In der heutigen Form besteht sie erst seit den 1960er Jahren, als zur Entlastung des Alexanderplatzes vom Durchgangsverkehr die Trasse einer „Nordtangente“ vom Rosenthaler Platz bis zum Leninplatz (heute: Platz der Vereinten Nationen) festgelegt wurde.[1]
Historisch entspricht die Lage dem Süden der Königstadt. Allerdings wurde diese einstige Vorstadt bei der Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 aufgeteilt. Die Mollstraße ist dadurch auf die drei Bezirke Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow verteilt. Zunächst verlief die 1963 neuangelegte Straße vom Leninplatz zur Hans-Beimler-Straße (seit 1995: Otto-Braun-Straße). Sie wurde am 3. September 1969 bis zur Prenzlauer Allee verlängert.[2] Entlang des Straßenzugs bestanden im Ergebnis des Zweiten Weltkriegs nach 1945 erhebliche Gebäudeschäden[3] mit Totalschäden und Kriegsruinen. Mit der Herstellung eines Zentrums Ost um den Alexanderplatz als repräsentatives Wohn- und Zentralgebiet im Osten der geteilten Stadt wurden die vorhandenen (teilweise nur notdürftig wieder aufgebauten) Gebäude[4] beräumt, um Platz für Neubauten zu schaffen, die sich von der Stalinallee-Bebauung unterscheiden sollten.[5]
An der Gollnowstraße, um 1890
Bau an der Mollstraße: zwischen Abriss und Neubau
Die Mollstraße befindet sich mit einer Breite von 70 Metern auf dem ungefähren Verlauf der ehemaligen Gollnowstraße und Jostystraße (Nordfahrbahn)/ Linienstraße (Südfahrbahn) und folgt einem westlichen Abschnitt der Leninallee. Außer der letzteren hatten diese eher den Charakter von Nebenstraßen. Die Landsberger Allee führte früher direkt zum Alexanderplatz,[6] wurde aber zu Beginn der 1960er Jahre am Leninplatz (seit 1992: Platz der Vereinten Nationen) in Richtung Nordwest zum Prenzlauer Tor geführt. Dieser neue Abschnitt erhielt den Namen Mollstraße.
Die Mollstraße befindet sich vollständig in Berlin-Mitte in den Postleitzahlbereichen 10178, 10249, 10405. Sie ist zweibahnig angelegt und hat jeweils vier, nach Osten zwei, im Kreuzungsbereich fünf Fahrspuren. An beiden Seiten liegen meist fünf Meter breite Gehwege und vorwiegend Grünstreifen vor der Wohnbebauung. In der Mittellage befinden sich die beiden Straßenbahngleise. Bis in die 1990er Jahre befanden sich zwischen Prenzlauer Allee und Otto-Braun-Straße noch Ausweichgleise, auf denen bei auf dem Alexanderplatz gelegenen Demos (wie am 1. Mai) oder GroßveranstaltungenSonderwagen als Einsetzer der Verkehrsbetriebe bereitgestellt wurden.
Die Grundstücke sind fortlaufend nummeriert. Die südliche Bebauung vom Westende beginnend mit den Nummern 1–18 gehört zum Ortsteil Mitte, die Nordbebauung mit den Nummern 19–31 gehört zu Friedrichshain und die Häuser westlich der Otto-Braun-Straße auf Grundstück 33–36 (gefolgt vom St-Nicolai-Friedhof) zu Prenzlauer Berg.[8] In der Berliner Straßenliste wird die Mollstraße unter 41991 (nach der Lage des Straßenlandes) für den Bezirk Mitte geführt. Sie ist im Straßennetz mit 850 Metern als übergeordnete Straßenverbindung eingetragen, das entspräche dem Rang einer Landesstraße. Allerdings sind weitere 184 Meter Straßenlauf als nicht kategorisiert im Detailnetz aufgenommen.[9] Dieser nach Südosten reichende Straßenlauf in Friedrichshain ist eine geradlinige Fortsetzung der südlichen Fahrbahn zur Lichtenberger Straße, während die Haupttrasse zur Landsberger Allee über den Platz der Vereinten Nationen nach Nordosten abknickt. Es ist die Zufahrtsstraße zu den Wohnhäusern Platz der Vereinten Nationen 15–22 und der Kaufhalle Grundstück 14 und eine Einbahnstraße aus Richtung Weydemeierstraße mit der Ausfahrt an der Südfahrbahn der Mollstraße an der Bezirksgrenze Friedrichshain-Kreuzberg zu Mitte. Kategorisiert ist die Mollstraße mit ihrem Straßenland nach Okstra als „G“ und im Regionalen Bezugsystem (RBS) als „STRA“.
