1945 erhielt er einen Ruf an die Landeskunstschule in Hamburg, und ab 1950 arbeitete er freischaffend. 1971 wurde das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen eröffnet, das seinen künstlerischen Nachlass verwaltet.
Marcks war ein autodidaktischer Bildhauer aus dem Umfeld der Berliner Secession. Wichtige Inspiration für seine anti-akademische Haltung war der französische Bildhauer Auguste Rodin.
1914 heiratete er Maria Schmidtlein (1886–1983). Er wurde zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Weil er schwer erkrankte, wurde er 1916 aus dem Militärdienst entlassen.
Für die Bauhaus-Ausstellung 1923 schlug er als „griffige Abkürzung“ vor: „Bau Hau auwei! (nämlich Bauhausausstellung Weimar)“.[3] An Walter Gropius schrieb er am 9. Oktober 1925: „... dass wir schließlich zwei verschiedenen Welten angehören. Du hast mir aber, soweit dieser Rahmen es zuließ, Deine Freundschaft nie versagt, und dafür danke ich Dir! Bewahre mir weiterhin Deine anerkennende Verachtung, ich will’s auch so halten.“[4] – Die Bauhaus-Töpferei wurde beim Umzug nach Dessau nicht mit übernommen.
1933 wurde er entlassen, weil er sich für den Verbleib jüdischer Lehrkräfte, wie Marguerite Friedlaender-Wildenhain, an der Kunstschule eingesetzt hatte. Er zog nach Niehagen, heute ein Ortsteil von Ahrenshoop in Mecklenburg.[6] 1935 war er als Studiengast fünf Monate in der Villa Massimo in Rom,[7] ab 1936 arbeitete er in Berlin, wo er sich 1936 mit der Plastik „Schwimmerin“ aus dem Jahre 1934 am Olympischen Kunstwettbewerb beteiligte.[8] Das gemeinsam mit Crodel ausgeführte Musikzimmer der Burse zur Tulpe (Studentenhaus der Universität Halle/Saale) wurde 1936 zerstört, Marcks bezog daraufhin für ein Jahr den Atelierraum Nr. 13 in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße.[9] 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten 86 seiner Arbeiten und diffamierten mehrere seiner Werke in der Ausstellung „Entartete Kunst“.[10][11] Vor einer Hausdurchsuchung wurde er von seinem ehemaligen Meisterschüler Wilhelm Löber gewarnt, der daraufhin 1938 aus der SA ausgeschlossen wurde.[12] Marcks blieb jedoch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Für diese Zeit ist seine Teilnahme an 21 Ausstellungen bis 1940 sicher belegt.[13]
Für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München durfte Gerhard Marcks die Rückseite der Siegermedaillen gestalten. Er wählte als Abbildung die antiken Halbbrüder Kastor und Polydeukes, die bei den Griechen als Schutzpatrone der Kampfspiele und Freundschaft galten.
Anfang der 1970er Jahre zog er sich in die Eifel zurück, wo er ein Landhaus gekauft hatte.
Am 13. November 1981 starb er dort. Zuvor stellte er noch eine letzte lebensgroße Arbeit her, die als Vermächtnis gilt, die Bronze „Prometheus und der Zeus-Adler“.
1979 wurde er zum 90. Geburtstag durch Ausstellungen in Berlin, Bremen, Köln und Nürnberg geehrt, ebenso durch die Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik. 1980 wurde er Ehrenmitglied der Academy of Letters in New York, gemeinsam mit Max Ernst und Karlheinz Stockhausen.
1990 zeigte die Galerie Roswitha Haftmann Modern Art, Zürich[18] Skulpturen, Zeichnungen und Holzschnitte.
Der Kleinplanet (Asteroid) (10778) Marcks (1991 GN10) wurde am 9. April 1991 entdeckt und zu seinen Ehren benannt.[19]
Die Klassik Stiftung Weimar zeigte in Kooperation mit dem Gerhard-Marcks-Haus in Bremen vom 17. August bis zum 5. November 2017 die Ausstellung „Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis“ im Neuen Museum Weimar. Vom 26. November 2017 bis 4. März 2018 war die Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus zu sehen. Es war die Auftaktausstellung der Klassik Stiftung zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Bauhauses im Jahr 2019.[20]
Vom 10. Juni bis 16. Dezember 2018 waren in der Stiftskirche des Klosters Cappenberg sakrale Skulpturen ausgestellt.
