Nördlich des Missouris befinden sich die nördlichen Ebenen, die nach Iowa, Nebraska und Kansas hineinragen. Das Ozark-Plateau liegt südlich des Flusses und reicht nach Arkansas und Oklahoma hinein. Auf dem Plateau im Südwesten des Bundesstaates liegt die drittgrößte Stadt Springfield (Missouri).
Das Staatsgebiet Missouris war Teil der Fläche, die Frankreich als Louisiana abgekauft wurde. Missouri, das seinen Namen von den historischen Bewohnern, dem Indianervolk der Missouri, erhielt, wurde 1821 als Teil des Missouri-Kompromisses zum Bundesstaat. Missouri wurde auch „Tor zum Westen“ genannt, weil es Durchgangsland der Siedler auf dem Weg in den Westen war.
Zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges hatten es die Sympathisanten der Nordstaaten, die sich hier zu einem großen Teil aus deutschen Einwanderern zusammensetzten, geschafft, den pro-südlich eingestellten Gouverneur und den Großteil der Mitglieder des Staatsparlaments zu vertreiben und Missouri, das sich weiterhin zur Sklaverei bekannte, im Lager der Unionsstaaten zu halten. Der geflüchtete Gouverneur und ein Teil der Parlamentarier verkündeten daraufhin von ihrem Exil aus die Sezession Missouris, das am 28. November 1861 offiziell als 12. Staat in die Konföderation aufgenommen wurde. Obwohl die Unionstruppen und ihre Anhänger den Großteil des Staates kontrollierten, konnten sie nicht verhindern, dass Missouri in der Folgezeit zum Schauplatz eines mit äußerster Grausamkeit geführten Kleinkrieges pro-südlicher Guerillas, der Bushwhacker, gegen die Unionstruppen und die sie unterstützenden irregulären Kampfverbände wurde. Weite Gebiete des Staates verwandelten sich in den folgenden Jahren in ein Niemandsland, in dem Angriffe aus dem Hinterhalt, Brandstiftung und wahllose Morde an echten und vermeintlichen Sympathisanten des gegnerischen Kriegslagers den Alltag bestimmten. Nach dem Massaker von Lawrence erließ der Befehlshaber der Unionstruppen in Missouri, General Thomas Ewing, Jr., am 25. August 1863 seine General Order No. 11, mit der die Zwangsevakuierung von vier Countys (sie entsprechen den deutschen Landkreisen) entlang der Grenze zu Kansas angeordnet wurde. Die gewaltsame Vertreibung von rund 10.000 Personen verfolgte den Zweck, den Südstaaten-Rebellen potentielle Unterstützer zu entziehen, gleichzeitig wurden damit aber auch weite Landstriche Missouris auf Jahre hinaus wieder zur Wildnis. Erst im Januar 1865 wurde in Missouri eine neue Staatsregierung gewählt. Bis dahin hatte ein pro nördlich eingestellter Staatskonvent die Macht im Staat ausgeübt.[3]
Missouri wird im Volksmund auch der Show-Me State genannt, wobei der Ursprung dieser Wendung nicht ganz klar ist. Bekannt wurde die Phrase durch die Rede des Vertreters Missouris im Repräsentantenhaus der Vereinigten StaatenWillard Duncan Vandiver, der 1899 auf einem Bankett in Philadelphia sagte: “I come from a state that raises corn and cotton and cockleburs and Democrats, and frothy eloquence neither convinces nor satisfies me. I am from Missouri. You have got to show me.”[4] Heute wird mit der Phrase vor allem das Klischee bedient, dass die Leute aus Missouri unbeirrbar, konservativ und argwöhnisch seien.
Die jetzige Verfassung von Missouri, die vierte des Staates, wurde 1945 verabschiedet und setzt die Gewaltenteilung um. Die Gesetzgebung findet durch ein Zweikammersystem statt: durch ein Repräsentantenhaus und einen Senat. Beide zusammen bilden die Missouri General Assembly. Der Gouverneur ist mit der Leitung der Regierungsgeschäfte betraut, verfügt über das Begnadigungsrecht und hat darüber hinaus repräsentative Aufgaben. Der jetzige Gouverneur ist der RepublikanerMike Parson. Missouri stellt acht Abgeordnete im Repräsentantenhaus.
