Manleys Partei, die People’s National Party (PNP), gewann die Parlamentswahlen 1972 deutlich und stellte als stärkste Fraktion auch den neuen Premierminister. Manley setzte sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerung ein. Er erließ zahlreiche Sozialgesetze, zu deren Finanzierung er mehrere Betriebe verstaatlichen ließ, vor allem Banken, Unternehmen des Bauxitbergbaus und Großplantagen.[1] Weitere Unternehmen gelangten durch Käufe in öffentlichen Besitz. Während seiner Amtszeit blieben die demokratischen Strukturen erhalten und auch die freie Marktwirtschaft konnte, wenn auch mit Einschränkungen, weiterexistieren. Aus diesem Grund kann die neue Staatsordnung nicht als sozialistisch bezeichnet werden, wurde im Ausland aber teilweise so wahrgenommen. Dazu trugen auch die enge Freundschaft Manleys zu Fidel Castro und die engen diplomatischen Beziehungen Jamaikas zu Kuba bei. Trotz intensiver Verhandlungen brachen die Beziehungen zum Internationalen Währungsfonds ab und Jamaika verlor sicher geglaubte Kredite.
Durch das fehlende Geld aus internationalen Quellen und die zunehmende Nutzung der „Jamaika-Route“ im Drogenhandel stieg die Kriminalitätsrate immer weiter an. 1976 wurde der Notstand verhängt; im selben Jahr wurde ein Putschversuch gegen die Regierung aufgedeckt, bevor er zur Ausführung kommen konnte. Banden, die jeweils einer der beiden großen Parteien nahestanden, lieferten sich Straßenschlachten um die Vorherrschaft in einzelnen Stadtteilen, besonders in Kingston.
Die steigende Gewalt und die immer noch weitverbreitete Armut ließen die PNP die Wahl 1980 deutlich verlieren. Trotzdem konnte Manley die Wahl 1989 noch einmal für sich entscheiden. Diese Amtszeit verlief ruhiger als die vorangegangenen, auf erneute soziale Reformen verzichtete er weitestgehend. Im März 1992 trat er aus gesundheitlichen Gründen zurück.[2]Percival J. Patterson wurde sein Nachfolger.
Ehrungen
Im Jahr 2002 wurde ihm mit der Verleihung des Order of the Nation posthum die zweithöchste Ehrung des jamaikanischen Staates zuteil.[3]
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Peter Bosshard: Endlich haben wir eine Regierung der Liebe! Demokratischer Sozialismus in Jamaica unter Michael Manley (1972–1980). Z-Verlag, Zürich 1987, ISBN 3-85990-079-X.
Darrell E. Levi: Michael Manley. The making of a leader. University of Georgia Press, Athens 1990, ISBN 0-8203-1221-5.
Claus Füllberg-Stolberg, Bettina Grote: Jamaica am Ende der Ära Manley. In: Dietmar Dirmoser und andere (Hrsg.): Markt in den Köpfen (= Lateinamerika. Analysen und Berichte, Bd. 17). Horlemann, Unkel / Bad Honnef 1993, ISBN 3-927905-80-1, S. 197–206.
F. S. J. Ledgister: Michael Manley and Jamaican democracy, 1972–1980. The word is love. Lexington Books, Lanham 2014, ISBN 978-0-7391-9027-2.
Einzelnachweise
↑Claus Füllberg-Stolberg, Bettina Grote: Jamaica am Ende der Ära Manley. In: Dietmar Dirmoser und andere (Hrsg.): Markt in den Köpfen (= Lateinamerika. Analysen und Berichte, Bd. 17). Horlemann, Unkel / Bad Honnef 1993, S. 197–206, hier S. 197.
↑Claus Füllberg-Stolberg, Bettina Grote: Jamaica am Ende der Ära Manley. In: Dietmar Dirmoser und andere (Hrsg.): Markt in den Köpfen (= Lateinamerika. Analysen und Berichte, Bd. 17). Horlemann, Unkel / Bad Honnef 1993, S. 197–206, hier S. 203.