Die Zirbelkiefer (Pinus cembra), auch Zirbenkiefer, Arbe,[1]Arve, Zirbe oder Zirbel[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Ihre Heimat sind die Alpen und die Karpaten. Zirbelkiefern können bis zu 25 Meter hoch und 1000 Jahre alt werden. Ihre Kurztriebe tragen viele Büschel mit jeweils fünf Nadeln. Das sehr aromatisch duftende Holz wird als Möbel- und Schnitzholz verwendet. Die Samen (Zapfen) werden irreführend „Zirbelnüsse“ genannt, obwohl sie keine Nüsse sind.
Die Bezeichnung Zirbe (mundartlich auch Zirm) für diese Kiefern-Art ist in Österreich und Bayern (Deutschland) gebräuchlich. Bis ins 16. Jahrhundert bezog sich dieser Name jedoch nur auf ihre Zapfen. Der Begriff leitet sich möglicherweise vom mittelhochdeutschenzirben ab, das mit 'wirbeln' oder 'sich im Kreise drehen' übersetzt wird.
Der Namenszusatz „cembra“ (Artepitheton) wurde von Carl von Linné nach den in Europa verbreiteten Vernakularnamen vergeben. Dabei bezog sich Linné unter anderem auf das 1586 erschienene Pflanzenbuch De plantis epitome utilissima von Pietro Andrea Mattioli, der die Art als Pinus Cembro aufgeführt hatte.
Alle diese Wörter sind vermutlich vorlateinischer Herkunft,[3] mit Ausnahme von zirm und ähnlichen, die einen mundartlichen deutschen Zirm = Zirben widerspiegeln können.
In der Deutschschweiz wird dieser Baum normalerweise Arve oder auch Arbe genannt; erstere Benennung wird sprachübergreifend auch in der frankophonenWestschweiz und in Savoyen verwendet. Der typische Mischbestand der Hochgebirgsregion, den die Zirbelkiefer gemeinsam mit der Lärche bildet, wird in der Fachliteratur als Arven-Lärchenwald bezeichnet.
Beschreibung
Habitus
Die Zirbelkiefer ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen von bis zu 25 Meter und einen Brusthöhendurchmesser von bis zu 1,7 Meter erreicht. Junge Bäume besitzen einen geraden Stamm, der in einer schmalen Krone endet. Die Äste reichen fast bis zum Boden. Junge Triebe weisen eine rotgelb gefärbte, filzige Behaarung auf, die sich nach dem ersten Winter schwarzgrau verfärbt. Vor allem freistehende Altbäume wachsen oft in bizarren Formen und sind häufig tief und kräftig beastet. Sie sind meist krummschäftig oder mehrstämmig. Solche Wuchsformen treten in geschlossenen Beständen eher selten auf.[4]
Wurzelsystem
Auf den meist flachgründigen und geschiebereichen Gebirgsböden ist die Zirbelkiefer nur selten in der Lage, ein Wurzelsystem ungestört auszubilden. Jungbäume bilden eine Pfahlwurzel aus, die nur von kurzer Lebensdauer ist und schon bald von kräftigen Senkerwurzeln abgelöst wird, welche von den weit reichenden Seitenwurzeln ausgehen. Diese Senkerwurzeln dringen in Gesteinsspalten ein und verankern den Baum so.[5]
Borke
Die Borke von Altbäumen ist von graubrauner Farbe und weist die für Kiefern typischen Längsrisse auf. Die innere Rinde ist rötlichbraun gefärbt. Die glatte Rinde der Jungbäume ist glänzend grau bis graubraun gefärbt.[6] Die Rinde der Äste ist von graugrüner bis hellgrauer Farbe. Junge Triebe sind gerieft.[7]
