Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

Ludovico Ludovisi

Kardinal Ludovico Ludovisi (Ölgemälde von Ottavio Leoni 1621)

Ludovico Ludovisi (* 27. Oktober 1595 in Bologna; † 18. November 1632 ebenda) war Erzbischof von Bologna und Kardinal.

Leben und Wirken

Ludovisis Kardinalswappen

Ludovico, das erste von vier Kindern des Orazio Ludovisi und der Lavinia Albergati, die beide dem Bologneser Patriziat entstammten, wurde bereits als Kind bei den Jesuiten am Collegium Romanum zu Rom erzogen und auf eine geistliche Karriere vorbereitet. Nachdem sein Onkel Alessandro Ludovisi im Jahre 1612 zum Erzbischof von Bologna ernannt worden war, ging Ludovico dorthin zurück und studierte Jura. Bereits am 25. Februar 1615 promovierte er zum Doktor beider Rechte und wurde nur wenig später, noch nicht zwanzigjährig, in das Richterkollegium Bolognas aufgenommen und erhielt ein Lektorat an der Universität.

Am 25. September 1616 erhielt er die Pfründe des Erzpriesters der Kirche San Pietro zu Bologna und begleitete ein Jahr darauf seinen mittlerweile zum Kardinal erhobenen Onkel in diplomatischer Mission nach Pavia und Mailand, wo er zu Beginn des Jahres 1618 schwer erkrankte. Am 28. Juni 1618 kehrte er nach Bologna zurück, begab sich jedoch bereits gegen Ende des Jahres 1619 nach Rom, wo er eine kuriale Karriere einschlug.

Seit dem 18. Dezember 1619 als Referendar in der Segnatura di Giustizia tätig, wurde er kurz darauf auch in die Kongregation der Gratia aufgenommen. Im Dezember 1620 konnte er einen Sitz in der wichtigen Kongregation De Bono Regiminis erhalten und am 5. Januar 1621 ernannte ihn Papst Paul V. zum Prälaten der Consulta. Als sein Onkel am 9. Februar 1621 zum Papst gewählt worden war - er gab sich den Namen Gregor XV. - erhob ihn jener am 15. Februar 1621 zum Kardinal und berief ihn zum Kardinalnepoten. Als solcher legte er in den folgenden 29 Monaten ein ausgeprägtes politisches Talent und eine erstaunliche Energie an den Tag, wobei ihm eine überaus reiche Ausstattung mit Ämtern und Pfründen, die ihm sein Onkel verlieh, zustattenkam.

So wurde er unter anderem am 21. Februar 1621 Sopraintendente des Kirchenstaats, am 17. März 1621 Kardinalkämmerer, am 29. März 1623 Erzbischof von Bologna und am 7. Juni 1623 Vizekanzler der Kirche. Seine jährlichen Einnahmen beliefen sich 1632 auf rund 100.000 Scudi. Bereits mit Pontifikatsbeginn seines Onkels bemühte er sich um eine Klientelbasis durch eine strategische Allianz mit dem Hause Aldobrandini, der Familie Papst Clemens VIII. und kam innerhalb von nur drei Monaten zum Ziel. Bereits am 25. April 1621 heiratete seine Schwester Ippolita Gian Giorgio Aldobrandini, der eine Mitgift von 100.000 Scudi und die Rechte eines weltlichen Papstnepoten erhielt. Zugleich wurde Ippolito Aldobrandini, gleichnamiger Großneffe von Papst Clemens VIII., am 19. April 1621 zum Kardinal erhoben. Niccolo Ludovisi, seinen Bruder, versuchte er mit der reichen Erbin Isabella Gesualdo, Principessa di Venosa zu verheiraten. Da deren Besitzungen jedoch im zu Spanien gehörenden Königreich Neapel lagen, war für die Ehe die Zustimmung des spanischen Monarchen nötig, die nach intensiven Verhandlungen von Philipp III. erteilt wurde. Auch politisch suchte er die Anlehnung an Spanien, ohne jedoch die Selbständigkeit des Heiligen Stuhles aufzugeben. Im Deutschen Reich wurde die katholische Liga energisch unterstützt, in der Frage der Kurwürdenübertragung an den bayerischen Herzog agierte die päpstliche Diplomatie unter seiner virtuosen Leitung zugunsten Maximilians von Bayern und hatte, trotz spanischen Widerstands, schließlich Erfolg. Ludovisi setzte sich für die Befreiung des im Tiroler Kloster St. Georgenberg internierten Kardinal Melchior Khlesl ein[1]. Ludovisi und der päpstlichen Diplomatie gelang es, gegen den Widerstand des Kaiserhofes Khlesl nach Rom zu holen, die Freiheit wiederzugeben und zu rehabilitieren.

