Das Dorf erstreckt sich über die gesamte Breite des trogförmigen Tals der Wyna. Der Ischlag (651 m ü. M.) bildet die natürliche Grenze zum Seetal im Osten. Westlich des Dorfes liegt die ehemalige Gemeinde Burg. Diese war fast gänzlich vom Gemeindegebiet Menzikens umschlossen und war somit beinahe eine Enklave. Ein Landstreifen von knapp 100 Metern Breite bildete die Verbindung zum westlichen Teil der Gemeinde. Das dortige Gelände ist zum grössten Teil bewaldet und steigt bis zum Stierenberg (872 m ü. M.) an. Die fünf Dörfer Menziken, Burg, Beinwil am See, Pfeffikon und Reinach sind zu einer zusammenhängenden Agglomeration mit rund 20'000 Einwohnern verschmolzen, die Grenzen sind zwischen den einst getrennten Siedlungen kaum mehr erkennbar.[6]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 732 Hektaren, davon sind 176 Hektaren bewaldet und 230 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt befindet sich auf 872 Metern auf dem Gipfel des Stierenbergs, der tiefste auf 535 Metern an der Wyna. Nachbargemeinden im Kanton Aargau sind Reinach im Norden und Beinwil am See im Nordosten. Nachbargemeinden im Kanton Luzern sind Rickenbach im Westen sowie Beromünster im Süden und Osten.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Menziken gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau, und war Bestandteil des Gerichts Reinach im Amt Lenzburg. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Lange Zeit war Menziken Teil von Reinach gewesen und wurde erst um 1580 zu einem selbständigen Gemeinwesen erhoben. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Menziken gehört seither zum Kanton Aargau.
Die Industrie hielt schon früh Einzug: 1729 siedelte sich eine Baumwoll-Manufaktur im damaligen Bauerndorf an. Bald darauf folgten Webereien, Spinnereien und Färbereien. Die Exporte gingen ins Elsass, in die Lombardei und nach Savoyen. Ab 1838 wurde das in Heimarbeit produzierende Textilgewerbe nach und nach durch die Tabakindustrie verdrängt, als Samuel Weber mit der Band- und Tabakfabrik S. Weber[8] die erste Tabakfabrik des Kantons gründete. Sein Unternehmen konnte sich als Hersteller von Pfeifentabak einen neuen Markt erschliessen. Mit Gautschi & Hauri,[8]Heinrich Hediger & Söhne,[8]Burger Söhne,[8] Eichenberger & Cie (heute Eicifa Eichenberger & Cie.),[8] oder Villiger und Säuberli[8] entstand in Menziken und im oberen Wynental ein Cluster der Schweizer Zigarrenherstellung mit internationaler Bedeutung. 1852 erfolgte die Gründung der «Bank in Menziken». Um die Wende zum 20. Jahrhundert kamen der Bau von Herkules-Lastwagen sowie die Verarbeitung von Aluminium in der Aluminium AG (später Alu Menziken Gruppe, heute Montana Tech Components) hinzu. Die Zigarrenherstellung geriet mit der zunehmenden Verbreitung von Zigaretten in eine Krise, die Übernahmen, Fusionen und Schliessungen zur Folge hatte. Im ganzen Kanton Aargau sank die Zahl der Beschäftigten dieser Sparte von 3247[8] in 69[8] Betrieben im Jahr 1939 auf 206[8] in sechs[8] Betrieben um 1995. Weber & Söhne musste den Betrieb 1982 einstellen.
1869 wurde in Menziken eine Herrenhuter Sozietät gegründet, die auf erste Kontakte mit in Sachsen lebenden Nachfolgern des tschechischen Reformators Jan Hus im Jahr 1785 zurückging. Das 1877 entstandene Gebäude der Sozietät an der Spitalstrasse, die Brome, war das erste protestantische Kirchgebäude im Ort, noch vor der reformierten Kirche. Damit war Menziken die einzige ländliche Gemeinde in der Schweiz mit einer Sozietät und diente den übrigen Gemeinden in Zürich, Basel und Bern sowie in den Westschweizer Uhrmacherstädten La-Chaux-de-Fonds und Le Locle als Rückzugsort für Jugendlager. Nach jahrzehntelangem Mitgliederschwund wurde die Gemeinde am 17. Juni 2017 aufgelöst.[9]
Der wirtschaftliche Aufschwung des Dorfes wäre ohne den Bau neuer Verkehrswege nicht möglich gewesen. Am 1. Mai 1904 ersetzte die schmalspurige Wynentalbahn den Postkutschenverkehr zwischen Menziken und der Kantonshauptstadt Aarau. Am 1. Oktober 1906 wurde die normalspurige Eisenbahnlinie Menziken–Beromünster eröffnet, eine Zweigstrecke der Seetalbahn. Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Bevölkerungszahl mehr als verdoppelt, und Menziken ist mit seinen Nachbardörfern zusammengewachsen. Menziken, Pfeffikon und Reinach arbeiten auf zahlreichen Gebieten eng zusammen.
