Richard van Dülmen studierte Geschichte, Philosophie und Religionswissenschaften an den Universitäten Münster, Würzburg und München. 1968 wurde er mit einer Arbeit über den Pollinger Propst Franziskus Töpsl bei Karl Boslpromoviert. Nach seiner Habilitation über den Theologen Johann Valentin Andreae, den Urheber der Rosenkreuzer-Legende, war er ab 1973 Privatdozent in München. 1980 wurde er Lehrstuhlvertreter und 1982 Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der Landesgeschichte an der Universität des Saarlandes. Einen Ruf an die Universität Wien lehnte er ab. Als Frühneuzeitprofessor hat er im Zuge der Bleibeverhandlungen die Landesgeschichte mit übernommen. Dadurch konnte er dem Saarländischen Landtag die Höherstufung seines Lehrstuhls plausibel machen.[1] Er arbeitete vor allem zur Kultur- und Sozialgeschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Van Dülmen war Gastprofessor an den Universitäten Berlin, Prag und Bern. Er war seit 1994 Mitbegründer und -herausgeber der Zeitschrift Historische Anthropologie. Zusammen mit Reinhard Klimmt war er Herausgeber der Reihe Saarland-Bibliothek. An der Universität des Saarlandes war er seit 1999 Erster Sprecher des teils von ihm initiierten Diplomstudiengangs Historisch orientierte Kulturwissenschaften, Leiter der Arbeitsstelle für Historische Kulturforschung (Volkswagenstiftung) und Mitglied des GraduiertenkollegsInterkulturelle Kommunikation in kulturwissenschaftlicher Perspektive.
Er war verheiratet mit Andrea van Dülmen und hatte drei Kinder: Alexander, Moritz und Friederike van Dülmen. Richard van Dülmen starb während einer Tagung in Erfurt.
Seit 2009 wird der Richard-van-Dülmen Preis vom HOK-Alumni-Verein (Ehemalige und Studierende der Historisch orientierten Kulturwissenschaften der Universität des Saarlandes) für die innovativste Abschlussarbeit in Studiengängen der Historisch orientierten Kulturwissenschaften vergeben.[2][3][4]
Schriften (Auswahl)
Schriftenverzeichnis
Wolfgang Behringer, Andrea van Dülmen: Schriftenverzeichnis Richard van Dülmen. In: Margret Wintermantel (Hrsg.): Akademische Gedenkfeier für Richard van Dülmen. 19. Januar 2005 (= Universitätsreden 58). Universität des Saarlandes, Saarbrücken 2005, S. 47–58.
Monographien
mit Sina Rauschenbach: Macht des Wissens. Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft. Böhlau, Köln 2004, ISBN 3-412-13303-5.
Poesie des Lebens. Eine Kulturgeschichte der deutschen Romantik 1795–1820. Band 1: Lebenswelt. Böhlau, Köln / Weimar 2002, ISBN 3-41207302-4.
Historische Anthropologie. Entwicklung, Probleme, Aufgaben. Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-41211799-4.
Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit. Band 1: Das Haus und seine Menschen 16.–18. Jahrhundert. C.H. Beck, München 1990; 4. Auflage ebenda 2005, ISBN 978-3-406-53914-5.
Reformation als Revolution. Soziale Bewegung und religiöser Radikalismus in der deutschen Reformation, dtv, München 1977, ISBN 3-423-04273-7.
Der Geheimbund der Illuminaten. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1975, ISBN 3-77280674-0.
Herausgeberschaften
Entdeckung des Ich. Die Geschichte der Individualisierung vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Böhlau, Köln 2001, ISBN 3-412-02901-7.
Das Täuferreich von Münster 1534–1535. Berichte und Dokumente, dtv, München 1974, ISBN 3-423-04150-1.
Hexenwelten. Magie und Imagination vom 16.–20. Jahrhundert. Frankfurt 1987.
Literatur
Nils Minkmar: Eigensinn. Richard van Dülmen gestorben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar 2004, Nr. 16, S. 36.
Ulrich Speck: Beichte und Verhör. Historische Inspirationen: Zum Tode von Richard van Dülmen. In: Frankfurter Rundschau, 21. Januar 2004.
Margret Wintermantel (Hrsg.): Akademische Gedenkfeier für Richard van Dülmen. 19. Januar 2005 (= Universitätsreden. Band 58). Universität des Saarlandes, Saarbrücken 2005.