Da Missouri im Zentrum des Landes liegt und politisch gesehen Nord-/Süd- sowie West-/Ost-Differenzen und sowohl Großstädte als auch ländliche Gegenden hat, galt der Staat oft als „Bellwether“ (deutsch: „Leithammel“, „Indikator“) für die Gesamtstimmung der Vereinigten Staaten (bekannt als Missouri Bellwether). Von 1904 bis 2004 stimmte Missouri mit Ausnahme von 1956 immer für den am Ende siegreichen Präsidentschaftskandidaten und war damit ein klassischer Swing State. Seit 1996 hat den Staat allerdings kein demokratischer Kandidat mehr gewonnen, weswegen Missouri heute als roter Staat (Hochburg der Republikaner) gilt; so konnte Mitt Romney die zehn Wahlmännerstimmen 2012 mit einem Vorsprung von über neun Prozentpunkten vor Barack Obama gewinnen.
In seinen südöstlichen Gebieten ist Missouri auch noch von Ausläufern des Bible Belts geprägt. Unter der Regierung von George W. Bush war Missouri zunächst stark republikanisch geprägt. Bei den Senatswahlen 2006 gewann die Demokratin Claire McCaskill in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen ihren republikanischen Gegenkandidaten Jim Talent, nach den Wahlen zum Repräsentantenhaus 2010 waren aber sechs der neun Abgeordneten Mitglieder der Republikanischen Partei. Im 113. Kongress verlor Missouri ein Mandat; dies ging zu Lasten der Demokraten, die nun nur noch zwei Abgeordnete stellen. Im Electoral College verfügt Missouri seit 2012 über zehn Stimmen, 1984 waren es noch zwölf.[6]
Die Polizei auf Staatsebene ist die Missouri State Highway Patrol. Sie untersteht dem Missouri Department of Public Safety. Daneben ist die Polizei auf Ebene der Countys und Kommunen organisiert. Die Missouri National Guard wird neben ihrer Rolle als militärische Reserve auch für Notfälle aller Art im eigenen Land eingesetzt. Ihr gehören freiwillig Dienst leistende Milizsoldaten an, die dem Gouverneur unterstehen. Bei Einsätzen auf Bundesebene ist der Präsident der Vereinigten Staaten Commander-in-Chief. Adjutant General of Missouri ist Brigadier General Levon E. Cumpton. Von der Nationalgarde zu trennen ist die Staatsgarde, die Missouri State Defense Force, die allein dem Bundesstaat verpflichtet ist.
Todesstrafe
Sowohl absolut als auch relativ wird die Todesstrafe in Missouri oft gefällt und vollstreckt.
Wird die Bevölkerung des Jahres 2010 mit den Hinrichtungen bis zum 17. Januar 2016 ins Verhältnis gesetzt, so steht Missouri mit 1,44 Hinrichtungen pro 100.000 Einwohner an vierter Stelle nach Oklahoma (2,99), Texas (2,11) und Delaware (1,78). Gouverneur Jay Nixon war ein Befürworter der Todesstrafe. Während seiner Amtszeit als Gouverneur wurden 20 Menschen hingerichtet. (Stand Dezember 2015)
Anzahl der Hinrichtungen pro Jahr:
Jahr
1989
1990
1991
1992
1993
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2005
2009
2011
2013
2014
2015
2016
2017
Anzahl
1
4
1
1
4
6
6
6
3
9
5
7
6
2
5
1
1
2
10
6
1
1
Mit 88 Hinrichtungen – davon 20 in den Jahren 2013–2017 – steht Missouri nach Texas, Oklahoma, Virginia und Florida an fünfter Stellte der Staaten mit den meisten Hinrichtungen in den USA. Die letzte wurde 2017 vollstreckt.[7]
Rassismus
Am 2. August 2017 gab die National Association for the Advancement of Colored People aufgrund der zahlreichen rassistischen Zwischenfälle, des Racial Profiling seitens der Polizei und einem neuen Gesetz in dem Bundesstaat, das Klagen wegen rassistischer Diskriminierung erschwert, eine Reisewarnung für Missouri heraus. Dies war die erste derartige Reisewarnung für einen US-Bundesstaat. Darin heißt es u. a.:
