Seine ersten literarischen Versuche in den 1920er-Jahren wurden von Stefan Zweig gefördert. Ab 1928 arbeitete er als Verlagslektor; ab 1930 war er Leiter des Knaur-Verlags in Berlin. Friedenthal gab dort Knaurs Konversationslexikon heraus, das den neuen Typ des einbändigen, volkstümlichen Nachschlagewerks verkörperte und ein großer Verkaufserfolg wurde. Seit 1933 unterlag Friedenthal wegen seiner jüdischen Herkunft einem Schreibverbot.
1938 emigrierte Friedenthal nach Großbritannien. Von Juni 1940 bis März 1941 war er im Hutchinson Internment Campinterniert. Von 1942 bis 1950 war er Sekretär des PEN-Zentrums der Deutschsprachigen Autoren im Ausland. Von 1943 bis 1951 arbeitete er für die BBC. In den Jahren von 1945 bis 1950 war er Mitherausgeber der in Stockholm erscheinenden Neuen Rundschau. Daneben gab er Stefan Zweigs Werke heraus und verwaltete dessen Nachlass. 1951 erhielt Friedenthal die britische Staatsbürgerschaft. Von 1951 bis 1954 lebte er wieder in Deutschland und leitete in München die Droemersche Verlagsanstalt. Ab 1954 lebte er dauerhaft in Großbritannien. Er starb 1979, während einer Besuchsreise in Deutschland.
Anfänglich verfasste Friedenthal Lyrik und Novellen im traditionellen, psychologisierenden Stil. Ersten schriftstellerischen Erfolg hatte er 1929 mit einem historischen Roman über Hernando Cortes. Bis in die 1960er-Jahre machte er sich hauptsächlich als Lexikograf und Essayist einen Namen. Am bekanntesten wurde er durch eine Reihe von Biografien. Er porträtierte unter anderem Jan Hus, Martin Luther, Denis Diderot und Johann Wolfgang von Goethe. Insbesondere die Goethe-Biografie fand bei der Leserschaft großen Zuspruch. Gegen Ende seines Lebens verfolgte er den Plan, ein Buch über die deutschsprachigen Emigranten im London des 19. Jahrhunderts zu schreiben. Aus den dafür unternommenen Studien entstand dann eine biographische Darstellung von Karl Marx.
Stefan Zweig und der humanitäre Gedanke, Eßlingen a. Neckar 1948
Goethe chronicle, London 1949
Das Erbe des Kolumbus, Esslingen 1950
Die englische Kultur, Bad Godesberg 1956
Die Welt in der Nußschale, München 1956
Die Party bei Herrn Tokaido, München 1958
Georg Friedrich Händel in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 1959
Leonardo, München 1959
London zwischen gestern und morgen, München [u. a.] 1960
Goethe – Sein Leben und seine Zeit, München 1963 (englischsprachige Ausgabe mit einer Einleitung von Martha Friedenthal-Haase: Transaction Publishers, New Jersey 2010, ISBN 978-1-4128-1346-4)
Gedichte für meine Freunde, München 1966
Luther – Sein Leben und seine Zeit, München 1967
Entdecker des Ich: Montaigne – Pascal – Diderot, München 1969
Ketzer und Rebell: Jan Hus und das Jahrhundert der Revolutionskriege, München 1972
Große Erzählungen, München [u. a.] 1976
Und unversehens ist es Abend, München [u. a.] 1976
Karl Marx. Sein Leben und seine Zeit. München [u. a.] 1981 (unvollendet und von fremder Hand für den Druck bearbeitet)
Diderot, München [u. a.] 1984
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig als Dramatiker, Braunschweig 1996
Herausgeberschaft
Knaurs Konversationslexikon, Berlin 1932
Stefan Zweig: Zeit und Welt, Stockholm 1943
Stefan Zweig: Balzac, Stockholm 1946
Knaurs Jugendlexikon, München 1953
Stefan Zweig: Europäisches Erbe, Frankfurt am Main 1960
Johann Wolfgang von Goethe: Goethes englische Werke, Hamburg 1961
Stefan Zweig: Die Dramen, Frankfurt am Main 1964
Stefan Zweig: Silberne Saiten, Frankfurt am Main 1966
Johann Wolfgang von Goethe: Goethe-Weisheiten im ernsten und heiteren Ton, Stuttgart u. a. 1971
Stefan Zweig: Briefe an Freunde, Frankfurt am Main 1978
Übersetzungen
Irwin Edman: Ein Schimmer Licht im Dunkel, Stockholm 1940 (übersetzt zusammen mit Stefan Zweig)
Literatur
Hans Wagener: Richard Friedenthal, Gerlingen 2002
Stefan Zweig: Zwei historische Romane (Richard Friedenthal, „Der Eroberer“ – Klaus Mann, „Alexander“), in: Rezensionen 1902–1939. Begegnungen mit Büchern. 1983 (E-Text)
Andrea Reiter: „Aus jedem Erlebnis Honig für seinen Bienenstock zu saugen ...“ Richard Friedenthals „Die Welt in einer Nussschale“, in: Charmian Brinson, Richard Dove, Marian Malet, Jennifer Taylor (Hrsg.): „England? Aber wo liegt es?“ : Deutsche und österreichische Emigranten in Großbritannien 1933–1945. München: Iudicium, 1996, ISBN 3-89129-263-5, S. 169–180
Friedenthal, Richard. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband Deutscher Antiquare, 2011, S. 84f.
Friedenthal, Richard, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. München: Saur, 1983, S. 336