Oleg Antonowitsch Gordijewski (russischОлег Антонович Гордиевский; * 10. Oktober1938 in Moskau) ist ein ehemaliger KGB-Oberst und der höchstrangige öffentlich bekannte Überläufer des KGB in den Westen.
Als Gordijewski 1982 stellvertretender Resident des KGB in London wurde, erhöhte sich sein Wert für westliche Geheimdienste beträchtlich. 1983 informierte er den MI6 über die sowjetische Fehlinterpretation des NATO-Manövers Able Archer 83 als potentiellen atomaren Erstschlag gegen die Sowjetunion.[1] Gordijewskis Informationen führten direkt dazu, dass das Manöver nicht bis ins letzte Detail ausgespielt wurde, um die Sowjetunion nicht weiter zu provozieren und eine echte atomare Eskalation zu verhindern. Gordijewskis Rolle während dieser Krise wird ihm in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien sehr hoch angerechnet. Zudem lieferte er dem Westen wichtige Informationen über den Aufstieg von Michail Gorbatschow, noch bevor offiziell feststand, dass Gorbatschow 1985 zum neuen Generalsekretär der KPdSU ernannt werden würde.
Im Mai 1985 wurde Gordijewski plötzlich nach Moskau zurückberufen und von seiner Organisation verhört. Da man ihm seinen Verrat nicht nachweisen konnte, kam er im Juni wieder auf freien Fuß. Er informierte den MI6 in Moskau über seine gefährliche Situation, und im Juli begann eine vom britischen Geheimdienst vorbereitete ausgeklügelte Fluchtoperation, die Gordijewski über Finnland und Norwegen nach England brachte, wo er im September eintraf. Seine Familie, die währenddessen auf Urlaub in Aserbaidschan war, konnte ihm erst 1991 nach England folgen, nachdem die britische Premierministerin Margaret Thatcher bei Gorbatschow interveniert hatte.[2] Der Fall ging damals weltweit durch die Presse.
Er veröffentlichte zusammen mit dem Autor Christopher Andrew zahlreiche Bücher über den KGB, in denen er über bis dahin geheime Operationen des Geheimdienstes berichtet.
Am 2. November 2007 wurde Oleg Gordijewski ins Krankenhaus eingeliefert und blieb 34 Stunden bewusstlos. Danach war er zunächst teilweise gelähmt und behielt eine Taubheit in den Fingern zurück. Gordijewski behauptete, dass man ihn vergiften wollte.[7]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Oleg Gordijewski, Christopher Andrew: KGB. Die Geschichte seiner Auslandsoperationen von Lenin bis Gorbatschow. Bertelsmann, München 1990, ISBN 3-570-06264-3.
Literatur
Ben Macintyre: The Spy and the Traitor: The Greatest Espionage Story of the Cold War. Crown, New York 2018, ISBN 978-1-101-90419-0.
↑Bruce Kennedy: War games. Soviets, fearing Western attack, prepared for worst in '83. In: CNN Interactive. CNN, archiviert vom Original am 10. Juni 2001; abgerufen am 25. Dezember 2014 (englisch).
↑Queen wärmt das Herz eines eiskalten Spions. Früher war er ein eiskalter Spion, nun stimmt ihn der Charme alter Damen milde: Oleg Gordievsky ist entzückt von der Queen. In: Focus.de. 18. Oktober 2007, archiviert vom Original am 19. Juni 2007; abgerufen am 25. Dezember 2014.