Personen, die in diesem Bundesstaat reisen, sollten dies mit extremer Vorsicht tun. Verbrechen aufgrund von Rasse, Geschlecht und Hautfarbe haben in Missouri eine lange Geschichte. Missouri, die Heimat von Lloyd Gaines und Dred Scott, die zweifelhafte Ehre des Missouri-Kompromisses, und einer der letzten Bundesstaaten, in dem die Sklaverei Geschichte wurde, ist möglicherweise nicht sicher ... Der Gesetzesentwurf SB 43 legalisiert individuelle Diskriminierung und Belästigung in Missouri und würde Menschen in Missouri daran hindern, sich vor Diskriminierung, Belästigung und Rache zu schützen. Außerdem hat die übereifrige Ahndung von geringfügigen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung dazu geführt, dass Afroamerikaner 75 % häufiger [von der Polizei] aufgehalten werden als Weiße.[8]
Im Mai 2017 war der Afroamerikaner Tory Sanders aus Tennessee in einem Gefängnis im Südosten von Missouri umgekommen, nachdem Wärter Pfefferspray und Taser gegen ihn eingesetzt hatten. Sanders war festgenommen worden, nachdem er sich verirrt hatte, und er war keines Verbrechens angeklagt gewesen. Das Gesetz SB 43 wird von Kritikern als Teil der Jim-Crow-Gesetze bezeichnet.[9][10]
83,7 % (5.058.971) der Bevölkerung von Missouri sind Weiße,
11,7 % (700.704) sind Schwarze,
3,9 % (233.568) sind Hispanics,
1,8 % (107.800) sind asiatischer Abstammung,
0,5 % (29.944) sind Indianer oder alaskischer Abstammung,
0,1 % (5988) sind Hawaiier oder Polynesier und
2,0 % (119.778) zählen sich zu einer heterogenen Abstammung.
6,2 % der Bevölkerung ist jünger als 5 Jahre, 23,1 % sind unter 18 Jahre, 15,0 % sind 65 Jahre oder älter. Der weibliche Anteil der Bevölkerung beträgt 51,0 %. (Stand 2013)
Die fünf größten Abstammungsgruppen in Missouri sind: Deutsch (27,4 Prozent), Irisch (14,8 Prozent), Englisch (10,2 Prozent), American (8,5 Prozent) und Französisch (3,7 Prozent).
6,1 % der Bewohner Missouris sprechen zu Hause eine andere Sprache als Englisch.
3,9 % der Bewohner Missouris sind im Ausland geboren worden. 87,2 % der über 25-Jährigen haben einen High-School-Abschluss, 25,8 % dieser Altersgruppe haben einen akademischen Abschluss (Bachelor).
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (engl. per capita GDP) lag im Jahre 2016 bei USD 49.383 (nationaler Durchschnitt der 50 US-Bundesstaaten: 57.118; nationaler Rangplatz: 36). Die Arbeitslosenquote lag im November 2017 bei 3,4 % (Landesdurchschnitt: 4,1 %).[15]
Wichtigste Industriezweige sind Luftfahrttechnik, Logistik, Landwirtschaft und Nahrungsmittelwirtschaft, Chemie, Druckindustrie, Elektronik.
Im Südosten Missouris in den fruchtbaren Ebenen des Mississippis wird Baumwolle und Reis angebaut.
Missouri besitzt große Vorräte von Kalkstein. Andere Bodenschätze sind Blei und Kohle. Die Bauindustrie wird von hier aus mit Zement und Kies beliefert.
↑Michael McCafferty: Correction: Etymology of Missouri. In: American Speech, Vol 79, Issue 1, Frühling 2004, Seite 32
↑Siehe dazu: James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges. 6. Auflage. List, München 1996, S. 277–280 und 771–776, ISBN 3-471-78178-1.
↑„Ich komme aus einem Staat, der Mais und Baumwolle und Spitzkletten und Demokraten hervorbringt, und schäumende Beredsamkeit überzeugt mich weder, noch befriedigt sie mich. Ich komme aus Missouri. Ihr müsst es mir beweisen.“ Siehe http://www.sos.mo.gov/archives/history/slogan.asp
↑Sylvia Gonzalez-Gorman: Political Speech as a Weapon. Microaggression in a Changing Racial and Ethnic Environment.Bloomsbury, New York 2024, ISBN 979-8-7651-3302-6, S. 53.