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Präsidentschaftswahl in Senegal 2024

Präsidentschaftswahl 2024
Staat Senegal Senegal
Datum 24. März
Wahlbeteiligung 61,3 %
Kandidaten Bassirou Diomaye Faye Amadou Ba
Parteien PASTEF APR
Stimmen 2.434.751
54,3 %
1.605.086
35,8 %
Zusammenfassung der Stimmen
Bassirou Diomaye Faye (PASTEF)
54,3 %
Amadou Ba (APR)
35,8 %
Aliou Mamadou Dia (PUR)
2,8 %
Khalifa Sall (Manko Taxawu Sénégal)
1,6 %
Sonstige < 1,0 %
5,5 %
Präsident vor der Wahl
Macky Sall
2019

Die Präsidentschaftswahl in Senegal 2024 fand am 24. März statt. Dabei gewann der linke Oppositionskandidat Bassirou Diomaye Faye überraschend deutlich im ersten Wahlgang. Der Wahl war ein international kritisierter Versuch von Amtsinhaber Macky Sall vorausgegangen, sich verfassungswidrig an der Macht zu halten, was auch zu Protesten mit Todesfällen geführt hatte. Der Coup-Versuch wurde schließlich vom Verfassungsrat gekippt und Wahlen bis spätestens März angeordnet.

Vorgeschichte

Der Amtsinhaber Macky Sall durfte nach zwei Amtsperioden nicht erneut kandidieren. Im November 2023 setzte ein von Sall unterzeichnetes Präsidialdekret den Termin für die Präsidentschaftswahl auf den 25. Februar 2024 fest. Das Dekret ließ 20 Kandidaten zur Wahl zu, schloss aber zwei bekanntere Oppositionskandidaten aus: Ousmane Sonko, der seit Juli 2023 inhaftiert war, und Karim Wade, den Sohn des früheren Staatspräsidenten Abdoulaye Wade. Wades Anhänger in der Nationalversammlung zogen die Unparteilichkeit von zwei Richtern des Verfassungsgerichts in Zweifel und erreichten, dass die senagalesische Nationalversammlung am 31. Januar 2024 mehrheitlich eine Entschließung verabschiedete, in der eine Untersuchung gefordert wurde. Für diese Entschließung hatten auch einige Anhänger von Präsident Sall gestimmt. Vor diesem Hintergrund proklamierte Präsident Sall am 3. Februar 2024 wenige Stunden vor dem offiziellen Wahlkampfbeginn die Verschiebung des Wahltermins um eine zunächst unbestimmte Zeit.[1] Der Präsident begründete seine Entscheidung damit, dass zunächst der Konflikt zwischen Verfassungsgericht und Parlament beigelegt werden müsse. Andernfalls stehe die Glaubwürdigkeit der Wahl in Frage.[2]

Nach der Ankündigung des Präsidenten kam es zu anhaltenden, von der Opposition organisierten Protesten vor allem in der Hauptstadt Dakar. Die Regierung antwortete mit einem massiven Polizeieinsatz, zahlreichen Verhaftungen von Demonstranten, einer Einschränkung des mobilen Internets und der Beschränkung der Pressefreiheit. Die Opposition warf dem Präsidenten vor, sein Amt in undemokratischer Weise verlängern und einen ihm genehmen Nachfolger installieren zu wollen. Präsident Sall bestritt, dass er eine dritte Amtszeit anstrebe. Am 5. Februar 2024 stimmte die Nationalversammlung über ein Gesetz ab, das die Amtszeit von Präsident Sall verlängern sollte. In der Nationalversammlung hatte die regierende Benno Bokk Yakaar-Koalition, zu der auch die Partei des Präsidenten gehörte, eine knappe Mehrheit. Für das Gesetz zur Verlängerung der präsidialen Amtszeit war eine Drei-Fünftel-Mehrheit, d. h. mindestens die Stimmen von 99 der 165 Abgeordneten erforderlich. Letztlich stimmten 105 Abgeordnete dafür. Das Gesetz verlängerte die Amtszeit Salls um zehn Monate bis zum 15. Dezember 2024. Ursprünglich waren nur sechs Monate vorgesehen gewesen.[3][4]

Die Verschiebung des Wahltermins rief international in der westlichen Welt Besorgnis hervor. Die Ereignisse wurden als Verfassungskrise angesehen. Bisher hatte Senegal als eine Insel der Stabilität und als relativ demokratisches Land in Westafrika gegolten. Senegal war bis dato das einzige Land in Westafrika, in dem es nie einen Militärputsch gegeben hatte, und auch Präsidentschaftswahlen waren noch nie verschoben worden. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS),[3] die Europäische Union mit den EFTA-Ländern Island, Liechtenstein und Norwegen, sowie den EU-Bewerberländern Nordmazedonien, Montenegro, Serbien, Albanien, Ukraine, Republik Moldau, Bosnien und Herzegowina und Georgien[5] und die Vereinigten Staaten[6] forderten die politische Klasse Senegals auf, den ursprünglichen Wahltermin einzuhalten und geordnete, rechtsstaatliche Verhältnisse herzustellen.

Angesichts der politischen Krise ersuchten 56 Parlamentsabgeordnete und sieben Präsidentschaftskandidaten den Verfassungsrat Senegals, das aus sieben Verfassungsrichtern bestehende höchste Entscheidungsgremium des Landes, das die Aufgabe hat, auf die Einhaltung der Verfassungsbestimmungen und das Gleichgewicht der Gewalten im Staat zu achten, um eine Entscheidung. Am 15. Februar 2024 hob der Verfassungsrat das Dekret Macky Salls vom 3. Februar 2024 zur Annullierung des Wahltermins auf. Er erklärte auch das von der Nationalversammlung am 5. Februar 2024 verabschiedete Wahlgesetz für ungültig. Beide seien nicht verfassungskonform gewesen. Damit wurde der ursprüngliche Wahltermin wiederhergestellt. Außerdem bekräftigte der Verfassungsrat das Ende der Amtszeit Präsident Salls zum 4. April 2024.[7]

Daraufhin lenkte Präsident Sall ein und in den folgenden Wochen wurden zahlreiche Personen, die möglicherweise politisch motiviert inhaftiert worden waren, freigelassen.[8] Da der ursprüngliche Wahltermin am 25. Februar 2024 nicht mehr einzuhalten war, verfügte der Verfassungsrat, dass die Wahl spätestens am 31. März 2024 stattfinden müsse. Daraufhin legte Präsident Sall den 24. März 2024 als Wahltermin fest.[9]

Kandidaten

Amtsinhaber Macky Sall durfte nach zwei Amtsperioden nicht erneut antreten. Als Kandidat für seine Nachfolge schlug er Amadou Ba von der Koalitition Benno Bokk Yakaar (BBY) vor.[10] Unter den weiteren 18 Kandidaten als aussichtsreich galten Khalifa Sall, der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Dakar, sowie Bassirou Diomaye Faye. Letzterer ist der Stellvertreter des Oppositionsführers Ousmane Sonko, dem eine Kandidatur verwehrt worden war. Beide waren als politische Gefangene bis Mitte März 2024 in Haft.[11] Als einzige Frau trat Anta Babacar Ngom an.[12]

Liste der 19 Kandidaten:[13]

Für die Wahl registriert waren etwa 7,3 Millionen Senegalesen. Davon waren rund 75 Prozent unter 35 Jahren alt.[14]

Ergebnis

Bereits wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale zeichnete sich ein deutlicher Vorsprung für Oppositionskandidat Bassirou Diomaye Faye ab.[15] Er gewann überraschend schon im ersten Wahlgang deutlich. Es war das erste Mal im Senegal, dass ein neuer Präsidentschaftskandidat direkt im ersten Wahlgang erfolgreich war. Konkurrent Ba gratulierte Faye schon vor der Veröffentlichung offizieller Zahlen.[14] Der Verfassungsrat bestätigte den Wahlausgang am 29. März.

