Zhanghengit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente (einschließlich natürliche Legierungen, intermetallische Verbindungen, Carbide, Nitride, Phosphide und Silicide)“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung β-CuZn[3] und ist damit chemisch gesehen eine natürliche Messing-Legierung aus Kupfer und Zink im Stoffmengenverhältnis 1 : 1.
Zhanghengit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, genauer im kubisch-raumzentrierten (krz) Gitter, konnte jedoch bisher nur in Form von unregelmäßigen bis tafeligen Kristallkörnern sowie körnigen oder dendritischen Mineral-Aggregaten mit Größen im zehntel Millimeterbereich gefunden werden.
Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der goldgelben Kristallkörner einen deutlichen Metallglanz. Die Strichfarbe ist dagegen dunkler mit einem bronzeähnlichen Ton.
Erstmals entdeckt wurde Zhanghengit im Meteoriten Boxian, einem Chondriten, der am 20. Oktober 1977 etwa 120 km westsüdwestlich von Huaibei in der chinesischen Provinz Anhui niederging.[7] Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1986 durch Wang Kuiren (王奎仁), der den Namen zu Ehren des bedeutenden chinesischen Mathematikers und Astronomen Zhang Heng (78–139) wählte. Zhang Heng lebte während der Han-Dynastie und erfand unter anderem das wohl erste Seismoskop der Welt.
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Zhanghengit zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung der „Metalle und intermetallische Legierungen (ohne Halbmetalle)“, wo er zusammen mit Cadmium, Danbait, Messing, Tongxinit und Zink die unbenannte Gruppe I/A.04 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zhanghengit ebenfalls in die Abteilung der „Metalle und intermetallische Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Zhanghengit ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Zink-Messing-Familie“ zu finden ist, wo er zusammen mit Zinkcopperit die „Messinggruppe“ mit der System-Nr. 1.AB.10a bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zhanghengit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „Elemente“ ein. Hier ist er zusammen mit Messing und Danbait in der unbenannten Gruppe 01.01.06 innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Metallische Elemente außer der Platingruppe“ zu finden.
Chemismus
Die Analyse von insgesamt sechs Mikroproben des Typmaterials ergab als Hauptbestandteile 50,46–53,68 Gew.-% Kupfer, 45,83–49,32 Gew.-% Zink sowie als Beimengungen 0,00–0,25 Gew.-% Chrom, 0,1l–0,16 Gew.-% Eisen, 0,04–0,06 Gew.-% Aluminium und 0,00–0,01 Gew.-% Nickel. Dies entspricht der empirischen chemischen Zusammensetzung Cu1,056Zn0,935Fe0,003Al0,003Cr0,003 und der idealisierten Formel CuZn.[6]
Neben seiner Typlokalität Boxian in China wurde Zhanghegit auf der Erde bisher nur noch an einem nicht näher benannten Fundort in Vietnam und in Gesteinsproben von vulkanischen Material, das 2002 aus dem Flussufer des Mahanadi quoll, gefunden.[8]
Kuiren Wang: Zhanghengite – A new mineral. In: Acta Mineralogica Sinica. Band6, 1986, S.220–223 (Chinesisch mit Kurzbeschreibung in Englisch).
John Leslie Jambor, Edward S. Grew: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band75, 1990, S.240–246 (minsocam.org [PDF; 910kB; abgerufen am 9. Juli 2019]).
Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S.7.
B. Mallick1, T. R. Rautray, P. K. Nayak, V. Vijayan, P. Singh, R. C. Behera, T. Patel, R. K. Choudhury: Characterisation of hot material erupted from Mahanadi Riverbank using EDXRF and XRD techniques. In: Indian Journal of Physics. Band79, Nr.3, März 2005, S.293–296 (online verfügbar bei researchgate.net).
Zhanghengite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 93kB; abgerufen am 21. September 2020]).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.37.
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
↑ abcdJohn Leslie Jambor, Edward S. Grew: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band75, 1990, S.240–246 (minsocam.org [PDF; 910kB; abgerufen am 9. Juli 2019]).