Johannes Andreas Pinsk wurde als Sohn von August und Anna Pinsk (geborene Schmidt) in Stettin (Pommern) geboren. Beide Elternteile waren katholisch und ließen ihren Sohn am 8. März 1891 in der römisch-katholischen Gemeinde in Stettin taufen, wo er auch die Schule besuchte.
Studium
Nach dem Studium der Theologie an der Universität Breslau ab April 1911 empfing er am 13. Juni 1915 die Priesterweihe. Seine erste wissenschaftliche Arbeit Über die Stellung des Papstes Liberius in den arianischen Streitigkeiten nach dem gegenwärtigen Stande der Quellen und deren Kritik wurde 1913 von der Fakultät der Universität prämiert.
Während dieser Zeit verfasste er bei Franz Schubert seine Dissertation über die Missa Sicca und wurde 1923 zum Doktor der Theologie promoviert. Darüber hinaus verfasste er mehrere theologische Artikel und Rezensionen, die veröffentlicht wurden. Pinsk lernte als Studentenseelsorger den Gründer und Generalsekretär des Katholischen Akademikerverbandes, PrälatFranz Xaver Münch, und den Abt von Maria Laach, Ildefons Herwegen, kennen.
Berliner Zeit
Am 15. April 1928 kam er auf Betreiben von Prälat Münch als Nachfolger von Carl Sonnenschein (1876–1929) nach Berlin und übernahm die Altakademiker- und Studentenseelsorge. 1929 wurde er außerdem Geschäftsführer der Vereinigung katholischer Akademiker zu Berlin. Geistiges und geistliches Zentrum seines Wirkens wurde die St.-Benedikt-Kapelle in Berlin-Charlottenburg. Schon hier hat Pinsk an einem Volksaltarversus populum, also der versammelten Gemeinde zugewandt, gebetet und zelebriert, was für die damalige Zeit durchaus noch unüblich war. 1935 wurde er zum Richter des Kirchlichen Gerichts (Iudex prosynodalis) ernannt.
Seine Zeitschriften Liturgische Zeitschrift (1928–1933), deren Entstehung auf den Breslauer Erzpriester Stanislaus Stephan zurückging, und Liturgisches Leben (1934–1939) waren für die liturgische Bewegung einflussreich. Letztere führte er bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sogar im Selbstverlag fort. Einige Schriften von Johannes Pinsk, insbesondere „Die Kirche Christi als Kirche der Völker“ von 1935, wurden von der Reichsschrifttumskammer auf die Liste schädlichen und unerwünschten Schrifttums gesetzt[2]. Alle erreichbaren Exemplare seiner Werke wurden von der Geheimen Staatspolizei eingezogen. Neben seiner umfangreichen Publikationstätigkeit mit mehreren hundert Veröffentlichungen entwickelte Pinsk parallel eine rege Vortrags- und Reisetätigkeit. Unter anderem war er auch Mitglied im Katholischen Akademikerverband und schrieb auch für die Zeitschrift Abendland.
Mater Dolorosa (Lankwitz)
Am 1. Oktober 1939 trat Pinsk auf Wunsch von Konrad Kardinal von Preysing die Nachfolge von Pfarrer Franz Nafe in der katholischen Pfarrgemeinde Mater Dolorosa in Berlin-Lankwitz an. Seine Gottesdienste und Predigten zogen eine zunehmend große Zahl von Besuchern und Zuhörern an. Er setzte sich in seiner Gemeinde ferner besonders für die Pflege des Gregorianischen Chorals ein. 1941 wurde er zum Konsistorialrat ernannt. Die am 23. August 1943 durch einen Bombentreffer zerstörte Pfarrkirche konnte mit Mitteln der Diözese nicht wieder aufgebaut werden. Pinsk verkaufte Kunstwerke aus seinem Privatbesitz und stellte seine Veröffentlichungs- und Vortragshonorare für den Wiederaufbau des Querschiffs der alten Kirche als Gottesdienstraum zur Verfügung. Er bekleidete das Amt des Gemeindepfarrers bis 1954, als er auf Veranlassung von Bischof Wilhelm Weskamm auf die Pfarrei verzichtete und Werner Heltemes sein Nachfolger wurde.
In seinen Predigten betonte Pinsk, dass sich die Kirche der nationalsozialistischen Ideologie widersetzen müsse. Der Gleichschaltung und Entmenschlichung durch die Nationalsozialisten stellte er das Streben nach Vollendung der individuellen Persönlichkeit entgegen. Als Seelsorger half er vielen Menschen in Notlagen. So verschaffte er während der Nazidiktatur verfolgten Juden Unterschlupf. Später nahm er sich der Frauen an, die beim Einmarsch der sowjetischen Truppen in Not geraten waren.
