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Nona Gaprindaschwili

Nona Gaprindaschwili, Bad Liebenzell 1995
Verband Sowjetunion Sowjetunion (bis 1992)
Georgien Georgien (ab 1992)
Geboren 3. Mai 1941
Sugdidi, Sowjetunion
Titel Internationaler Meister der Frauen (1961)
Großmeister der Frauen (1976)
Internationaler Meister (1962)
Großmeister (1978)
Weltmeisterin 1962 bis 1978
Aktuelle Elo‑Zahl 2243 (Dezember 2023)
Beste Elo‑Zahl 2495 (Juli 1987)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)
Nona Gaprindaschwili Seniorenweltmeisterin 1995

Nona Gaprindaschwili (georgisch ნონა გაფრინდაშვილი, russisch Но́на Тере́нтьевна Гаприндашви́ли, transkribiert Nona Terentjewna Gaprindaschwili; * 3. Mai 1941 in Sugdidi, Mingrelien, damals Georgische SSR der Sowjetunion) ist eine georgische Schachspielerin. Bis zur Unabhängigkeit Georgiens 1991 startete sie für die UdSSR. Sie ist die erste Frau, die den Großmeistertitel erwarb. Von 1962 bis 1978 war sie die fünfte Schachweltmeisterin der Frauen.

Kindheit und Ausbildung

Nona Gaprindaschwili wurde 1941 als Tochter von Terenti Gaprindaschwili und Vera geb. Grigolis in Sugdidi, Mingrelien geboren. Als sie fünf Jahre alt war, lernte sie von ihren älteren Brüdern das Schachspiel. Mit 15 wurde sie Champion von Tbilissi und Georgien. 19-jährig gewann sie 1961 das Turnier in Vrnjačka Banja; im selben Jahr erlangte sie den Titel eines Internationalen Meisters der Frauen (WIM).

Karriere

Sie war von 1962 bis 1978 Schachweltmeisterin. Den ersten Titel gewann sie am 17. Oktober 1962 mit einem Wettkampfsieg (+7 =4 −0) gegen Jelisaweta Bykowa.[1] Aufgrund dieses Erfolges erhielt sie 1962 von der FIDE den Titel Internationaler Meister.[2] Sie verteidigte ihren Titel bei der in mehrjährigen Zyklen ausgetragenen Weltmeisterschaft der Frauen in vier Wettkämpfen, dreimal gegen Alla Kuschnir (1965 mit +7 =3 −3, im Jahr 1969 mit +6 =5 −2 und 1972 mit +5 =7 −4), und schließlich 1975 gegen Nana Alexandria mit +8 =1 −3. Erst 1978 verlor sie den Titel mit +2 =9 −4 schließlich gegen Maia Tschiburdanidse.

Als erste Frau errang sie 1978 den Großmeistertitel, nachdem ihr 1976 die FIDE den Titel Großmeister der Frauen verliehen hatte.[3]

Gaprindaschwili studierte Englisch an der Staatlichen Universität Tiflis. 1975 war sie Abgeordnete im Obersten Sowjet der Georgischen SSR. Sie und Alexandria waren in Georgien so populär, dass nach ihnen sogar Parfümsorten mit „Nana“ und „Nona“ benannt wurden, die in Flacons von der Form von Schachfiguren vertrieben wurden. Nach den Vornamenskürzeln der beiden Spielerinnen und von Ex-Weltmeister Tigran Petrosjan heißt auch der Schachverein von Tbilissi NTN Tbilisi.

Für ihre schachlichen Leistungen erhielt sie 1966 den Leninorden. 1990 wurde sie zum Ehrenmitglied des Weltschachbundes FIDE ernannt.[4] Von 1989 bis 1996 war Nona Gaprindaschwili Präsidentin des Nationalen Olympischen Komitees von Georgien, wurde 1996 Ehrenpräsidentin des NOKG und 2002 Mitglied im Stadtrat von Tbilissi.

Im September 2021 reichte sie eine Zivilklage gegen das US-Medienunternehmen Netflix ein. In der Miniserie Das Damengambit wurde fälschlicherweise behauptet, dass Gaprindaschwili nicht gegen Männer gespielt habe und dass sie eine Russin sei.[5] Sie forderte daher Schadensersatz in Höhe von 5 Millionen Dollar wegen Rufschädigung.[6] Netflix beantragte eine Einstellung des Verfahrens, da es sich um ein fiktives Werk handele und daher gemäß dem 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten der Kunstfreiheit unterliege. Im Januar 2022 entschied ein Bundesbezirksgericht in Kalifornien, dass die Klage zulässig sei.[7] Der Rechtsstreit endete im September 2022 mit einem Vergleich.[8]

Schachturniere

Kasachstan – Georgien, 10. Runde der Schacholympiade 1992 in Manila, an Brett 2 die Partie Nona Gaprindaschwili – Elvira (Berend-)Sakhatova

Nona Gaprindaschwili erhielt zahlreiche Einladungen zu internationalen Turnieren. Aufgrund der vom Sowjetischen Schachverband auferlegten Beschränkungen durfte sie jedoch nur bei zwei oder drei Turnieren jährlich antreten.[9]