Das zuerst rötliche und später rotbraun gefärbte Kernholz duftet stark aromatisch und wird von einem relativ schmalen gelblichen Splint umgeben. Das Holz ist relativ leicht, weich, mäßig bis wenig dauerhaft, lässt sich gut bearbeiten, ist nagel- und schraubenfest und besitzt einen gleichmäßigen, feinen Aufbau. Der Splintanteil ist empfindlich gegenüber Bläuepilzen. Die Jahresringe sind deutlich zu erkennen. Das Spätholz besitzt zahlreiche und relativ große Harzkanäle. Der Fladerung wird durch viele gesund eingewachsene und dunkel rotbraun gefärbte Äste eine dekorative Struktur verliehen. Die Darrdichte beträgt 0,37 bis 0,56 g/cm³.[8] Zirbenholz ist leicht und weich (Darrdichte 400 kg/m³, Brinellhärte 15 N/mm²) und sehr gut zu bearbeiten, die Festigkeitseigenschaften sind mäßig gut, das Schwindmaß gering. Es lässt sich gut spalten und gut schnitzen. Die Trocknung geht leicht, bei der Oberflächenbehandlung ist der Harzanteil zu berücksichtigen.[9]
Nadeln
Die biegsamen Nadeln der Zirbelkiefer werden 5 bis 11 Zentimeter lang und rund 1 Millimeter dick. Jeder Kurztrieb weist mehrere Büschel zu je fünf Nadeln auf, die meist gehäuft an der Zweigspitze angeordnet sind. Der Nadelrand ist bis auf die Nadelspitze fein gesägt. Die im Querschnitt dreieckigen Nadeln besitzen zwei nach unten weisende Seiten. Jede dieser Seiten besitzt mehrere bläulich-weiß gefärbte Spaltöffnungsstreifen. Die gewölbte Nadeloberseite ist dunkelgrün und weist keine Spaltöffnungen auf. Die Primärnadeln, die den Keimblättern folgen, und die später gebildeten Sekundärnadeln besitzen sowohl auf der Nadelober- als auch auf der Nadelunterseite Spaltöffnungen. Bei Primärnadeln sind diese in 6 bis 7 Reihen und bei Sekundärnadeln an der Oberseite in 2 Streifen von je 7 bis 11 Reihen und an der Unterseite in einigen kurzen Reihen angeordnet. Die 9 bis 12 Keimblätter werden rund 3 Zentimeter lang und besitzen an der Nadeloberseite 2 Spaltöffnungsstreifen mit je 5 bis 8 Reihen. Noch im ersten Lebensjahr werden 14 bis 22 flache und am Rand gezähnte Primärnadeln gebildet, die mit Köpfchenhaaren versehen sind. Die Nadeln können bis zu 12 Jahre am Baum verbleiben.[4]
Blüten, Zapfen und Samen
Die Zirbelkiefer ist einhäusig-getrenntgeschlechtig (monözisch), wobei eine Selbstbefruchtung möglich ist. Sie wird im Freistand mit rund 40 Jahren mannbar; in dichten Beständen später. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli. Die violetten weiblichen Blütenzapfen sind kurz gestielt und erscheinen einzeln oder zu mehreren an den Spitzen von Langtrieben. Man findet sie vor allem an den äußeren Bereichen des oberen Kronendrittels. Die gelblichen bis violetten männlichen Blütenzapfen werden anstelle von Kurztrieben an der Basis von jungen Langtrieben gebildet. Man findet sie vor allem im unteren Kronendrittel. Die Zapfen werden 5 bis 9 Zentimeter lang und 3,5 bis 6 Zentimeter dick. Sie sind anfangs aufrecht stehend und bläulich-grün bis violett gefärbt, zur Reife nach rund einem Jahr verfärben sie sich hellbraun. Im Frühjahr des dritten Jahres fallen sie als ganze ab und zerfallen erst danach. Die relativ dicken, rundlichen Samenschuppen werden circa 2 Zentimeter lang. Die 9 bis 14 Millimeter langen und 0,2 bis 0,25 Gramm schweren Samen besitzen einen funktionslosen Flügelrest. Sie verbleiben im Zapfen und werden von Tieren herausgelöst und ausgebreitet. Ein Zapfen enthält im Durchschnitt 93 Samen. Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 150 und 350 Gramm.[10]
Außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets findet man die Art vor allem in Parks und Arboreten.[12]
Im Ampasser Kessel unterhalb der Viggarspitze in den Tuxer Alpen befindet sich auch der älteste Baum Tirols, eine über 700 Jahre alte Zirbelkiefer, die 1926 als Naturdenkmal ausgewiesen wurde.
