Roland Suso Richter wuchs in Marburg auf und machte an der dortigen Elisabethschule 1980 sein Abitur. Er war zunächst Praktikant bei Videoproduktionen, Schauspieler am Theater und wirkte als Statist in dem Fassbinder-Film Die Sehnsucht der Veronika Voss mit, bevor er in das Regiefach wechselte. Ursprünglich wollte Richter Musik studieren, entschied sich mit 17 Jahren aber für die Regie und absolvierte, nachdem er im Anschluss an das Abitur im Jahr 1980 zunächst verschiedene Tätigkeiten in Film- und Fernsehbereich wie Aufnahmeleiter, Produktionsassistent und Redakteur ausgeübt hatte, 1983 einen mehrmonatigen Regiekurs am H&B-Studio in New York.[1]
Werk
Sein erster Film Kolp wurde 1983 vom damals 24-jährigen Frank Röth privat finanziert, der bei diesem Werk sowohl Produzent, Hauptdarsteller als auch Drehbuchautor war.
Die Regiearbeit Eine Hand voll Gras mit Oliver Korittke beschreibt die Geschichte eines kleinen Jungen, der aus seiner kurdischen Heimat nach Hamburg gebracht wird, um dort als kindlicher Drogendealer zu arbeiten.
In Der Tunnel steht mit Harry Melchior (Heino Ferch), einer fiktiven Figur nach dem Fluchthelfer Hasso Herschel, erneut ein (Ex-)Sportler im Mittelpunkt. Eine Gruppe von Menschen untergräbt die Berliner Mauer in Richtung Ost, um Lebenspartnern, Freunden und Verwandten die Flucht in den Westen zu ermöglichen.
Zwei Jahre später, 2003, inszeniert Richter wieder in enger Zusammenarbeit mit seinem Director of Photography und Freund Martin Langer seine erste internationale Arbeit, den US-amerikanisch/britischen Mystery-Thriller The I Inside – Im Auge des Todes (mit Ryan Phillippe).
Mit dem historischen TV-Zweiteiler Dresden mit Felicitas Woll, Benjamin Sadler und Heiner Lauterbach führte Richter 2006 erstmals Regie in einer deutschen Großproduktion. Der Film handelt vom alliierten Bombenangriff auf die sächsische Landeshauptstadt im Februar 1945, entstand in 70 Drehtagen und war mit einem rund 10-Millionen-Euro-Budget die bislang teuerste deutschsprachige Fernsehfilmproduktion. Der Film erhielt 2006 den Deutschen Fernsehpreis und 2007 den Jupiter-Award.
In dem ebenfalls Zeitgeschichte fiktionalisierenden Spielfilm Das Wunder von Berlin (mit Kostja Ullmann, Karoline Herfurth) erzählt Richter 2008 die Auswirkungen der Vorgänge bis zur Maueröffnung auf die Beziehungen innerhalb einer DDR-Familie. In diesem Film paraphrasiert Richter den dramaturgischen Aufbau von Der Tunnel. Der Film erhielt 2008 Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis und den International Emmy Award Kategorie Fernsehfilm-Mehrteiler.
Mehrere Regiearbeiten Richters (14 Tage lebenslänglich, Eine Hand voll Gras, Der Tunnel, Das Wunder von Berlin) thematisieren die Konfrontation eines Individuums oder einer kleinen Gruppe von Menschen mit einem starren, empathiefreien, oft gewalttätigen System, dem die Protagonisten nicht ausweichen können. Sie müssen sich in diesem System einen Weg suchen und werden dabei auf die Probe gestellt zwischen Selbsttreue und Anpassung. Kleine Allianzen und Freundschaften bilden sich unter den bedrückenden Umständen und stärken positive Eigenschaften der Protagonisten. Das Filmende deutet mehrfach einen Silberstreif der Hoffnung auf eine Wendung zum Besseren an.
Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 336 f.