Der Flecken liegt im Unterelsass an der Elsässer Weinstraße, etwa 25 Kilometer westlich von Straßburg, neun Kilometer nordnordwestlich von Molsheim sowie vier Kilometer südlich von Wasselonne (Wasselnheim) am Fuße des 366 m ü. M. hohen Geiersteins und ist eine Nachbargemeinde von Balbronn (Balbronn).
Zwei kleine Bäche, der Kothbach und der Westerbach, fließen durch die fruchtbare Gemarkung und ergießen sich in die Mossig.
Nach Überfällen durch die Armagnaken 1444 und folgenden Missernten war die Stadt wirtschaftlich am Ende und die Einwohner wollten sie verlassen. Der Landesherr, Ludwig V. von Lichtenberg, schloss daraufhin mit den führenden Persönlichkeiten der Stadt einen Vertrag über den Wiederaufbau und gab dafür ein Darlehen mit großzügigen Rückzahlungsbedingungen, so dass die Stadt nicht verlassen wurde.[6]
Als 1480 mit Jakob von Lichtenberg das letzte männliche Mitglied des Hauses verstarb, wurde das Erbe zwischen seinen beiden Nichten, Anna und Elisabeth, geteilt. Anna hatte Graf Philipp I. (d. Ä.) von Hanau (1417–1480) geheiratet, über die das Amt Westhofen an die aus dieser Ehe entstehende Grafschaft Hanau-Lichtenberg kam.
Um 1650 gründete der Rotgerber Johann (Jean) Bury (1602–1665) aus Lixheim[7] seine erste Gerberei in Westhofen. Er war ein Onkel des Wasselonner Gastwirts David Bury d. J., Vater des Straßburger Rotgerbers Benjamin Bury (Gerberei Rue des Dentelles Nr. 12),[8] Gründer der ersten Papiermühle in Wasselnheim (später Papeterie Pasquay).[9][10]
Johann Burys Sohn, Jean-Jacques Bury[11] (* v. 1650–1704)[12] ließ um 1680 neben der Gerberei ein Sandsteinhaus im Renaissance-Stil mit einem Erker zur Straße hin bauen, die heute seinen Namen trägt: Burysgass (rue Birris).
Im Rahmen der ReunionspolitikLudwigs XIV., die expansionistische Ziele verfolgte, beschlossen eigens für diesen Zweck eingerichtete ‚Reunionskammern‘, die der Landgier der französischen Krone einen Anstrich juristischer Legitimation verleihen sollten,[13] ab 1679 die Annexion erheblicher Teile der Grafschaft Hanau-Lichtenberg im Elsass durch das Königreich Frankreich. Aufgrund alter Verträge – meist bezogen auf mittelalterliche Lehensverhältnisse – wurde die angebliche historische Zugehörigkeit der zehn freien Reichsstädte im Elsass (Zehnstädtebund) sowie weiterer Gebiete zu Frankreich gerichtlich behauptet. Eigene Verträge der Reichsstädte und Reichsstände mit der Krone Frankreichs waren jedoch nie von Kaiser und Reich genehmigt worden.[14] Auf diesem Wege wurden das Amt Westhofen und Westhofen 1680 Frankreich einverleibt.[15] Diese Gebietsaneignungen galten schon im 17. Jahrhundert als unrechtmäßig und waren selbst innerhalb Frankreichs umstritten.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel das Erbe – und damit auch Westhoffen – 1736 an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte, den Erbprinzen und späteren Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. Im Zuge der Revolution wurde das Amt Westhofen als Verwaltungseinheit aufgelöst.
Im Jahr 1821 hatte der Flecken 2238 Einwohner, von denen zwei Drittel Evangelische und die übrigen teils Katholiken teils Juden waren. Die Evangelischen hatten einen eigenen Pfarrer, die Katholiken einen Pfarrverweser.[16]
Gustav Kron (1878–1942), 1905 bis 1914 Lehrer der jüdischen Gemeinde, 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet
Victor Nessmann (1873–1944), von 1899 bis 1940 Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde[19]
Victor Nessmann (1900–1944), Sohn des Pastors, in Westhoffen aufgewachsen, Arzt, Résistancekämpfer und Opfer des Nationalsozialismus, Namensgeber der Place Dr Nessmann
Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Band 2, Flohic Editions, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1572–1575.
↑Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass. Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 629–630 (books.google.de).
↑Gisela Probst: Die Memoria der Herren von Lichtenberg in Neuweiler (Elsass). Adelphus-Teppiche, Hochgrab Ludwigs V. (gestorben 1471), Heiliges Grab (1478), Glasmalereien. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2015. ISBN 978-3-87157-241-8, S. 30f.
↑Bulletin du Cercle généalogique d’Alsace. S. 124 (gallica.bnf.fr).
↑Elsass-Lothringen. Anhang zu: Hermann Schulze, Lehrbuch des deutschen Staatsrechtes. Zweites Buch: Das deutsche Reichsstaatsrecht. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886, S. 354–389, insbesondere S. 355–356 (books.google.de).
↑Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 8, Ziffer 9 (books.google.de).
↑Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 366–367, Ziffer 19 (books.google.de).