Die Zirbelkiefer kommt in Höhenlagen von 1300 Meter bis 2850 Meter vor, bevorzugt zwischen 1500 und 2000 Meter. Sie ist eine Baumart des strengen kontinentalen Klimas. Sie gilt als die frosthärteste Baumart der Alpen – Temperaturen von bis zu −43 °C werden unbeschadet überstanden – und ist einigermaßen wenig anfällig für Spätfrost.
Im inneralpinen Bereich, wo die Jahresniederschläge zwischen 700 und 1000 mm liegen, wächst die Zirbelkiefer hauptsächlich auf den feuchteren Nord- und Westhängen. In der Alpennordkette wächst sie hauptsächlich auf den wärmeren Süd- und Südosthängen.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[16]
Ökologie
Krankheiten und Schädlinge
Gegen abiotische Gefährdungen wie Lawinen, Erosion und Nassschnee ist die Zirbelkiefer äußerst widerstandsfähig. Sie ist einigermaßen resistent gegenüber Ozon und Schwefeldioxid.
An Schadinsekten werden der Echte Kiefernrüssler (Pissodes pini) und der Graue Lärchenwickler (Zeiraphera griseana) genannt.[17] Letzterer tritt vor allem in Arven-Lärchenwäldern auf, wo es in mehrjährigen Abständen zu Massenvermehrungen kommt. Dabei werden primär die Lärchen kahlgefressen, sterben in der Regel aber nicht ab. Stehen keine Lärchen mehr zur Verfügung, geht der Schädling auf die Zirbelkiefern über und zerstört deren Nadeln gleichfalls. Diese leiden sehr nachhaltig darunter und sind dann anfällig für den Befall durch weitere Schädlinge.
Zirbelkiefer und Tannenhäher
Die Zirbelkiefer steht in enger Lebensgemeinschaft mit dem Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes), dessen Hauptnahrungsquelle die Zirbelsamen sind. Er ist maßgeblich an einer natürlichen Verjüngung der Bestände beteiligt und verbreitet diese anders als andere Samenfresser wie etwa Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), Rötelmaus (Myodes glareolus) oder Spechte auch über die Waldgrenze hinaus.
Der Ausbreitungsmechanismus ist die Versteckausbreitung: Der Tannenhäher legt ab August zahlreiche Vorratsverstecke mit Zirbelsamen für den Winter an. Dabei bevorzugt er weichen oder lockeren Untergrund und legt in diesem auch größere Depots an als in festem Untergrund. Solche Stellen sind für den Keimungserfolg und das Wachstum der Jungbäume relativ günstig. Aus etwa 20 % der versteckten Samen wachsen Sämlinge, da sie der Tannenhäher nicht wiederfindet und sie auch dem Verzehr durch andere Samenfresser entgehen.