Die ehemalige Gemeinde Burg fusionierte per 1. Januar 2023 mit Menziken.
1801 entstand an der Wyna ein von einem Wasserrad angetriebenes Sägewerk, das bis 1969 in Betrieb war. 1982 bis 1986 wurde das Gebäude restauriert und steht seither unter Denkmalschutz. Es wird von einem Verein gepflegt und ist daher noch immer funktionstüchtig; regelmässig finden Vorführungen statt. Die reformierte Kirche, ein Gebäude im neugotischen Stil, besteht seit 1890. Im Jahr 2000 verkaufte die örtliche Chrischona-Gemeinde ihre im Jahr 1922 errichtete Kapelle. Das Gebäude wurde renoviert und in ein Museum umgewandelt, das sich mit der Tabak- und Zigarrenindustrie des oberen Wynentals befasst (Tabak- & Zigarren-Museum AargauSüd).[10] Die katholische St. Anna-Kirche von 1907 musste aufgrund der stetig wachsenden Zahl von Gläubigen 1973 um- und ausgebaut werden.
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot auf grünem Dreiberg Krieger in weisser Rüstung, den Kopf nach links gedreht, in der Rechten weissen Speer mit gelbem Schaft, in der Linken fünfstrahligen gelben Stern haltend.» Das Menziker Wappen hat zahlreiche Wandlungen vollzogen, es sind insgesamt 13 verschiedene Varianten des Rittermotivs überliefert. Die heute verwendete Version wurde 1956 eingeführt.[11]
Bevölkerung
Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[12]
Jahr
1764
1803
1850
1900
1930
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2020
Einwohner
864
1222
1921
2333
2721
3377
4060
4587
4570
4752
5511
5589
6518
Am 31. Dezember 2023 lebten 8400 Menschen in Menziken, der Ausländeranteil betrug 39,6 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 28,3 % als römisch-katholisch und 27,0 % als reformiert; 44,7 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[13] 81,3 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 5,0 % Albanisch, 4,1 % Serbokroatisch, 3,0 % Italienisch, 2,8 % Türkisch und 1,3 % Spanisch.[14]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Kulm zuständig. Menziken gehört zum Friedensrichterkreis IX (Unterkulm).[15]
Wirtschaft
In Menziken gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 2000 Arbeitsplätze, davon 1 % in der Landwirtschaft, 25 % in der Industrie und 74 % im Dienstleistungsbereich.[16] Menziken bildet zusammen mit Reinach das wirtschaftliche Zentrum des südlichen Aargaus und weist daher viele Zupendler auf, auch aus den angrenzenden luzernischen Gebieten. Das mit Abstand grösste Unternehmen ist die Alu Menziken Gruppe, die hier ihren Hauptsitz hat. Die amerikanische Haworth, Inc., das weltweit zweitgrösste Büromöbelunternehmen, hat in Menziken ihre Schweizer Niederlassung. Weitere Industriezweige sind das graphische Gewerbe, der Metallbau und die Produktion von Fruchtsäften.
Die WSB verkehrte ursprünglich mitten auf der stark befahrenen Hauptstrasse als Strassenbahn, teilweise im Gegenverkehr. Häufig kam es zu Unfällen mit erheblichem Sachschaden. Als 1991 auf der parallel verlaufenden, normalspurigen SBB-Linie Beinwil am See–Beromünster der Personenverkehr endete, folgte die Verlegung der WSB-Strecke auf das nun frei gewordene Trassee. Die Umspurungs- und Anpassungsarbeiten begannen 1999 nach der Einstellung des Güterverkehrs. Das neue Teilstück Reinach Nord–Menziken konnte am 15. Dezember 2002 eröffnet werden.
↑ abcdefghijVirginia Nolan: Aargauer Pionier. In: Cigar – Das Zigarren-Magazin der Schweiz. Nr.3/24. Edition Salz & Pfeffer, 2019, ISSN1420-0066, S.8f. (Nolan zitiert Andreas Steigmeier: Blauer Dunst – Zigarren aus der Schweiz gestern und heute. Hier und Jetzt Verlag, Baden 2002, ISBN 978-3-906419-40-4).
↑Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 25. Mai 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch