Gute Leistungen der sich im Truppengebrauch befindlichen gepanzerten Radfahrzeuge Spähpanzer Luchs und Transportpanzer Fuchs, (sowie auch der diesbezüglichen positiven Erfahrungen anderer Ländern mit typenähnlichen Fahrzeugen z. B. AMX-10 RC) veranlassten das Verteidigungsministerium in den frühen 1980er Jahren, die Firma Daimler-Benz mit dem Bau eines gepanzerten Rad-Kampffahrzeuges zu beauftragen. Entsprechende Studien hatten bis dahin ergeben, dass es technisch möglich sein würde, einen Kampfwagen/Kampfpanzer der 1990er Jahre mit ausreichender Bewaffnung und Panzerschutz auf einem Radfahrgestell zu konstruieren. Das Gefechtsgewicht sollte bei etwa 30 Tonnen liegen, auf die Schwimmfähigkeit wurde verzichtet.
Daimler-Benz entwickelte und baute ab Ende 1983 das zunächst „Demonstrationsfahrzeug Rad“ und später „Experimentalfahrzeug Rad (8×8)“ genannte Fahrzeug, dessen letzter Name dann „Radpanzer 90“ lautete.
Das Grundmodell entsprach der geforderten seriennahen Gestaltung. Es verfügte über einen Antriebsblock im Heck, Einzelradaufhängung und war für die Aufnahme des Turms des Leopard 1 A3 Kampfpanzers vorbereitet. Zum Antrieb sollten Baugruppen des Spähpanzers Luchs Verwendung finden.
Als Bereifung wurde das von der Firma Continental AG entwickelte und erstmals 1969 vorgestellte spezielle Rad mit erweiterten Notlaufeigenschaften eingesetzt. Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung beauftragte die Firma daher
mit der Erstellung eines Konzepts auf der Basis der bereits bestehenden Entwicklung des Conti Reifen Systems CRS, das später die Bezeichnung CTS erhielt. Die ursprünglich für den zivilen Einsatz vorgesehene Entwicklung sollte aufgrund ihrer Notlaufeigenschaften ein Reserverad überflüssig machen. Durch eine spezielle Konstruktion der Felge war es möglich, dem Reifengürtel bei Luftverlust eine innere Lauffläche zu geben, die nicht zu einer schnellen Zerstörung der Karkasse beim Fahren mit drucklosem Reifen führt. Die Erprobung dieser Reifen am Experimentalfahrzeug Radpanzer 90 bei der Wehrtechnischen Dienststelle 41 verliefen vielversprechend. Eine Weiterentwicklung und Einführung der Bereifung erfolgte jedoch nicht.[1]
Ergebnisse
Die Versuchsergebnisse des Radpanzer 90 flossen in die Untersuchungen im Rahmen des Experimentierprogramms „Versuchsträger gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug mit integriertem Gesamtschutz“ ein, aus dem sich dann der GTK Boxer entwickelte.
Verbleib
Der Prototyp befindet sich heute in der Wehrtechnischen Studiensammlung in Koblenz. Bei dem aufgesetzten Turm handelt es sich um ein Vorserienmodell (ab Muster T-02) des Kampfpanzer Leopard 2, der wahrscheinlich nicht funktionsfähig ist und nur der Darstellung dient.
Technische Daten
Fahrzeugart: Gepanzertes, geländegängiges Kampffahrzeug auf Rädern
↑Exponatbeschreibung CTS-Gefechtsrad mit Keilwulst für Radkampfwagen 90 in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz, Inventarnummer 288872 Stand 2009
↑Radpanzer 90. In: Main Battle Tank, 8×8 Wheeled Vehicle, Wheeled Vehicle, and 5 more, Firearm Central. Auf FirearmCentral.Fandom.com (englisch), abgerufen am 24. September 2020.