In seiner Jugend kam Burr weit herum. Sein Vater zog als Handelsagent mit der Familie nach China. Wieder in Kanada wurde die Ehe der Eltern geschieden, und Burr wuchs bei seiner Mutter, unterstützt von den Großeltern, in Vallejo, Kalifornien auf. Burr nahm Aushilfstätigkeiten an, um die Familie, zu der noch ein jüngerer Bruder und eine Schwester gehörten, zu unterstützen, so als Hilfssheriff in Roswell, New Mexico, als Fotoverkäufer und als Barsänger. In den 1950er-Jahren betrieb Burr eine Kunstgalerie am Rodeo Drive in Los Angeles. Burr besuchte Universitäten in Chongqing (China), Stanford sowie an der Columbia, an der er in späteren Jahren selbst Drama lehrte. Während des Zweiten Weltkrieges diente Burr in der Marine, erlitt einen Bauchschuss und wurde in die Heimat zurückgeschickt.
Schauspielkarriere
Nach der Rekonvaleszenz zog Burr nach Hollywood. Seine erste substanzielle Filmrolle hatte er in San Quentin (1946), in dem er einen kaltblütigen, sadistischen Killer spielte. Danach spielte er in über 90 Kinofilmen mit. Hervorzuheben ist besonders seine Mitwirkung in dem Hitchcock-Film Das Fenster zum Hof (1954), in dem er der finstere Gegenspieler des auf den Rollstuhl angewiesenen Fotografen (James Stewart) war. Auch in zahlreichen Film noirs der 1940er- und 1950er-Jahre wirkte Burr mit, mit seinem großen, massigen Körperbau fast immer in der Rolle des einschüchternden Antagonisten.[1] So spielte er unter anderem 1948 einen pyromanisch veranlagten Gangsterboss in Flucht ohne Ausweg und einen zwielichtigen Privatdetektiv in Pitfall.
Burr wirkte aber auch in Filmen vieler anderer Genres mit. Er spielte neben Errol Flynn im Abenteuerfilm Die Liebesabenteuer des Don Juan (1948), mit den Marx Brothers in der Komödie Love Happy (1949), in Fritz Langs Drama Gardenia – Eine Frau will vergessen (1953), in Tarzan bricht die Ketten (1953) wie auch im Sci-Fi-Film Die Rückkehr der Außerirdischen (1980). In dem 1951 fertiggestellten, mit sechs Oscars ausgezeichneten Filmdrama Ein Platz an der Sonne spielte er an der Seite von Montgomery Clift und Elizabeth Taylor einen Staatsanwalt. In der amerikanischen Ausgabe des ersten Godzilla-Films (1956) wurden zusätzlich Szenen mit Burr eingefügt, die mittlerweile in Deutschland von Splendid (zusammen mit der deutschen Kinoversion) auf DVD veröffentlicht wurden. In der Neuverfilmung von 1984 spielte er mit einem ähnlichen Rollennamen (1956 war sein Rollenname Steve Martin, 1984 wurde sein Name in Mr. Martin geändert, um Verwechslungen mit dem gleichnamigen Schauspieler zu vermeiden) noch einmal in einem Godzilla-Film mit. Auch in einem 3D-Film, in Der Würger von Coney Island (1954), war Burr einmal zu sehen.
Seine bekanntesten Rollen spielte Raymond Burr allerdings im Fernsehen, so ab 1957 in 271 Folgen den Anwalt Perry Mason in der gleichnamigen Fernsehserie. Die weiteren Hauptdarsteller in der Serie waren Barbara Hale als seine Sekretärin Della Street, William Hopper als Privatdetektiv Paul Drake, William Talman als Staatsanwalt Hamilton Burger und Ray Collins als Lt. Arthur Tragg. Nur ein Jahr nach Einstellung von Perry Mason startete die nächste Serie mit Burr, die ebenfalls ein Dauerbrenner wurde: von 1967 bis 1975 spielte er den im Rollstuhl sitzenden Chief Ironside in 199 Folgen der Krimiserie Der Chef. Ende der 1970er-Jahre wirkte er als Herman Bockweis, ein bayrischer Einwanderer in die USA, an der Historienserie Colorado Saga mit.
Zwischen 1985 und 1995 entstand eine Fortsetzung von Perry Mason als Fernsehreihe mit 30 Fernsehfilmen in Spielfilmlänge, davon 26 Filme mit Burrs Mitwirkung. Von der Originalbesetzung war neben Burr nur noch Barbara Hale als Perry Masons Sekretärin Della Street dabei. Die Rolle von Paul Drake Jr. spielte bis 1988 William Katt, der Sohn von Barbara Hale. Nach seinem Ausscheiden übernahm William R. Moses als Ken Malansky die Rolle des Assistenten.
Privates
Zu seinen vielfältigen Hobbys zählte Burr vordringlich den Weinanbau und die Orchideenzucht, womit er auch Geld verdiente. Eine seiner Orchideenzüchtungen benannte er nach Barbara Hale. Nach verschiedenen Angaben soll Burr dreimal verheiratet gewesen sein. Jedoch ist nur seine Ehe mit Isabella Ward zwischen 1948 und 1952 belegt. Die weiteren Ehen soll Burr erfunden haben, um seine Homosexualität zu vertuschen. Burr lebte von etwa 1960 bis zu seinem Tod in einer Beziehung mit dem Schauspieler und Orchideenzüchter Robert Benevides (* 1930), den er in den 1950er-Jahren bei Dreharbeiten zu Perry Mason kennengelernt hatte.[2]
Raymond Burr starb 1993 auf seiner Ranch im Alter von 76 Jahren an einer Krebserkrankung. Der Gedenkgottesdienst wurde im Pasadena Playhouse abgehalten, demselben Theater, in dem er 50 Jahre zuvor sein Bühnendebüt erlebt und dem er später auch als Direktor vorgestanden hatte. Er wurde im Familiengrab der Burrs auf dem Fraser Cemetery in seinem Geburtsort New Westminster bestattet.[3]
Auszeichnungen
Raymond Burr war sechsmal für einen Emmy nominiert und gewann ihn zweimal:
1959 als bester Hauptdarsteller in einer dramatischen Serie für Perry Mason.
1961 für eine herausragende Darstellung als Hauptdarsteller in einer Serie für Perry Mason.
Für die Serie Ironside war Burr zweimal für einen Golden Globe nominiert. Auf dem Walk of Fame in Hollywood befindet sich sein Stern bei 6656 Hollywood Blvd.