Anlieger
Mit dem Neu- und Ausbau der Mollstraße schritt der Wohnungsbau vom Leninplatz (Platz der Vereinten Nationen) über Neue Königstraße (Otto-Braun-Straße) zum Anschluss an die Wilhelm-Pieck-Straße (Torstraße) mit zehngeschossigen P2- und QP61-Typenbauten zu den WBS-70-Elfgeschossern fort. Die Wohnungen wurden sowohl unter staatlicher Beteiligung als auch von Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften errichtet. Wohnbebauung findet sich im Osten und am Nordrand der Straße.
Mit der Bebauung der Südseite (Bezirk Mitte) wurden westlich und an der Otto-Braun-Straße Gebäude von öffentlicher Bedeutung für die DDR errichtet. Ein einst wichtiges Gebäude in dieser Straße war das Hochhaus Mollstraße 1. Dort war von 1971 bis 1990 der Sitz der DDR-Nachrichtenagentur ADN. Die Firma Zalando übernimmt 2013 das Bürohaus in der Mollstraße, das 1971 speziell für die DDR-Nachrichtenagentur ADN errichtet wurde.[10]
Die aktuelle Dominante der Mollstraße bildet das Königstadt-Carrée an der Ecke Otto-Braun-Straße (Mollstraße 30–32, Otto-Braun-Straße).[11] Der Komplex aus einem 20-geschossigen Bürohaus mit 24.000 m² Mietfläche sowie einem zehngeschossigen Anbau, in dem die Accor-Gruppe das Ibis-Hotel betreibt, wurde für rund 70 Millionen Euro bis Ende 2010 fertiggestellt. Es entstand an der Stelle eines 2002 abgerissenen Wohnhochhauses aus den 1970er Jahren. Dieses ursprüngliche Gebäude Mollstraße 31 war ein 17-geschossiger Experimentalbau,[12] der von ungarischen Bauleuten nach ihren Architekturunterlagen erbaut worden war.[13] Der Renommierbau von 1988 musste wegen statischer Mängel geräumt werden. Nachdem die letzten Nutzer im Sommer 1989 ausgezogen waren, stand dieses noch elf Jahre als leerstehendes Gebäude, in dem sich Mehlschwalben ihre Nester bauten. Das Haus wurde danach als „Mehlschwalbenhaus“ bekannt.[14] Für diese Standfläche waren mehrere Investoren mit unterschiedlichen Planungen angetreten, traten jedoch in der Folge von Verträgen zurück,[15] bis im Jahr 2010 der Ersatzbau folgte.[16] Wegen Protesten von Naturschützern hatte sich der Abriss verzögert.[17]
Erwähnenswert ist an der Nordwestecke der Mollstraße der Südteil des St. Nikolaikirchhofs, dessen denkmalgeschützte Kapelle genau an der Straßenkreuzung Prenzlauer Allee hinter der Friedhofsmauer zu sehen ist.[18]
Die Buslinien TXL, 200 und 142 verlaufen teilweise auf der Mollstraße.
Seit den 1970er Jahren ist eine U-Bahn-Linie (U11) angedacht, die vom Hauptbahnhof (damals noch Lehrter Bahnhof) nach Marzahn teilweise unter der Mollstraße verlaufen könnte. Eine Realisierung dieser Linie ist in absehbarer Zeit aus finanziellen Gründen jedoch unwahrscheinlich.
↑Zustand im Plan 1961: Grosser Berliner Stadtplan. Verlag Richard Schwarz Nachf. im Vergleich zum Zustand seit den 1970er Jahren: Berlin / Stadtplan. 4. Aufl. VEB Tourist Verlag, Berlin/Leipzig 1987
↑Zentralbild Spremberg 16. August 1965: „Berlin wird schöner. Unser Panorama zeigt einen Blick von der Mollstraße Ecke Landwehrstraße auf die Neubauten hinter der Karl-Marx-Allee. Im Zuge des Neuaufbaus des Stadtzentrums werden die alten Häuser, die jetzt auch den Gegensatz zwischen alt und neu demonstrieren, der großzügigen Stadtplanung weichen müssen.“ Der Elfgeschosser rechts ist das Haus Mollstraße 5–7, Plattenbautyp QP-61. Der Achtgeschosser links ist das Haus Berolinastraße 15–17, Plattenbautyp QP-64. Die Häuser in der Mitte, Typ Q3A, stehen in der parkähnlichen Anlage zwischen Berolina- und Mollstraße. Der Verlauf der Mollstraße befindet sich nicht sichtbar rechts vom Bild. Die Landwehrstraße (mit den Altbauten) ist komplett verschwunden, ihr Verlauf ist aktuell im Stadtbild nicht mehr nachvollziehbar (hier befindet sich der Fröbel-Kindergarten Ecke Berolina- und Mollstraße). Sie mündete ungefähr dort, wo sich der Parkplatz Berolinastraße hinter dem Haus der Statistik befindet.