Haley wurde als Kind indischer Einwanderer geboren. Ihre Eltern Ajit Singh Randhawa und Raj Kaur Randhawa gehören der Glaubensgemeinschaft der Sikhs an. Sie stammen aus dem indischen Distrikt Amritsar und emigrierten 1969 zunächst nach Kanada, wo der Vater in Vancouver eine Professur für Biologie an der University of British Columbia erhielt. Später wanderten sie in die Vereinigten Staaten aus und waren die ersten indischen Einwanderer an ihrem neuen Heimatort Bamberg. Der Vater war dort Professor am Voorhees College in Denmark, South Carolina. Ihre Mutter gründete 1976 das Bekleidungsgeschäft Exotica International Gift Shop.
Haley half ihrer Mutter und begann mit 13 Jahren, sich um die Buchhaltung des Geschäfts zu kümmern. Nach dem Schulabschluss an den Orangeburg Preparatory Schools studierte sie Buchhaltung an der Clemson University, arbeitete in einem Unternehmen in North Carolina und wurde danach Finanzvorstand im Unternehmen ihrer Mutter.
Im September 1996 heiratete sie Michael Haley, einen Offizier der Army National Guard, nach dem Ritus der Sikhs und der Methodisten.[2] Haley ist heute Mitglied der Mt. Horeb United Methodist Church.[3][4] Sie hat zwei Kinder.[5][6]
Politische Laufbahn
Haley wird durch US-VizepräsidentPence als UNO-Botschafterin vereidigt, 25. Januar 2017
Vor der Gouverneurswahl 2010 in South Carolina setzte sie sich in der parteiinternen Vorwahl 2009 gegen drei prominente Republikaner durch. Ihr größter Spender war der Geschäftsmann Shalabh Kumar. Sie war eine der Kandidatinnen, die Sarah Palin unterstützte; Haley wurde zu den Mama Grizzlys gerechnet und stand der Tea-Party-Bewegung nahe.[7]
Im Wahlkampf hatte sie mit der Behauptung zu kämpfen, sie sei keine richtige Christin, da sie im Glauben der Sikhs erzogen worden sei. 2010 wurde sie vom Republikaner John M. „Jake“ Knotts, Jr., damals Abgeordneter im Repräsentantenhaus von South Carolina, als Raghead beschimpft. Dieser Ausdruck ist eine rassistisch denotierte, abwertende Bezeichnung für Menschen, die traditionelle Kopfbedeckungen wie Turban oder Kufiya tragen. Diese Äußerung wurde von Haleys Wahlkampfmanager und von Mitgliedern der Republikanischen Partei scharf kritisiert. Haley gewann die Hauptwahl mit 51,4 zu 46,9 Prozent gegen den Demokraten Vincent Sheheen, der Mitglied des Staatssenats war.[8][9]
Am 4. November 2014 wurde Haley in eine zweite Amtszeit als Gouverneurin gewählt, wieder gegen Sheheen.
Als UN-Botschafterin der Vereinigten Staaten nahm Haley eine herausragende Rolle in der Außenpolitik der Regierung Trump ein. Die Zeitung Politico hielt sie während des ersten Jahres für präsenter als den Außenminister Rex Tillerson und bezeichnete sie als De-facto-Außenministerin nach dessen Entlassung im März 2018, bevor dessen designierter Nachfolger Mike Pompeo vom Senat bestätigt wurde. Dabei formulierte sie eigenständige Positionen, die im Weißen Haus zuweilen auf Widerstand trafen, etwa, als sie Anfang 2017 die russische Einflussnahme auf den US-Wahlkampf 2016 als kriegerischen Akt bezeichnete oder als sie im Herbst 2017 im Zuge der #MeToo-Debatte forderte, die Frauen, die Präsident Trump sexueller Übergriffe bezichtigten, sollten gehört werden. Im April 2018 vertrat sie eine harte Linie bei Sanktionen gegenüber Russland, die Trump später zurücknahm und erklären ließ, Haley habe etwas missverstanden. Sie wehrte sich als erstes Kabinettsmitglied öffentlich gegen eine derartige Charakterisierung, was Politico als „rote Linie“ bezeichnete, die Haley dem Präsidenten gesetzt habe, der immer wieder Mitarbeiter öffentlich bloßstellte.[15] Am 9. Oktober 2018 kündigte sie überraschend ihren Rücktritt zum Jahresende an.[16][17]
Kandidatur um das US-Präsidentschaftsamt 2024
Nikki Haleys Logo zur Präsidentschaftswahl 2024
Am 14. Februar 2023 gab Nikki Haley ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 bekannt.[18][19]
Umfragen ließen ihre Chancen gegen Donald Trump oder auch Ron DeSantis in den Vorwahlen als gering erscheinen. Ihre Kandidatur zog Anhänger von DeSantis ab, wovon Trump profitierte.[20] Bei einer CNN-Umfrage Ende August wurden ihr von allen Republikanischen Kandidaten die besten Chancen eingeräumt, den Präsidentschaftswahlkampf gegen Amtsinhaber Joe Biden zu gewinnen.[21] Am 28. November 2023 gab die milliardenschwere Stiftung Americans for Prosperity des Großindustriellen Charles Koch bekannt, dass sie Haley als Kandidatin unterstützen werde.[22][23] Auch forderte der CEO von JPMorgan Chase, Jamie Dimon, Ende November 2023 die Demokraten auf, Nikki Haley bei den Präsidentschaftsvorwahlen zu unterstützen, und äußerte, Haley sei eine starke Alternative zu Trump.[24]
Am 6. März 2024, einen Tag nach dem Super Tuesday, zog Haley ihre Präsidentschaftskanditatur zurück.[25]
Anfang Februar 2017 trat Haley erstmals im UN-Sicherheitsrat auf. Sie kritisierte die russische Vorgehensweise in der Ukraine als „aggressiv“;[27] zur Annexion der Krim sagte sie, die US-Sanktionen würden bestehen bleiben, „bis Russland die Kontrolle über die Halbinsel an die Ukraine zurückgegeben hat“.[28]
Einige Tage nach ihrer Rücktrittsankündigung als UN-Botschafterin widersprach sie Donald Trump, der im Wahlkampf vor den Halbzeitwahlen 2018 die Demokraten als „bösartig“, „kriminalitätsfreundlich“ und „nicht an der Landesverteidigung interessiert“ bezeichnete.[30] Ansonsten hielt sich Haley mit öffentlicher Kritik an Trump eher zurück.[31]
Auch 2024 änderte sie erneut ihren Kurs, als sie erklärte, Trumps Wiederwahl zu unterstützen.[32]
↑Veit Medick: Nikki Haley: Donald Trump macht Gouverneurin zur Uno-Botschafterin. In: Der Spiegel. 23. November 2016, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
↑Trip Gabriel: Nikki Haley Is Running for President, the First G.O.P. Rival to Take On Trump. In: The New York Times. 14. Februar 2023, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. Februar 2023]).
↑South Carolina: Gouverneurin will Konföderiertenflagge verbannen. In: Der Spiegel. 22. Juni 2015, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
↑USA verurteilen »aggressives« Vorgehen Russland an der Grenze zur Ukraine. In: Der Spiegel. 2. April 2021, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
↑Russland-Politik: Donald Trump fordert Rückgabe der Krim an die Ukraine. In: Der Spiegel. 14. Februar 2017, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
↑„She maintained a direct line to Trump, keeping private her candid criticisms of him, while publicly striking an air of detached deference.“ (Tim Alberta)