Friedrich Ludwig wuchs im ostpreußischen Schloss Waldburg-Capustigall bei Königsberg auf. Seine Eltern waren der preußische Major und Kammerherr Friedrich Ludwig II. (1741–1807) und dessen erste Frau Albertine Wilhelmine, geborene von Ingersleben (1755–1796).
Von Januar 1791 bis Februar 1801 diente er in Berlin im Regiment der Gardes du Corps, dimittierte anschließend und wurde Kammerherr am württembergischen Hof in Stuttgart. Ab 1804 war er württembergischer Gesandter in Wien, ab 1806 in gleicher Funktion in Paris. Im Mai 1808 erhielt er schließlich den Posten des Oberhofmeisters von König Jérôme Bonaparte in Kassel, nachdem seine Frau schon am 1. Dezember 1807 Oberhofmeisterin von Königin Katharina geworden war.
Etwa im November 1808 berief er Ludwig van Beethoven als Kapellmeister nach Kassel. Beethoven erwog ernsthaft, diesem Ruf zu folgen, lehnte aber im März 1809 ab.
Im Mai 1809 verließen Friedrich Ludwig und seine Frau Kassel. Er hielt sich anschließend längere Zeit in Italien auf und trat am 3. Juni 1813 wieder in preußische Dienste. Als Oberstleutnant war er ab Mitte Dezember 1813 dem Hauptquartier des Fürsten Carl Philipp von Wrede zugeteilt. Friedrich Ludwig nahm 1813/14 an den Befreiungskriegen teil und führte geheime Verhandlungen mit Zar Alexander I. Als preußischer Kommissar begleitete er Napoleon im April 1814 ins Exil auf die Insel Elba und veröffentlichte darüber einen Bericht, der interessante Einblicke in Napoleons Persönlichkeit gewährt.[1]
1816 wurde er preußischer Gesandter in Turin am Hofe des Königs von Sardinien. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Prinzen Carlo Alberto (1798–1849), der 1831 zum König von Sardinien gekrönt wurde.[2] Seine besondere Fürsorge galt der religiösen Gemeinde der Waldenser, die in den Tälern um Turin in erschreckender Armut lebten. Bereits 1822 nutzte er eine in Verona abgehaltene Konferenz der Heiligen Allianz, um die europäischen Delegierten auf die Missstände aufmerksam zu machen. König Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander I. unterstützten ihn daraufhin beim Aufbau eines Hospitals.
1827 wurde er preußischer Gesandter in Den Haag, wo seine Frau 1831 starb. Im März 1832 kehrte er nach Turin zurück. 1837 erreichte er den Rang eines Generalleutnants, am 15. Oktober 1840 verlieh ihm König Friedrich Wilhelm IV. den Roten Adlerorden I. Klasse mit Eichenlaub. Am 18. August 1844 starb Graf Truchseß-Waldburg in Turin und wurde seinem Wunsch gemäß in Torre Pellice beigesetzt, dem Hauptort der Waldenser.
Mathilde Friederike Maximiliane Josephine, Erbin von Capustigall (* 23. Januar 1813; † 1. Dezember 1858) ⚭ 6. Juni 1835 Richard Friedrich zu Dohna-Schlobitten (1807–1894)
Mit dem Tode von Friedrich Ludwig III. erlosch die Linie Capustigall. Sein Erbe bekam seine Tochter Mathilde Friederike Maximiliane Josephine und mit ihr ging das Schloss Capustigall an die Linie Dohna-Schlobitten.
Hans Graf zu Donna, Waldburg-Capustigall. Ein ostpreußisches Schloß im Schnittpunkt von Gutsherrschaft und europäischer Geschichte, 2. Aufl., Limburg 2009, S. 75–88, S. 235 f. (Stammtafel)
Klaus Martin Kopitz, Beethovens Berufung nach Kassel an den Hof Jérôme Bonapartes. Eine Spurensuche. In: Die Tonkunst, Jg. 5, Nr. 3 vom Juli 2011, S. 326–335. (PDF)
Quellen
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. Hauptabteilung Rep. 81 Gesandtschaft Florenz, Großherzogtum Toskana (nach 1807), Nr. 34 und 35.
Einzelnachweise
↑Napoleon Buonaparte’s Reise von Fontainebleau nach Fréjus vom 17. bis 29. April 1814, herausgegeben von dem zur Begleitung Nap. Buonaparte’s allerhöchst ernannten Königl. Preuß. Commissarius Grafen v. Truchses-Waldburg. Berlin 1815.
↑Lettere di Carlo Alberto a Federico Truchsess. hrsg. von Francesco Salata und Niccolò Rodolico, Florenz 1937. – Der für die Edition benutzte Nachlass des Grafen befand sich damals auf Schloss Waldburg-Capustigall bei Königsberg, das 1945 vollständig zerstört wurde. Etwa 80 der Briefe von Carlo Alberto besitzt heute Hans Graf zu Dohna in Potsdam.