Zirbelkiefer und Klimawandel
Aufgrund ihrer langen Generationszeit kann die Zirbe sich möglicherweise nicht schnell genug an die gegenwärtige globale Erwärmung und den damit assoziierten Klimawandel anpassen. Eine genetische Studie wies nach, dass Jungbäume in tiefen Lagen von ihren Mutterbäumen die Genvarianten (Allele) für das vergangene, kühlere und feuchtere Klima geerbt haben. So werden sie an das zukünftige, wärmere und trockene Klima weniger gut angepasst sein (Evolutionary mismatch)[18]. Um in höhere und kühlere Lagen ausweichen zu können, brauchen Zirben neben dem Tannenhäher auch genügend Rohhumus für das Wachstum der Keimlinge[19]. Dieser existiert in hohen Lagen vielerorts noch nicht. Angesichts dieser Schwierigkeiten ist es denkbar, dass die Vorkommen der Zirbe kleiner und zunehmend zerstückelt werden. In einzelnen Alpentälern könnte sie sogar aussterben.[20]
Mykorrhizen
Die Zirbelkiefer bildet Ektomykorrhiza-Symbiosen mit verschiedenen Pilzen und ist vor allem in höheren Lagen ohne diese kaum lebensfähig.
Forstliche Anbauten blieben aufgrund der Trägwüchsigkeit, häufiger Verbissschäden und einer hohen Ausfallrate im Stangenholzalter meist ohne nennenswerten Erfolg.[4] Das Holz der nordamerikanischen Weymouth-Kiefer, die in geringem Umfang in süddeutschen Wäldern angepflanzt wurde, kann in manchen Fällen als Alternative für Zirbenholz verwendet werden.[21] Wegen der gestiegenen Nachfrage hat sich der Preis für Zirbenholz in den letzten Jahren (Stand 2015) verdreifacht.[22][23]
Die Zirbelkiefer ist eine harzhaltige Kernholzbaumart mit gleichmäßiger Maserung ist und vergleichbarer Dauerhaftigkeit wie Lärchenholz. Häufig kommen festverwachsene, rotbraune Astansätze vor.
Dem Anteil von bis zu 0,5 % Pinosylvin (ein Terpenoid und Polyphenol) wird eine hemmende Wirkung gegenüber zahlreichen Schadorganismen zugeschrieben.
Mit einer mittleren Darrdichte von rund 400 kg/m³ ist Zirbenholz die leichteste heimische Nadelholzart. Da es weniger schwindet als andere Nadelhölzer, ist es dimensions- und
formstabil und neigt beim Trocknen kaum zu Rissbildung und Verdrehung.[24]
Das Holz der Zirbelkiefer hat oft eine lebhafte Zeichnung und wird im Innenausbau für Täfelungen sowie als Möbelholz für Bauernküchen und Schlafzimmer genutzt. Besonders in Tirol und Südtirol gibt es viele ansässige Künstler, die das Holz der Zirbelkiefer (in Österreich Zirbe genannt) auch für Kunstwerke nutzen.
Des Weiteren nutzt man es für die Herstellung von Schindeln und für Schnitzarbeiten; so werden seit dem 17. Jahrhundert die meisten Grödner Holzschnitzereien aus Zirbenholz geschnitzt. Im alpinen Raum wurden Almhütten daraus gezimmert.
Der leichte Zugang zur Zirbelkiefer und die verhältnismäßig weiche Beschaffenheit des Holzes erleichtern die Bearbeitung des Werkstoffs. Durch die enthaltenen ätherischen Öle duftet das Holz angenehm.[25]
Die Oberfläche von Zirbenholz bleibt im Innenraum meist unbehandelt, um die aromatischen Duftstoffe nicht einzuschließen.
Die ARGE Zirbenholz und der Tiroler Waldbesitzerverband veröffentlichen eine Broschüre, in der auf die „umfangreichen Talente über die das Holz verfügt“ hingewiesen wird. Neben einigen anderen Untersuchungsergebnissen wird dargelegt, dass sich Kleidermotten in Behältern aus Zirbenholz etwas weniger gut entwickeln, als in Behältern aus Fichtenholz.[24]
Die meisten der angeführten Eigenschaften lassen sich auf die im Kiefernholz und Harz enthaltenen Wirkstoffe zurückführen, die jedoch im Kernholz und Harz der Gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris) ebenso enthalten sind.