Mehrheiten nach Départements:
Bassirou Diomaye Faye:
  • 40–50 %
  • 50–60 %
  • 60–70 %
  • 70–80 %
  • 80–90 %
  • Amadou Ba:
  • 40–50 %
  • 50–60 %
  • 60–70 %
  • 70–80 %
  • 80–90 %
  • KandidatenParteienStimmen%
    Bassirou Diomaye FayePASTEF2.434.75154,3
    Amadou BaAlliance pour la République1.605.08635,8
    Aliou Mamadou DiaParti de l’unité et du rassemblement125.6902,8
    Khalifa SallManko Taxawu Sénégal69.7601,6
    Idrissa SeckRewmi40.2860,9
    Thierno Alassane SallRépublique des Valeurs25.9460,6
    Boubacar CamaraParti de la construction et de la solidarité23.3590,5
    Aly Ngouille NdiayeParteilos20.9640,5
    Papa Djibril FallLes Serviteurs – En marche pour la renaissance18.3040,4
    Serigne MboupParteilos16.0490,4
    Daouda NdiayeParteilos15.8950,4
    Déthié FallParti républicain pour le progrès15.8360,4
    Anta Babacar NgomAlternative pour la relève citoyenne15.4570,3
    Cheikh Tidiane DieyeParteilos15.1720,3
    El Hadji Mamadou DiaoParteilos14.5910,3
    Mamadou Lamine DialloMouvement Tekki9.9980,2
    Mahammed DionneParteilos8.4350,2
    Malick GakouGrand Parti6.3430,1
    Habib SyParteilos3.2060,1
    Gesamt4.485.128100
    Ungültige Stimmen34.1250,8
    Wähler4.519.25361,3
    Wahlberechtigte7.371.890
    Quelle: Conseil constitutionnel

    Einzelnachweise

    1. Senegal president calls off February 25 election. In: Le Monde. 3. Februar 2024, abgerufen am 28. März 2024 (englisch).
    2. How Senegal's presidential election was postponed, reinstated and moved up. In: France24. 21. März 2024, abgerufen am 29. März 2024 (englisch).
    3. a b Yusuf Akinpelu: Senegal on the brink after elections postponed. In: BBC News. 6. Februar 2024, abgerufen am 28. März 2024 (englisch).
    4. Nicolas Négoce: Senegal election crisis: 'We feel betrayed by President Macky Sall'. In: BBC News. 12. Februar 2024, abgerufen am 29. März 2024 (englisch).
    5. Senegal: Erklärung des Hohen Vertreters im Namen der Europäischen Union. Website des Rates der EU und des Europäischen Rates, 3. Februar 2024, abgerufen am 29. März 2024.
    6. Postponement of Election in Senegal. In: U.S. Department of State. 6. Februar 2024, abgerufen am 29. März 2024 (englisch).
    7. Caroline Hauptmann: Länderbericht Auslandsbüro Senegal und Gambia: Senegals Demokratie besteht den Stresstest. (pdf) In: Konrad Adenauer Stiftung. Februar 2024, abgerufen am 28. März 2024.
    8. Senegal's president says election will be as soon as possible, after court overturns delay. In: Africanews. 17. Februar 2024, archiviert vom Original am 17. Februar 2024; abgerufen am 29. März 2024 (englisch).
    9. Auswärtiges Amt zu den Präsidentschaftswahlen in Senegal. Auswärtiges Amt, 7. März 2024, abgerufen am 25. März 2024.
    10. Au Sénégal, Amadou Ba intronisé dauphin de Macky Sall. Jeune Afrique, 9. September 2023, abgerufen am 20. März 2024 (französisch)
    11. Senegalesische Oppositionsführer aus Haft entlassen. Zeit.de, 15. März 2024, abgerufen am 20. März 2024.
    12. Präsidentschaftswahl im Senegal: Taugt der Senegal als demokratisches Vorbild für Afrika? Deutschlandfunk, 15. März 2024, abgerufen am 25. März 2024
    13. Résultats de la présidentielle au Sénégal : découvrez en temps réel les voix cumulées par candidat. In: senego.com. Abgerufen am 25. März 2024 (französisch).
    14. a b Oppositionskandidat siegt klar bei Präsidentschaftswahlen in Senegal In: zeit.de, 25. März 2024, abgerufen am 25. März 2024.
    15. Präsidentenwahl in Senegal - Vorsprung für Oppositionskandidaten Faye. In: srf.ch. 24. März 2024, abgerufen am 25. März 2024.
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