Oleander (* 1924; † 1947) war ein Rennpferd der Rasse Englisches Vollblut. Der hellbraune Hengst wurde auf dem Gestüt Schlenderhan gezogen. Oleander galt als das erste Galopprennpferd internationaler Klasse aus deutscher Zucht und war trotz Ticino, Nereide und Schwarzgold das erfolgreichste deutsche Galopprennpferd in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Lebensgewinnsumme wurde in Deutschland erst 1968 von Luciano übertroffen. Der Hengst starb 1947 auf dem Gestüt Altefeld.
Oleander wurde 1924 auf dem Gestüt Schlenderhan von Prunus aus der Orchidee II von Galtee More gezogen. Orchidee II war in Deutschland geboren. Galtee More war irisch gezogen und stand ab 1904 im Gestüt Graditz.
Als Zweijähriger gewann er das renommierte Sierstorpff-Rennen im Spaziergang, erlitt jedoch danach im Training einen Beckenbruch. Von den Tierärzten aufgegeben, jedoch nicht von seinem Trainer George Arnull, erholte sich Oleander dank aufopfernder Pflege und Zuwendung und konnte im kommenden Jahr wieder trainiert werden. Die Nennungen für die klassischen Rennen waren zurückgezogen, doch Oleander wurde trotz langer Pause bester Dreijähriger des Jahres 1927.
Mit drei Siegen im Großen Preis von Baden (1927–1929) steht er dort neben der Wunderstute Kincsem, die das Rennen 1877–1879 gewann. Es sind die beiden einzigen Pferde, die sich dreimal in die Siegerliste dieses bedeutenden europäischen Rennens eintragen konnten, weshalb nach beiden in Iffezheim – dem Standort der Rennbahn – Straßen benannt wurden. Zwei Siege im Großen Preis von Berlin und dem über längere Distanz ausgetragenen Gladiatoren-Rennen stellten seine herausragende Klasse unter Beweis.
Das Gestüt Schlenderhan und Trainer George Arnull wagten mit Oleander den internationalen Vergleich im Prix de l’Arc de Triomphe, dem im 20. Jahrhundert bedeutendsten Rennen der Welt. Nach einem 5. Platz im Jahre 1928 (das einzige Rennen, in dem Oleander keinen Geldpreis gewann) bestätigte er seine hohe Einschätzung durch eine sehr knappe Kopf-Hals Niederlage im Jahre 1929 gegen die Ausnahmepferde Ortello und Kantar. Viele Experten waren damals der Ansicht, dass Oleander zu früh an der Spitze erschien und andernfalls das Rennen gewonnen hätte.
Oleander war nach der Gewinnsumme fast 40 Jahre das erfolgreichste deutsche Galopprennpferd, bis er 1968 von Luciano abgelöst wurde. Dieser Rekord muss auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass in den dreißiger Jahren (nach Oleanders Rennkarriere) der Galopprennsport eine Blüte mit steigenden Geldpreisen erlebt hat. Würde man die Siege Oleanders mit den Geldpreisen von heute berechnen (die Rennen haben größtenteils eine entsprechende Tradition), dann wäre er wahrscheinlich unter den Top 10 der gewinnreichsten Pferde Deutschlands.
Der erste Nachkomme von Oleander, der 1933 eine Rennbahn betrat, war Schwarzliesel (Mutter von Schwarzgold), die sofort in überragender Manier gewann. Mit Waffenschmied stellte Oleander auch gleich den Winterfavoriten des Jahres 1933. Doch erst Sturmvogel, rechter Bruder der Schwarzliesel, gewann 1935 das Derby und war auch im internationalen Vergleich ein Pferd herausragender Klasse.
Weitere Derbysieger folgten 1943 mit Orsenigo (Italien), 1944 Nordlicht (Deutschland, Österreich). In England stellte er mit Pink Flower einen Zweiten in den klassischen 2.000 Guineas Stakes.
Mit Orleans stellte er 1954 den Sieger in der Grand Steeplechase de Paris, dem größten Jagdrennen Frankreichs. Es war das einzige Mal, dass ein deutscher Hengst einen Sieger in diesem Rennen gestellt hat.
Mit Aster (Familie 9-h) brachte Oleander dem Gestüt Schlenderhan eine als 'brood mare' international anerkannte Zuchtstute.
Trotz seines eminenten Einflusses auf die Vollblutzucht ist seine direkte männliche Linie in Deutschland seit fast 40 Jahren erloschen, in der Ukraine und Weißrussland gibt es aber noch Hengste in der Vollblutzucht, die über seinen Sohn Raufbold auf ihn zurückgehen.
Raufbold – 1961 Murmansk RUS, 1958 Priz RUS (Polen), 1953 Rubelnik RUS
Denkmäler
Als Geschenk für seine Ehefrau Berta Kiehn ließ der Fabrikant Fritz Kiehn 1963 in Trossingen den Oleander-Brunnen errichten. Die lebensgroße Bronzeskulptur Oleanders fertigte der Bildhauer Fritz Behn an.[1]