Am 22. Dezember wurde die parlamentarische Immunität des früheren Premier- und langjährigen Finanzministers Joseph Caillaux wegen Beziehungen zu pro-deutschen Pazifisten aufgehoben (418:2 Stimmen). Am 14. Januar 1918 wurde er verhaftet.[18]
Die Friedenskonferenz begann am 18. Januar 1919 am Quai d’Orsay in Paris (1919–1920). Auf ihr kamen die Vertreter der 27 siegreichen Staaten des Ersten Weltkriegs zusammen, um Friedensverträge auszuhandeln und den Völkerbund zu gründen. Georges Clemenceau wurde zu ihrem Präsidenten gewählt, die anderen Vertreter der großen Länder waren der Brite David Lloyd George, der Amerikaner Thomas Woodrow Wilson und der Italiener Vittorio Orlando.
Das Gesetz vom 4. Februar 1919 (auch loi Jonnart genannt) verbesserte die Bürgerrechte insbesondere der Muslime in Algerien.[24] Am 19. Februar wurde Georges Clemenceau bei einem Attentat des Anarchisten Émile Cottin[25] verwundet.[26]
Die Regierung versuchte den Achtstundentag einzuführen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, die durch die Rückkehr der Frontkämpfer stark angestiegen war. Die Vorlage wurde vom Senat angenommen, aber von der Abgeordnetenkammer zunächst abgelehnt. Erst am 23. April 1919 wurde das Gesetz angenommen.[28]
Die Friedensbedingungen wurden der deutschen Delegation am 7. Mai im Trianon Palace in Versailles übergeben; die deutsche Regierung hatte 15 Tage Zeit, um Anmerkungen zu machen, und ab der Antwort der Alliierten am 16. Juni fünf Tage Zeit, um den Text unter der Androhung eines Bruchs des Waffenstillstands und der Invasion Deutschlands anzunehmen.[29]
Ein Vorstoß für das Frauenwahlrecht wurde am 20. Mai 1919 in der Kammer angenommen, aber letztendlich am 21. November 1922 im Senat abgelehnt.[30]
Anfang Juni begann der Generalstreik der Metallarbeiter in der Region Paris. Im Laufe des Monats schlossen sich ihnen die Arbeiter der Chemie-, Parfümerie-, Gummi- und Pharmaindustrie (71.000 Streikende), die Angestellten der Pariser Verkehrsbetriebe (über 20.000 Streikende), die Wäscherinnen (18.000 Streikende), die Baumaler (15.000 Streikende), die Handelsangestellten (4500 Streikende) und andere an, d. h. insgesamt streikten im bis Juli 1919 über 300.000 Menschen.[A 2][31]
Am 28. Juni 1919 wurde im Spiegelsaal von Versailles der Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich unterzeichnet (von Frankreich ratifiziert am 11. Oktober[32]). Der Vertrag von Saint-Germain mit Österreich folgte am 10. September. Am 27. November wurde der Vertrag von Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien unterzeichnet. Zum ersten Jahrestag des Waffenstillstands wurde ein Gesetz verabschiedet, das das Gedenken an die Toten des Kriegs regelte. Es gilt – bei allerdings abweichenden Meinungen – als der Ursprung der Schweigeminute.[33]
Im Vorfeld der nächsten Parlamentswahlen wurde im Juli das Wahlrechtsreform verabschiedet; im Gegensatz zum bisherigen Mehrheitsrecht wurde nun ein gemischtes Verfahren angewandt. Bei diesen Parlamentswahlen Wahlen im November 1919 setzte sich der konservative Bloc national der Regierungsparteien mit 412 von 613 Sitzen klar durch. Die Union sacrée wurde beendet.
Mit dem Pariser Luftfahrtabkommen vom 13. Oktober 1919 wurde erstmals der internationale Flugverkehr reguliert.
Bei der Präsidentschaftswahl im Januar 1920 wurde Paul Deschanel gewählt. Im Vorfeld war Clemenceau als Favorit gehandelt worden, unterlag aber in einer internen Abstimmung der Regierungsparteien Deschanel und trat daraufhin nach der Wahl Deschanels als Regierungschef zurück.[35]
↑Spencer Tucker und Priscilla Mary Roberts: World War One : Encyclopedia. Band1. ABC-CLIO, 2005, ISBN 978-1-85109-420-2.
↑Laurent Bonnaud: France-Angleterre : un siècle d'entente cordiale 1904–2004 : Deux nations, un seul but ? L’Harmattan, 2004, ISBN 978-2-296-35709-9 (google.de).
↑Jean-Jacques Becker und Serge Berstein: Victoire et Frustrations (1914–1929). Points, 2014, ISBN 978-2-7578-3949-2 (google.de).
↑Pierre Pluchon: Histoire des médecins et pharmaciens de Marine et des colonies. Band2. Éditions Privat, 1985 (google.de).