In der Kunsthalle „Talstrasse“ in Halle (Saale) wurde vom 18. November 2018 bis 24. Februar 2019 die Ausstellung „Wir machen nach Halle“ zu Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks gezeigt, ein Beitrag zum Bauhaus-Jubiläum 2019. Anschließend war die Ausstellung vom 7. März 2019 bis 30. Juni 2019 im Gerhard-Marcks-Haus Bremen zu sehen.
Nachlass
Der schriftliche Nachlass liegt im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen verwaltet seinen künstlerischen Nachlass und zeigt ihn in verschiedenen Ausstellungen. Das Museum wurde im September 1971 eröffnet.
Gemeinschaft der Heiligen an der Westfassade der Lübecker Katharinenkirche, Museumskirche des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck
Der Rufer, der 40 Jahre auf dem ehemaligen Fernseh-Gelände von Radio Bremen an der Hans-Bredow-Straße gestanden hatte, wurde nach Umsetzung an das innerstädtische Weserufer dort am 23. November 2007 neu enthüllt. Hier steht er auf einem drehbaren Sockel und schaut über die Weser – für Live-Sendungen wie 3 nach 9 wird er um 180 Grad gedreht und schaut in Richtung Studio
Friedensengel, im Mannheimer Volksmund bekannt unter dem Namen Die schepp’ Liesel, (eingeweiht 16. November 1952 in B4), heutiger Standort in E6 in Mannheim
Der Gefesselte (1963/64), Skulptur aus Basalt, Vorplatz Kunsthalle Osnabrück[23]
Die verhüllte Eos (1964), Innenhof der Veste Coburg
Gaea (1965) im Rosengarten des Rheinparks; eine Variation Gaea II, halbverhüllt (aus der noch von Marcks veränderten Gussform, 2005), steht in der Stollwerkpassage an der Hohe Straße, beides in Köln[24]
Albertus Magnus (1956), Bronze-Skulptur auf dem Albertus-Magnus-Platz vor dem Haupteingang der Universität zu Köln. 1965 erfolgte ein Zweitguss für die Universität Bogota, ein dritter Abguss 1970 für die University of Texas in Houston, Texas, und schließlich auf Veranlassung der Tochter Brigitte Marcks-Geck 1996 ein Abguss für die Universität Jena, da Marcks lange Jahre enge Beziehungen zu Thüringen hatte (alle aus der Werkstatt der KunstgießereiSchmäke, Düsseldorf). Eine kleinere, naturalistischer ausgeführte Variante des Albertus Magnus wurde von Marcks 1977 dem damaligen Kanzler Helmut Schmidt für das Bundeskanzleramt in Bonn übergeben.
Adolf Rieth: Gerhard Marcks. Aurel Bongers, Recklinghausen 1959.
Gerhard Marcks: Ausstellungskatalog Plastik Zeichnungen Graphik.Kunstverein Hannover, 1960.
Gerhard Marcks: A Retrospective Exhibition. University of California Press, Los Angeles, Edition, 1969.
Martina Rudloff: Gerhard Marcks: Das plastische Werk. Propyläen-Verlag. Frankfurt am Main u. a. 1977, ISBN 3-549-06620-1.
Volker G. Probst: Gerhard Marcks – Gedanken zum Werk. Festschrift zum 90. Geburtstag, Marco, Bonn-Paris 1979.
Wilhelm Nauhaus: Die Burg Giebichenstein. Geschichte einer deutschen Kunstschule 1915–1933. Seemann, Leipzig 1981. (Neuauflage Leipzig 1992, ISBN 3-363-00539-3.)
Martina Rudloff – Eduard Hindelang, Hans Purrmann – Gerhard Marcks. Eine Künstlerfreundschaft in Briefen. Museum Langenargen am Bodensee – Gerhard-Marcks Stiftung Bremen 1986. Erschienen aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Museums Langenargen. Jahresgabe 1986 für den Freundeskreis des Gerhard Marcks-Hauses e. V.
Martina Rudloff (Hrsg.): Gerhard Marcks und Charles Crodel. Eine Künstlerfreundschaft. Gerhard-Marcks-Stiftung, Bremen 1992, ISBN 3-924412-16-2.
