Wie ganz Lettland von Patriotismus getragen, sind die Korporationen „prägende gesellschaftliche Organisationen“ und zentrale Stützen des jungen Nationalstaats.[EN 5] Mit den dreizehn Damenverbindungen haben sie etwa 10.000 Mitglieder. Mit der Kreismensur pflegen sie einen besonderen Fecht-Comment. Alle Bänder sind dreifarbig. Auf die Studentenmütze (den Deckel) ist der jeweilige Baltensterngestickt. Die Füchse tragen nach baltischer Sitte kein Couleur, sondern nur einen schwarzen Deckel. Sie werden sehr viel später Bursche als in Deutschland. Im 21. Jahrhundert ist das Corpsstudententum in Lettland zu neuem Leben erwacht. Selonia steht bereits seit 2006 in einem Vorstellungsverhältnis mit dem Kösener Senioren-Convents-Verband. Dass die meisten Rigaer Studentenverbindungen einen Senioren-Convent gründen wollen, hat vier Bünder zum Austritt aus dem Präsidenkonvent bewogen – aus gegensätzlichen Gründen: Lacuania und Arctica wollen nicht fechten, Talavija und Lettonia wollen mehr fechten und einen Chargierten-Convent nach deutsch-baltischem Vorbild gründen.
Baltische Gesellschaft in Deutschland (Hrsg.): Baltisches Burschentum. Die studentischen Korporationen der Deutschbalten, Esten und Letten einst und jetzt, redigiert von Hans von Rimscha. Heidelberger Gutenberg-Druckerei 1968.
Karlis Dzirkalis: Die lettischen Corps einst und heute. Einst und Jetzt, Bd. 9 (1964), S. 91–103.
Dietrich G. Kraus: Baltisches Burschentum in Dorpat und Riga. Jahrbuch des baltischen Deutschtums, Band XLV (1998).
Walter L. Lange: Über die Fraternitas Marcomannia zu Riga aus den Semestern 1902/I bis 1918/II und aus dem Hochschulleben Rigas. Einst und Jetzt, Bd. 22 (1977), S. 129–149.
Präsidenkonvent Riga: Der Lettische Studentenchor „Latvijas Universitätes Prezidiju Konventa Vīru Koris“ besucht Schweden und Norwegen, 3.–16. Juni 1937. Stockholm, Oslo, Bergen, Trondheim 1937.
Valters Ščerbinskis: Uzticīgi Draugam [treu dem Freund]. Prezidiju Konvents 2010. ISBN 978-9984-39-985-0.
↑Von den drei Damenverbindungen wurden zwei in Pinneberg und eine in München gestiftet.
↑Unter den deutsch-baltischen Verbindungen war man sich Anfang des 19. Jahrhunderts uneinig, ob die deutsche Studentenschaft sich nach dem Vorbild der Corps oder dem der Urburschenschaft organisieren sollte. Die Frage wurde zugunsten der Corps entschieden und nie wieder thematisiert (Dietrich G. Kraus, Berlin).
↑Die Fraternitas Arctica ist derzeit die weltweit einzige russische Studentenverbindung.
↑Der Name bezieht sich auf den Bezirk Latāva in Lettland.