Pieter Brueghel der Jüngere (auch Breughel oder Breugel;[1] * zwischen 23. Mai und 10. Oktober 1564 in Brüssel; † zwischen März und April 1638 in Antwerpen), genannt de Helse Brueghel oder Höllenbrueghel, war ein brabantischerGenremaler. Er wirkte in der Zeit des Übergangs von der Spätrenaissance zum Frühbarock.
Der spätere Künstler wurde als Sohn des Malers Pieter Bruegel des Älteren (1525–1569) und dessen Ehefrau Mayken, einer Tochter des Pieter Coecke van Aelst, in dem noch heute bestehenden Haus in der Hoogstraat 132 im Brüsseler Marollenviertel geboren. Dort verbrachte er seine Kindheit gemeinsam mit dem später Samtbrueghel genannten jüngeren Bruder Jan Brueghel dem Älteren und einer Schwester namens Marie. Im Alter von fünf Jahren verlor der Knabe seinen Vater und kann folglich entgegen einer verbreiteten Meinung nicht von diesem ausgebildet worden sein. Nach Angaben von Karel van Mander wurde der junge Brueghel in Antwerpen, wo seine Gegenwart seit 1578 belegt ist, bei dem LandschaftsmalerGillis van Coninxloo (1544–1607) in die Lehre gegeben.[2]
Im Jahr 1585[3] ist er als selbständiger Meister in den Büchern der Lukasgilde in Antwerpen verzeichnet. Er unterhielt in Antwerpen ein größeres Atelier, in dem zeitweilig auch sein Bruder Jan arbeitete und laut den Zunftbüchern von 1588 bis 1626 neun Gehilfen beschäftigt waren.
Pieter Brueghel der Jüngere starb im Jahr 1638 im Alter von 73 Jahren. Im selben Jahr starb auch seine Frau Elisabeth Goddelet, die er am 5. November 1588 geheiratet hatte. Letztere gebar ihm sieben Kinder, darunter den späteren Maler Pieter III. Brueghel.
Werk
Der dem Maler verliehene Beiname Höllenbrueghel beruht auf einer in früheren Zeiten irrtümlich vorgenommenen Zuschreibung der in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts entstandenen kleinformatigen Höllenszenen, die heute dem Werk seines Bruders Jan (Samtbrueghel) zugeordnet werden.
Das Werk Pieter Brueghels des Jüngeren untergliedert sich in
Gemälde nach vorhandenen oder bekannten, aber verschollenen Originalen Pieter Bruegels des Älteren (der weitaus größte Teil des Werkes),
Gemälde in der Manier Pieter Bruegels des Älteren, für die ein Original des Letztgenannten nicht aufgespürt werden konnte,
einige ihm zugeschriebene eigene Kompositionen.
Van Mander bezeichnete im Jahr 1604 den damals vierzigjährigen Maler als guten Kopisten der Werke seines Vaters. Dieser umfangreichen und beachtlichen, in der ersten Hälfte der Schaffenszeit fast serienmäßig vorgenommenen Arbeit ist die Überlieferung von Bildinhalt und Komposition verschiedener heute verschollener Werke Pieter Bruegels des Älteren zu verdanken. Sie umfasst einen Großteil des Werkes; allerdings fehlen die großen Landschaftskompositionen der sechs Monatsbilder. Daneben setzte Pieter der Jüngere auch Zeichnungen und Stiche seines Vaters in Ölgemälde um.[4] Diese Kopien beziehungsweise auch mehr oder weniger abweichende Imitationen aus dem Atelier Pieter Brueghels des Jüngeren entsprachen der starken Nachfrage nach den Werken Pieters des Älteren. Es sind 13 Kopien der Volkszählung zu Bethlehem bekannt, mehrere der Predigt Johannes des Täufers, weitere der Niederländischen Sprichwörter, der Bauernhochzeit usw. Weitgehend ungeklärt bleibt die unter anderem auch anlässlich der Ausstellung „L’Entreprise Brueghel“ (2002) im Brüsseler Königlichen Museum für Alte Kunst aufgeworfene Frage, welchen Anteil Pieter der Jüngere innerhalb seines Ateliers tatsächlich an der Produktion hatte und nach welchen Vorlagen die gefragten und schon damals nicht mehr im Familienbesitz befindlichen Werke seines Vaters kopiert wurden.[5] Zahlreiche Museen in vielen Ländern bewahren Gemälde aus dem Antwerpener Atelier.
Für mehrere in der Manier von Pieter dem Älteren ausgeführte Gemälde – wie beispielsweise der Anbetung der Könige im Schnee (36 Varianten, darunter sechs datierte und signierte), in denen auch vielfältigere Abweichungen festzustellen sind, oder den Bauernadvokaten – konnte ein entsprechendes Werk des Vaters, das als Vorlage hätte dienen können, nicht aufgespürt werden.
???: Die Anbetung der Könige im Schnee (L'Adoration des mages sous la neige), Prag, Nationalgalerie
1621: Der Bauernadvokat, Gent, Museum der Schönen Künste
???: Der Alchemist, Öl auf Holz, 68,8 × 96 cm, Auktionshaus Lempertz, 2010
Literatur
Klaus Ertz: Pieter Brueghel der Jüngere (1564–1637/38). Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog. LUCA Verlag Dr. Ertz & Partner oHG, 2000, ISBN 3-923641-37-0.