese Darstellungen geben, obwohl sie durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege täglich aktualisiert werden, nicht immer und überall den aktuellen Stand wieder. Daher garantiert das Vorhandensein oder Fehlen eines Objekts in dieser Liste oder im Bayerischen Denkmal-Atlas nicht, dass es gegenwärtig ein eingetragenes Denkmal ist oder nicht.
Außerdem ist die Bayerische Denkmalliste ein nachrichtliches Verzeichnis. Die Denkmaleigenschaft – und damit der gesetzliche Schutz – wird in Art. 1 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG) definiert und hängt nicht von der Kartierung im Denkmalatlas und der Eintragung in die Bayerische Denkmalliste ab. Auch Objekte, die nicht in der Bayerischen Denkmalliste verzeichnet sind, können Denkmalschutz genießen, wenn sie die Kriterien nach Art. 1 BayDSchG erfüllen. Bei allen Vorhaben ist daher eine frühzeitige Beteiligung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege nach Art. 6 BayDSchG notwendig.
Literatur
Gotthard Kießling, Dorit Reimann: Landkreis Traunstein (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. BandI.22). Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2007, ISBN 978-3-89870-364-2, S.965–1001.