Liturgie
Pinsk wurde neben Romano Guardini zu einer der führenden Persönlichkeiten der liturgischen Bewegung. Guardini hatte sich anfangs gesträubt, sich wie Johannes Pinsk an einem Volksaltar „beim Gebet und der Heiligen Handlung ins Gesicht sehen zu lassen“, hat „aber dann nachgegeben und bereut, es nicht früher getan zu haben“.[4]
Als Mystagoge nahm Pinsk besonders mit den von ihm herausgegebenen Zeitschriften „mit unerbittlicher Strenge unter Ablehnung aller ‚paraliturgischen‘ Bemühungen“ Einfluss auf die Exegese und das Verständnis der Liturgie. Hiermit versuchte er die „sakramentale Welt“ als die Existenzform eines Christen aufzuzeigen.[5]
Die zweite und dritte alternative Strophe des Kirchenliedes Fest soll mein Taufbund immer stehn stammen nicht wie in der zweiten Ausgabe vom Berliner Gotteslob von 1996 (Liednummer 835 – Berliner Anhang) angegeben von Johannes Pinsk, sondern von der katholischen Seelsorgehelferin Johanna Engelmann.[10]
Johannes Pinsk gestorben zu Berlin am 21. Mai 1957; Seelsorger 27, (1956/57), S. 414–416.
Bernhard Müller-Schoenau: Mater Dolorosa – Gemeinde unserer Zeit; Berlin 1962.
Martin Buber, Josef Maria Nielen: Begegnungen, Verlag Josef Knecht, Frankfurt, 1966
Johannes Günther: Johannes Pinsk (1891–1957). In: Wolfgang Knauft (Hrsg.): Miterbauer des Bistums Berlin. 50 Jahre Geschichte in Charakterbildern. Berlin 1979, S. 209–222.
Andrzej-Franciszek Wójcik: Österliches Herrenjahr. Theologie und Praxis des Kirchenjahres in den Schriften von Johannes Pinsk (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 23: Theologie. Bd. 254). Peter Lang, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-8204-5675-9.
Lorenz Weinrich (Herausgeber): Pfarrkirche und Gemeinde Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz 1912–1987, Berlin 1987.
Eberhard Amon: Lebensaustausch zwischen Gott und Mensch. Zum Liturgieverständnis Johannes Pinsks (= Studien zur Pastoralliturgie. Bd. 6). Pustet, Regensburg 1988, ISBN 3-7917-1170-9.
Paul Hiller: Chronik Lankwitz (= Vorabdruck. Band Nr. 5/6). Wort-& Bild-Specials, Berlin 1989, ISBN 3-926578-19-X, S. 104.
Jerzy Stefanski: Consecratio mundi. Theologie der Liturgie bei Johannes Pinsk (= Pietas liturgica. Studia 7). EOS-Verlag, St. Ottilien 1991, ISBN 3-88096-267-7. (enthält eine Bibliographie von Pinsk)
Eberhard Amon: Johannes Pinsk (= Liturgisches Jahrbuch. Band 43). Münster 1993, S. 121–127.
Michael Höhle (Hrsg.): 75 Jahre Bistum Berlin – 20 Persönlichkeiten. Verlag F. W. Cordier, 2005, ISBN 3-929413-92-2.
Andrzej-Franciszek Wójcik: Johannes Pinsk (1891–1957). In: Archiv für Sozialgeschichte, 45 (2005), S. 165–214.
Thomas Thorak: Wilhelm Weskamm und Johannes Pinsk. Theologische Innovationen im Spannungsfeld des „Antimodernismus“. Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte. Herausgegeben von Clemens Brodkorb und Peter Häger, 2. Jahrgang 2006, ISBN 978-3-929413-99-1, S. 177–199.
Annelen Hölzner-Bautsch: 100 Jahre Kirche Mater Dolorosa – Geschichte der katholischen Gemeinde in Berlin-Lankwitz – 1912 bis 2012. Herausgeber: Katholische Pfarrgemeinde Mater Dolorosa, Selbstverlag, Berlin (2012), S. 91 f.[11]
↑Romano Guardini: Berichte über mein Leben – Autobiographische Aufzeichnungen. Aus dem Nachlass herausgegeben von Franz Henrich, Düsseldorf, 1985, Seite 107
↑R. Grosche: „Pinsk“, Lexikon für Theologie und Kirche, Verlag Herder, Freiburg (1962)
↑Karl-Heinz Schulisch: Aus der Geschichte der Benediktinerinnenabtei St. Gertrud in Alexanderdorf, Kapitel: Einführung des monastischen Offiziums – Ein Entschluss reift heran, Seite 22 (1998)