Nationalmannschaft 1963-1992

Gaprindaschwili nahm an zwölf Schacholympiaden der Frauen teil, 1963, 1966, 1969, 1972, 1974, 1978, 1980, 1982, 1984, 1986 und 1990 mit der Sowjetunion, 1992 mit Georgien. Mit der Mannschaft erreichte sie 1990 den zweiten Platz und gewann bei allen übrigen Teilnahmen, in der Einzelwertung erreichte sie 1963, 1966, 1969, 1972 und 1974 am ersten Brett, 1978 und 1980 am zweiten Brett sowie 1986 am dritten Brett das beste Ergebnis; 1986 erzielte sie außerdem die beste Elo-Leistung aller Teilnehmerinnen. Individuelle Silbermedaillen gewann sie 1982 und 1984 am dritten sowie 1990 am zweiten Brett, 1984 erreichte sie zudem die drittbeste Elo-Leistung aller Teilnehmerinnen.[14] Bei der Mannschaftsweltmeisterschaft 1997 kam sie zweimal zum Einsatz.[15]

Vereine 1961-1982

In der sowjetischen Vereinsmeisterschaft spielte Gaprindaschwili 1961 am Mädchenbrett, 1964, 1966 und 1968 am Frauenbrett von Burewestnik, mit denen sie 1961 und 1968 die Meisterschaft gewann. 1976, 1980 und 1982 spielte sie am Frauenbrett der Armeeauswahl.[16] Am European Club Cup der Frauen nahm sie 1996 bis 1998 mit Goša Smederevska Palanka teil und gewann den Wettbewerb 1997.[17]

Privates

Nona Gaprindaschwili heiratete im Dezember 1969 in Tbilissi Anzor Chichinadze.[18][19]

Partiebeispiel

Gaprindaschwili – Servaty
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 17. Df6

Eine ihrer bekanntesten Partien spielte Gaprindaschwili 1974 bei den Dortmunder Schachtagen gegen Rudolf Servaty. Darin kommt das bereits aus der Unsterblichen Partie bekannte Motiv eines doppelten Turmopfers zur Anwendung.

Gaprindaschwili – Servaty 1:0
Dortmund, Mai 1974
Sizilianische Verteidigung, B39
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 g6 5. c4 Lg7 6. Le3 Sf6 7. Sc3 Sg4 8. Dxg4 Sxd4 9. Dd1 e5 10. Sb5 0–0 11. Le2 Dh4 12. Sxd4 exd4 13. Lxd4 Dxe4 14. Lxg7 Dxg2 15. Dd4 Dxh1+ 16. Kd2 Dxa1 17. Df6 1:0 Schwarz gab auf, weil er gegen die Drohung Lh6 nebst Dg7 matt keine ausreichende Verteidigung hat.[20]

Einzelnachweise

  1. Neues Deutschland, 18. Oktober 1962
  2. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924–2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 90.
  3. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924–2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 76 und 77. (gesamte Historie der FIDE bis einschließlich 2001, anlässlich der Schacholympiade 2002, mit Unterstützung des FIDE-Präsidenten Kirsan Iljumschinow herausgegeben)
  4. Ehrenmitglieder der FIDE (englisch)
  5. Johannes Dudziak: Die Königin. Nona Gaprindashvili ist die erste Großmeisterin in der Geschichte des Schachs. In: Zeitmagazin, 11. April 2022, S. 66–72, hier S. 69.
  6. Die Klage der Dame, Der Spiegel, 24. September 2021.
  7. Netflix Must Face ‘Queen’s Gambit’ Lawsuit From Chess Great, Judge Says, Variety, 27. Januar 2022.
  8. Winston Cho: Defamation Suit Against Netflix Over “Sexist” Remark in ‘Queen’s Gambit’ Ends in Draw, The Hollywood Reporter, 6. September 2022.
  9. Johannes Dudziak: Die Königin. Nona Gaprindashvili ist die erste Großmeisterin in der Geschichte des Schachs. In: Zeitmagazin, 11. April 2022, S. 66–72, hier S. 71–72.
  10. Dortmunder Schachtage 1974 vom 3. bis 14. Mai im Dortmunder Westfalenpark
  11. Georgian Ch. Women's Winner (Memento vom 9. September 2015 im Internet Archive), Georgian Chess Federation
  12. Barbara Hund: Mein Weg zum Erfolg. Walter Rau Verlag, 1983, ISBN 3-7919-0216-4, S. 143.
  13. Gaprindashvili: "Ich bin froh, Schachspielerin geworden zu sein" In: de.chessbase.com. 2. Januar 2019, abgerufen am 13. Januar 2020.
  14. Nona Gaprindaschwilis Ergebnisse bei Schacholympiaden der Frauen auf olimpbase.org (englisch)
  15. Nona Gaprindaschwilis Ergebnisse bei Mannschaftsweltmeisterschaften auf olimpbase.org (englisch)
  16. Nona Gaprindaschwilis Ergebnisse bei sowjetischen Vereinsmeisterschaften auf olimpbase.org (englisch)
  17. Nona Gaprindaschwilis Ergebnisse bei European Club Cups der Frauen auf olimpbase.org (englisch).
  18. Elizabeth Sleeman: The International Who's Who of Women 2002. S. 197, Online (abgerufen am 20. April 2015)
  19. Europa-Rochade, Mai 1986, S. 28.
  20. die Partie bei chessgames.com. Abgerufen am 9. April 2015 (englisch).

Literatur

  • Tibor Károlyi: Nona Gaprindashvili. Chess Evolution, Niepolomice 2016, ISBN 978-83-944290-7-2.
  • Johannes Dudziak: Die Königin. Nona Gaprindashvili ist die erste Großmeisterin in der Geschichte des Schachs. In: Zeitmagazin, 11. April 2022, S. 66–72.
Commons: Nona Gaprindashvili – Sammlung von Bildern
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