Gesundheitliche Wirkung
Japanische und kanadische Studien weisen auf eine stressmindernde Wirkung bestimmter flüchtiger Inhaltsstoffe in Naturhölzern hin. Ein Nachweis für die Wirkung von Zirbenholz sei dies jedoch nicht.[28][29][30][31][32]
Mögliche Auswirkungen von Betten aus Zirbenholz wurden 2003 in einer Studie mit 15 Teilnehmern durch Maximilian Moser bei Joanneum Research untersucht,[33] aus der sich keine validen Ergebnisse herleiten lassen.[34][35]
Zahlreiche Firmen in Deutschland und Österreich haben mit Verweis auf die Studie des Joanneum Research mit gesundheitlichen Auswirkungen von Zirbenholz geworben. Werbeaussagen zur gesundheitlichen Wirkung wurde in Deutschland und Österreich durch verschiedene Gerichte untersagt.[36][37]
Das Landgericht Berlin stellte in seiner Entscheidung aus dem Jahr 2020 fest, dass die „Studie des Joanneum Research“ in ihrer Gesamtschau den wissenschaftlichen Anforderungen nicht genüge und nicht für die Bewerbung von Zirbenprodukten herangezogen werden dürfe.[38]
Das Landgericht Mannheim stellte in seiner Entscheidung im Jahr 2021 fest, dass sich die Ergebnisse der Studie nicht auf andere Produkte als den eigentlichen Untersuchungsgegenstand übertragen lassen. Man verstoße bei Verwendung zum Zwecke der Werbung gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb und das Heilmittelwerbegesetz.[39]
In einer 2021 publizierten Studie wurde der Schlaf in Betten aus massivem Zirbenholz erneut von Maximilian Moser u. a. mit dem Schlaf in einem Standardbett aus Spanplatte verglichen, wobei offenbar die Daten der Studie von 2003 verwendet wurden. Im Zirbenbett war eine niedrigere Herzfrequenz, ein höherer Vagustonus und eine bessere Abstimmung von Herzschlag und Atmung, besonders in den Kernschlafphasen, zu beobachten.[40]
Diese Publikation wurde vom Tiroler Waldbesitzerverband initiiert und der EU (Project Interreg III Austria-Italy), dem Bundesland Tirol, der Republik Italien, der Provinz Bozen und der Joanneum Research GmbH finanziert. Die erneute Veröffentlichung der Studienergebnisse wurde von der ZirbenFamilie GmbH, Wattens (Tirol), und der Medizinischen Universität Graz finanziell unterstützt.
Der Gesundheitswissenschaftler Gerald Gartlehner schätzt die Studie als seriös ein, verweist jedoch auf die geringe Teilnehmerzahl sowie darauf, dass die Probanden in ihrer eigenen Betten ähnlich schliefen wie in den Betten aus Zirbenholz, so dass sich letztlich lediglich ein erhöhter Puls beim Schlaf in den Betten aus kunststoffbeschichteter Spanplatte konstatieren ließe.[34]
Im April 2022 bestätigte der österreichische Oberste Gerichtshof im Wesentlichen einen Beschluss des Oberlandesgericht Innsbruck, wonach sich ein Händler auch die gesundheitsbezogenen Angaben einer lediglich in einer E-Mail verlinkten Internet-Quelle zurechnen lassen muss. Die in der Quelle erwähnte Studie des Joanneum Research sei zudem nicht geeignet, um medizinische Wirkungen nachzuweisen. Die Werbung mit Auswirkungen von Zirbenholz auf die Gesundheit von Menschen und einer antibakteriellen, schädlingshemmenden und/oder desinfizierenden Wirkung sei zu unterlassen.[41]
Im Mai 2023 stellte das Oberlandesgericht München fest, dass die Aussage, Zirbenduft gäbe Kraft, Klarheit und Zuversicht, wirke sich positiv auf den Schlaf aus, beruhige und lasse Menschen tiefer und bewusster einatmen, als gesundheitsbezogene Wirkungsaussage der Kräftigung und Belebung zu verstehen sei, die grundsätzlich nur dann hinreichend aussagekräftig sei, wenn sie nach den anerkannten Regeln und Grundsätzen wissenschaftlicher Forschung durchgeführt und ausgewertet wurden. Da hier keine entsprechenden Studien angeführt worden waren, kam es zu einer Unterlassungsanordnung.[42]
Zirbenöl, Harz und andere Extrakte
Aus der Zirbe kann das ätherische Zirbenöl (Arvenöl) gewonnen werden, das zur Wohnraum-Aromatisierung eingesetzt wird.