Burg Giebichenstein: Die Hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ausstellungskatalog Staatliche Galerie Moritzburg Halle/Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 1993.
Jens Semrau (Hrsg.): Durchs dunkle Deutschland – Gerhard Marcks – Briefwechsel 1933 bis 1980. Seemann, Leipzig 1995, ISBN 3-363-00645-4.
Claus Pese: Mehr als nur Kunst. Das Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum. Hatje, Ostfildern-Ruit 1998 (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, Band 2), S. 85–86, 115–119.
Gerhard Marcks: Zwischen Bauhaus und Dornburger Atelier. Städt. Museen Jena (Hrsg.), Jena 2004, ISBN 3-930128-65-9.
Der Bildhauer denkt!. Zeichnungen von Gerhard Marcks. Bremen 2017, ISBN 978-3-924412-86-9.
Anke Blümm u. a. (Hrsg.): Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis. Weimar 2017. Katalog der Auftaktausstellung in Weimar und in Bremen zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Bauhauses 2019.
Anne Feuchter-Schawelka: Gerhard Marcks. Formmeister der Keramik. Weimarer Verlagsgesellschaft in Verlagshaus Römerweg, Weimar 2017, ISBN 978-3-7374-0228-6.
Matthias Rataiczyk (Hrsg.): Wir machen nach Halle. Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks. Katalogbuch mit Texten von Arie Hartog, Renate Luckner-Bien, Katja Schneider, Mirjam Verhey zur Ausstellung im Kunstverein „Talstraße“, Halle (Saale) 2018, ISBN 978-3-932962-96-7.
Renate Luckner-Bien: Marcks kann lachen. Der Bildhauer Gerhard Marcks in Halle an der Saale. Halle (Saale) 2019, ISBN 978-3-945377-56-7.
↑Volker Wahl,Das Weimarer Bauhaus: ein Studienbuch zu seiner Geschichte 1919-1926. Jena: Vopelius 2019. S. 279.
↑Back-Cover des Katalogs von Anke Blümm u. a. (Herausg.): Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis. Weimar 2017.
↑Rudolf Pillep, Burg Giebichenstein. Dokumente von 1915 bis 1933, Halle 1990, Dokument 21.
↑Das Haus statte Crodel mit einem Farbglasfenster aus; vgl. Brigitte Klesse, Zwei Glasfenster von Charles Crodel für Ferdinand Möller. In: Kölner Museums-Bulletin 1997, Nr. 3, S. 21–34.
↑Jobst C. Knigge: Die Villa Massimo in Rom 1933–1943. Kampf um künstlerische Unabhängigkeit, Humboldt-Universität Berlin 2013 open access, S. 93ff.
↑XI. Olympiade Berlin 1936: Olympischer Kunstwettbewerb. Katalog der Olympischen Kunstausstellung in Halle VI des Ausstellungs-Geländes am Kaiserdamm, Berlin-Charlottenburg, Königin-Elisabeth-Straße 26, 15. Juli bis 16. August 1936, Verlag Meisenbach Riffarth & Co. A. G., Berlin 1936, S. 24, Nr. 149
↑s. Kurzvita Marcks, Gerhard. In: Ateliergemeinschaft Klosterstraße – Berlin 1933–1945. Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus. Akademie der Künste (Edition Hentrich), Berlin 1994, ISBN 3-89468-134-9.
↑Renate Luckner-Bien: "Ich habe uns alle in der Entarteten-Ausstellung gesehen.". In: M. Ratayczyk (Hrsg.): "Wir machen nach Halle." Marguerite Friedlaender & Gerhard Marcks. Ausstellungskatalog. Halle (Saale) 2018, ISBN 978-3-932962-96-7, S. 142.
↑Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 392.
↑Hartmut Gill: Wilhelm Löber - Vom Bauhaus zur Fischland- und Rügenkeramik. Hinstorff Verlag, Rostock 2015.
↑Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000; S. 499, passim
↑Sabine Gertrud Cremer: Der Hl. Sebastian von Gerhard Marcks – Ein Mahnmal der Stadt Bergheim. In: Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins. Band5, 1996, S.204–225.; Sabine Gertrud Cremer: Das Mahnmal der Stadt Bergheim von Gerhard Marcks aus dem Jahr 1957. 2017 (Digitalisat)
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