Nicht weniger erfolgreich waren Ludovisi Verhandlungen zur Beilegung des Veltlin-Konfliktes, bei denen es dem Heiligen Stuhl gelang, eine Vermittlerrolle zwischen den Großmächten Spanien und Frankreich einzunehmen. In religiöser Hinsicht engagierte er sich für den Jesuitenorden, dessen römische Kirche S. Ignazio er finanzierte. Mit der Congregatio de Propaganda Fide wurde am 6. Januar 1622 eine zentrale Institution zur Bündelung der katholischen Missionsbemühungen geschaffen. Von erheblicher Bedeutung war auch die am 15. November 1621 nach Jahrzehnte dauernden Diskussionen beschlossene und durchgesetzte Reform der Papstwahlen, deren Bestimmungen für fast 300 Jahre gültig blieben. Zudem betätigte sich Ludovisi als Kunst- und Kulturmäzen in großem Stil. So gründete der Kardinal im Juni 1621 die Accademia dei Virtuosi, welche sich einem breiten Spektrum wissenschaftlicher Fragen widmete.

Villa Ludovisi in Rom (1761)

Auf dem Pincio-Hügel in Rom errichtete er mit der Villa Ludovisi einen Höhepunkt der römischen Barockkunst, und auch seine Antiken- und Gemäldesammlung gehörte zu den bedeutendsten ihrer Zeit. 1622 kaufte er die Prachtstücke der Sammlung des Kardinals Federico Cesi an[2], darunter die berühmte Juno Ludovisi, die dadurch ihren Beinamen erhielt und die er am Eingang seiner Villa aufstellte. Dort stand sie noch, als im 18. Jahrhundert deutsche Dichter und Denker sie zu einer Art Kunstidol erhöhten.

Nach dem Tod Papst Gregors XV. (8. Juli 1623) und der Wahl Papst Urban VIII. blieb er zunächst in Rom, begab sich dann im März 1624 jedoch an seinen Erzbistumssitz Bologna und bemühte sich hier mit Nachdruck um kirchliche Reformmaßnahmen. Das Heilige Jahr 1625 verbrachte er erneut in Rom, wo er am 2. August 1626 den Grundstein für die Jesuitenkirche Sant’Ignazio legte. Unter seiner Schirmherrschaft wurde 1628 das Päpstliche Irische Kolleg in Rom eröffnet.

Bildnis des Kardinals Ludovico Ludovisi an seinem Grabmonument von Pierre Le Gros (Rom, Sant’Ignazio)

Doch verschlechterte sich das Verhältnis zwischen dem regierenden Papst Urban VIII. sowie dessen Familie und Ludovisi zusehends, wofür die systembedingte Verdrängung der Ludovisiklienten aus den kurialen Führungspositionen und die frankreichfreundliche Politik des Papstes verantwortlich waren. Während der Borgia-Krise im Frühjahr 1632 gehörte Ludovisi zu den Wortführern der innerkurialen und an Spanien orientierten Opposition. Diese warfen dem Papst eine indirekte Unterstützung der deutschen Protestanten im Dreißigjährigen Krieg vor.

Auf Befehl des Papstes musste er am 27. März 1632 nach Bologna zurückkehren, wo er, der bereits seit früher Jugend an Gicht litt, bereits schwer krank ankam und noch am 18. November 1632 verstarb. Sein Leichnam wurde nach Rom gebracht, wo er zunächst provisorisch in Sant’Ignazio beigesetzt und 1717 in das nach Plänen von Pierre Legros gestaltete Doppelgrabmal für Gregor XV. und seinen Neffen überführt wurde, so wie er es testamentarisch bestimmt hatte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Haberer: Kardinal Khlesl. Der Richelieu des Kaisers. 1. Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2022, ISBN 978-3-7543-0315-3, S. 564 ff.
  2. Christian Hülsen: Römische Antikengärten des 16. Jahrhunderts. Winter, Heidelberg 1917, S. 35, Nr. 149 (Digitalisat).
VorgängerAmtNachfolger
Alessandro LudovisiErzbischof von Bologna
1621–1632
Girolamo Colonna

Read other articles:

Japanese manga and anime series I Can't Understand What My Husband Is SayingCover of Danna ga Nani o Itteiru ka Wakaranai Ken volume 1 by Ichijinsha旦那が何を言っているかわからない件(Danna ga Nani o Itteiru ka Wakaranai Ken)GenreComedy,[1][2] slice of life[1] MangaWritten byCoolkyousinnjyaPublished byIchijinshaDemographicSeinenOriginal run2011 – 2014Volumes5 Anime television seriesDirected byShinpei NagaiProduced byDream CreationW...