In Südtirol wurden schon im 18. Jahrhundert verschiedenste Extrakte der Zirbel – unter anderem von der Bauernarztfamilie Ragginer – als Heilmittel verwendet.[43]
In der Schweiz werden Arvenkissen hergestellt, in Bayern Zirbenkissen und in Österreich Zirbenrollen mit speziell gehobeltenSpänen des Zirbenholzes als Füllmaterial. Der von den Spänen ausgehende Zirbenduft soll für einen guten Schlaf sorgen.
Die wohlschmeckenden und nahrhaften Samen, die 70 % Fette und 20 % Eiweiß enthalten, werden heute als Leckerei und zum Backen verwendet. Sie hatten eine begrenzte Bedeutung in der Heilkunde[17] und wurden zeitweise auch exportiert.
Im Unterschied zu den ähnlich aussehenden Pinienkernen sind sie meist weniger länglich und etwas feuchter. Der Geschmack erinnert an Walnüsse.
Zirbengeist, Zirbenschnaps
Zirbengeist bzw. Zirbenschnaps („Zirbeler“) wird als Heil- und Genussmittel verwendet. Drei bis vier Zirbenzapfen werden mit Zucker in einem Liter Ansatzschnaps mehrere Wochen eingelegt, bis der Extrakt eine dunkelbraun-rötliche Farbe angenommen hat.
Zirbelwälder
In den Hochlagen der Alpen erfüllt die Zirbelkiefer eine wichtige Schutzwaldfunktion.[44]
Sie ist auch eine als Gartenbaum beliebte Kiefernart.[45]
In Innsbruck führt von der Bergstation der Patscherkofelbahn Richtung Osten der „Zirbenweg“ durch einen der größten und ältesten Zirbenbestände Europas. Auf dem Graukogel in Bad Gastein wurde in der Umgebung von jahrhundertealten Zirben ein „Zirbenweg“ als Erlebnispfad errichtet.[46]
Auch im Pitztal wurde am Hochzeiger ein Zirbenpark errichtet. Der 1 Kilometer lange „ZirbenPark“-Rundwanderweg im Pitztal startet an der Hochzeiger-Mittelstation auf 2000 Meter. Der Erlebnisweg mit 12 Stationen führt durch den Zirbenwald mit Blick auf die Orte Jerzens und Wenns.[47]
Innerhalb der Gattung der Kiefern (Pinus) wird die Zirbelkiefer wie folgt eingeordnet:
Untergattung Strobus, Sektion Quinquefoliae, Subsektion Strobus.
Die in der Vergangenheit häufig als Unterart oder Varietät von Pinus cembra aufgefasste Sibirische Zirbelkiefer wird heute als eigenständige Art Pinus sibirica angesehen.[49]
Ulrich Hecker: Bäume und Sträucher. BLV Verlag München, 1995, ISBN 3-405-14738-7
Friedrich-Karl Holtmeier: Tier in der Landschaft – Einfluss und ökologische Bedeutung. Ulmer Verlag Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-2783-0. Holtmeier geht in diesem Buch ausführlich auf die Wechselbeziehung zwischen Lärche, Zirbelkiefer und Grauem Lärchenwickler sowie zwischen Zirbelkiefer und Tannenhäher ein.
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