Die meisten Zwangsarbeits- und Konzentrationslager wurden ab Januar 1945 durch die Alliiertenbefreit. Sie gaben den befreiten Häftlingen neben der medizinischen und Versorgung mit Nahrungsmitteln meist auch das Recht, ihren weiteren Verbleib bis zur Rückführung in die Heimatländer selbst zu organisieren. So entstanden viele Lagerkomitees, die zunächst die Aufgaben des Überlebens in einem besiegten Land der Wächter und der gegnerischen Wehrmacht zu bewältigen hatten. Nirgends wurden sie von der deutschen Bevölkerung begrüßt. Nur an wenigen Orten konnten die Befreiten Verantwortlicher für ihre Haftbedingungen habhaft werden. Die SS-Angehörigen hatten sich in der Regel[1] vor dem Eintreffen der Siegermächte zurückgezogen.
Verschiedene Komitees, Amicales europaweit
Internationales Auschwitz Komitee
Das Internationale Auschwitzkomitee wurde 1952 von Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau gegründet. Es dient einerseits als Interessenvertretung seiner Mitglieder, dann aber auch zur Koordinierung der Tätigkeiten nationaler Auschwitz-Komitees (z. B. Frankreich, Polen, DDR, Bundesrepublik Deutschland) und es fördert das Gedenken an den Holocaust. Dabei wird versucht, einem neuen Rechtsextremismus vorzubeugen und seinen Anfängen persönlich entgegenzutreten. Dem IAK gehören Organisationen aus 19 Ländern an. Seit 2003 gibt es ein Koordinierungsbüro in Berlin, das von der deutschen Bundesregierung unterstützt wird.
Erst 1990 gründeten ehemalige Dora-Häftlinge aus Frankreich, Belgien und Tschechien auf Initiative von Jacques Brun (1921–2007) das europäische Komitee Dora, Ellrich, Harzungen et Kommandos „Pour la Mémoire“ (das Wort Kommandos steht dabei für die angeschlossenen Neben- oder Außenlager). Bis 1996 war Brun Generalsekretär des Komitees, das gegründet wurde, um die Erinnerung an die im KZ Mittelbau-Dora begangenen Verbrechen international wach zu halten. 1995 initiierte Jacques Brun die Gründung des Vereins „Jugend für Dora“ und rief die Jugendlichen dazu auf, die Erinnerungsarbeit gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Verbrechen fortzusetzen.[3]
„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig“.
Neben diesem Ziel war vor allem die Aussage „… nie wieder Krieg“ bei fast allen Komitees wiederzufinden. Der Einsatz für friedlichen Umgang der Staaten miteinander wurde für sie sehr oft Lebensinhalt.
Personen in der Bewegung der Häftlingsvereinigungen
Esther Bejarano (1924–2021), Vorsitzende des deutschen Auschwitz-Komitees, seit 2017 Vizepräsidentin des Internationalen Auschwitz-Komitees
Jean-Aimé Dolidier (1906–1971), ein französischer Gewerkschafter und Überlebender des KZ Neuengamme. Er war Präsident der Amicale Internationale de Neuengamme und gehörte auch der Denkmalskommission an, die dort 1953 die Aufstellung einer ersten Gedenksäule initiierte.
Roman Kent, Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees
Hermann Langbein (1912–1995), ein österreichischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Historiker. In verschiedenen Konzentrationslagern gehörte Langbein der Leitung der internationalen Widerstandsbewegung an. Nach 1945 war er Generalsekretär des Internationalen Auschwitzkomitee und später Sekretär des „Comité International des Camps“. Mitte der 1960er Jahre hatte er neben Fritz Bauer wesentlichen Anteil am Zustandekommen der Frankfurter Auschwitz-Prozesse.
War es das Anliegen der Komitees und Vereinigungen von ihrer Gründung an, die Mahnung gegen Krieg und Versklavung an die folgenden Generationen weiterzugeben, kamen die überlebenden Häftlinge und deren nächsten Angehörige im Laufe der Jahrzehnte durch das weitere Altwerden und Sterben der Mitgliedschaft vor die Aufgabe, eine Lösung dafür zu finden, die nicht an die damals Überlebenden persönlich gebunden ist. Viele der Vereinigungen haben deshalb ihre Satzungen so erweitert oder verändert, dass im Rahmen des Generationenwechsels Leitungsaufgaben auch von Jüngeren oder von Institutionen übernommen werden dürfen. Ein Beispiel dafür ist die französische Fondation pour la Mémoire de la Déportation („Stiftung zur Erinnerung an die Deportation“, gegründet 1990) unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Staatspräsidenten.
Die deutschen und österreichischen Lagergemeinschaften (Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau, Mauthausen, Moringen, Neuengamme, Ravensbrück, Sachsenhausen, Sachsenburg) sind in einem informellen Netzwerk (ohne Vereinsstruktur) zusammengeschlossen und treten seit dem Jahre 2019 mit der eigenen Webseite an die Öffentlichkeit.[9]
Wolfgang Benz, Barbara Distel: Dachauer Hefte 1 – Die Befreiung. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, ISBN 3-423-04606-6.
Rüdiger Griepenburg: Volksfront und deutsche Sozialdemokratie. Zur Auswirkung der Volksfronttaktik im sozialistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Oberlahnpresse, Marburg 1971, DNB363797548 (zugleich Dissertation unter dem Titel Die Volksfronttaktik im sozialdemokratischen Widerstand gegen das Dritte Reich: dargestellt an der Gruppe Deutsche Volksfront und das Volksfrontkomitee im Konzentrationslager Buchenwald. Universität Marburg 1969)
Internationales Buchenwald-Komitee (Hrsg.): Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Röderberg-Verlag, Frankfurt am Main 1960, DNB450665305.
Uli Jäger, Michael Schmid-Vöhringer: „Wir werden nicht Ruhe geben …“ – Die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1982. Geschichte, Dokumente, Perspektiven. Verein für Friedenspädagogik, Tübingen 1982, ISBN 3-922833-20-9.
Hermann Langbein: „… wir haben es getan“. Selbstporträts in Tagebüchern und Briefen 1939 – 1945. Europa Verlag, Wien 1964, DNB452703751.
↑Les Françaises à Ravensbrück. Hrsg. L’Amicale de Ravensbrück et l’Association des Deportées et Internées des la Resistance, Paris 1965. Gertrud Müller: Die erste Hälfte meines Lebens. Erinnerungen 1915-1950. Nach Gesprächen aufgezeichnet von Michael Nolte und Ursula Krause-Schmitt, hrsg. von der Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e. V., Essen 2004.
↑300 Mitgl. der Amicale d'Oranienburg-Sachsenhausen: Sachso, 2003, Pocket Terre Humaine. ISBN 2-266-13235-0 (Frz.)