 

Ingang van het Burlington House De Royal Astronomical Society (RAS) is een Brits wetenschappelijk genootschap. Het genootschap werd in 1820 opgericht onder de naam Astronomical Society of London, en diende ter ondersteuning van astronomisch onderzoek (dat destijds nog vooral werd uitgevoerd door hobbyisten in plaats van professionals). In 1831 kreeg het genoodschap van Willem IV het predicaat “koninklijk”, en veranderde haar titel naar Royal Astronomical Society. In 1915 werd het genootsc...

 

Zwei Nilgauantilopen beim Kampf im Nationalpark Der Rajaji-Nationalpark (Hindi राजाजी राष्ट्रीय उद्यान IAST Rājājī rāṣṭrīya udyāna) liegt im indischen Bundesstaat Uttarakhand nahe der Stadt Haridwar wurde im Jahr 1984 durch die Zusammenlegung mehrerer Wildreservate gegründet. Sein Name leitet sich von dem berühmten Freiheitskämpfer C. Rajagopalachari her. Der Park hat eine Fläche von 820 km² und stellt heute etwa die nordöstliche ...

Greek-Cypriot businessman SirStelios Haji-IoannouΣτέλιος ΧατζηιωάννουHaji-Ioannou in 1984Born (1967-02-14) 14 February 1967 (age 56)Athens, GreeceAlma materBayes Business SchoolLondon School of EconomicsOccupationEntrepreneurKnown forFounder and part-owner of easyJetRelativesLoucas Haji-Ioannou (father) Polys Haji-Ioannou (brother) Clelia Haji-Ioannou (sister)Websitewww.stelios.com Sir Stelios Haji-Ioannou (Greek: Στέλιος Χατζηιωάννου, roma...

 

For other uses, see Identity certificate (disambiguation).See also: Refugee identity certificate and Refugee travel document This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: Certificate of identity – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (September 2014) (Learn how and when to remove this template messa...

 

2023 by-election in Zimbabwe 2023 & 2024 Zimbabwean by-elections ← 2023 11 November 20239 December 20233 February 2024 2028 → 16 out of the 280 seats in the National Assembly   Leader Emmerson Mnangagwa Nelson Chamisa Party ZANU–PF CCC ZAPU Last election 176 seats, 56.11% 103 seats, 41.58% 0 seats, 0%   Party NCA DOP Last election 0 seats, 0% 0 seats, 0% Politics of Zimbabwe Constitution Constitutional history Human rights Government President E...

Italian television host, former showgirl, former model and former child actress This biography of a living person needs additional citations for verification. Please help by adding reliable sources. Contentious material about living persons that is unsourced or poorly sourced must be removed immediately from the article and its talk page, especially if potentially libelous.Find sources: Ilary Blasi – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (March 2...

 

Scottish National Party politician This biography of a living person needs additional citations for verification. Please help by adding reliable sources. Contentious material about living persons that is unsourced or poorly sourced must be removed immediately from the article and its talk page, especially if potentially libelous.Find sources: Bob Doris – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (April 2011) (Learn how and when to remove this templat...

 

Railway station in Habikino, Osaka Prefecture, Japan This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: Komagatani Station – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (February 2022) (Learn how and when to remove this template message) Komagatani Station駒ヶ谷駅Komagatani Station, June 2007General informa...

باتريسيا فيلاسكيز (بالإسبانية: Patricia Velásquez)‏    معلومات شخصية اسم الولادة باتريسيا كارولا فيلاسكيز سمبرون الميلاد 31 يناير 1971 (العمر 52 سنة)زوليا، فنزويلا مواطنة فنزويلا  الطول 173 سنتيمتر  الحياة العملية الأدوار المهمة عنخ إسن آمون المهنة ممثلة،  وعارضة،  وممث�...

 

Fionn Regan discographyFionn Regan performing live in 2007Studio albums5Music videos3EPs5Singles7Other5 The discography of Fionn Regan, an Irish folk musician and singer-songwriter, consists of five studio albums, five extended plays and seven singles. Regan began his career in 2000 under the pseudonym Bilbo and released the three-song EP Slow Wall. Dropping his stage name in 2002, he released Little Miss Drunk, a non-album single, and signed to Anvil Records, an independent label based in Br...

 

Season of television series American IdolSeason 13Hosted byRyan SeacrestJudgesHarry Connick Jr.Jennifer LopezKeith UrbanWinnerCaleb JohnsonRunner-upJena IreneFinals venueNokia Theatre L.A. Live ReleaseOriginal networkFoxOriginal releaseJanuary 15 (2014-01-15) –May 21, 2014 (2014-05-21)Season chronology← PreviousSeason 12Next →Season 14List of episodes The thirteenth season of American Idol, styled as American Idol XIII, premiered on the Fox television network on...

1979 single by Madness My GirlArtwork for original 1979 singleSingle by Madnessfrom the album One Step Beyond... B-sideStepping into Line, In the RainReleased21 December 1979 (1979-12-21)Recorded1979Genre Ska[1] 2-tone new wave Length2:44LabelStiffSongwriter(s)Mike BarsonProducer(s)Clive Langer, Alan WinstanleyMadness singles chronology One Step Beyond (1979) My Girl (1979) Work Rest and Play (1980) My Girl is a song by British ska/pop group Madness from their debut alb...

 

South Korean badminton player In this Korean name, the family name is Jeon. Badminton playerJeon Hyeok-jinJeon at the 2015 Korea Grand Prix GoldPersonal informationCountrySouth KoreaBorn (1995-06-13) 13 June 1995 (age 28)Ulsan, South KoreaHeight1.78 m (5 ft 10 in)Weight67 kg (148 lb)HandednessRightMen's singlesCareer record202 wins, 79 lossesHighest ranking18 (8 February 2018)Current ranking49 (12 September 2023) Medal record Men's badminton Representin...

 

American actor, singer, and rapper (born 1995) Shameik MooreMoore at GalaxyCon Raleigh in 2023BornShameik Alti Moore (1995-05-04) May 4, 1995 (age 28)Atlanta, Georgia, U.S.Other namesKing SAMOccupation(s)Actor, singer, rapperYears active2011–presentMusical careerGenresHip hop, R&B, pop, reggaeInstrument(s)VocalsLabelsAltimont Musical artistWebsiteshameikmoore.com Shameik Alti Moore[1] (born May 4, 1995) is an American actor, singer, and rapper. He made his lead ac...

For other rivers of the same name, see Saraswati River. Saraswati River Saraswati River is a tributary of Alaknanda River flowing in Uttarakhand State, India.[1] It joins Alaknanda River at Keshav Prayag, near Mana village, Badrinath. The confluence of rivers Alaknanda and Bhagirathi at Devprayag in the state of Uttarakhand, forms and flows as river Ganga or The Ganges from the point forward.[2][3] A natural stone bridge, named Bhim Pul,[4] lays across flowing ...

 

Unincorporated community in Minnesota, US Census-designated place & Unincorporated community in Minnesota, United StatesGarden CityCensus-designated place (CDP) & Unincorporated communityGarden CityLocation of the community of Garden Citywithin Garden City Township, Blue Earth CountyCoordinates: 44°02′54″N 94°10′17″W / 44.04833°N 94.17139°W / 44.04833; -94.17139CountryUnited StatesStateMinnesotaCountyBlue Earth CountyTownshipGarden City TownshipArea...

 

Sexual practice For other uses, see Donkey punch (disambiguation). Donkey punch is the sexual practice of inflicting blunt force trauma to the back of the head or lower back of the receiving partner during anal or vaginal sex as an attempt by the penetrating partner to induce involuntary tightening of internal or external anal sphincter muscles or vaginal passage of the receiving partner.[1][2] According to Jeffrey Bahr of Medical College of Wisconsin, there is no reflex in hu...

Subway line in Tokyo, Japan This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: Tokyo Metro Tozai Line – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (March 2010) (Learn how and when to remove this template message) Tokyo Metro Tozai LineA Tozai Line 15000 series trainOverviewOther name(s)TNative name東京メト...

 

Kamar peristirahatan Bung Karno di rumah Djiaw Kie Siong. Peristiwa Rengasdengklok adalah peristiwa penculikan yang dilakukan oleh sejumlah pemuda antara lain Soekarni, Wikana, Aidit, dan Chaerul Saleh dari perkumpulan Menteng 31 terhadap Soekarno dan Hatta.[1] Tempat persembunyian Bung Karno dan Hatta, berlokasi di Rengasdengklok, Karawang Peristiwa ini terjadi pada tanggal 16 Agustus 1945 pukul 03.00 WIB, Soekarno dan Hatta dibawa ke Rengasdengklok, Karawang, untuk kemudian didesak ...

 
Kembali kehalaman sebelumnya