Im Mai 1940 wurde Lore Krüger im Konzentrationslager Gurs in den Pyrenäen interniert. Nach ihrer Freilassung erreichte sie beim mexikanischen Konsul in Marseille ein Einreisevisum für Mexiko. Das war damals das einzige Land, das alle Spanienkämpfer und ihre Familien aufnahm. Nach einem halben Jahr halblegalen Aufenthalts in Toulouse fanden sie 1941 ein Schiff ins Exil, das sie über einen unfreiwilligen Zwischenaufenthalt in Trinidad nach New York City in die USA führte. Der exilierte Rechtsanwalt Kurt Rosenfeld, mit dessen Tochter Hilde sie noch aus gemeinsamen Tagen in Paris befreundet war, erreichte, dass ihr Mann Ellis Island verlassen konnte und sie eine US-Aufenthaltsgenehmigung erhielten.
Die wirtschaftliche Existenz der Familie sicherte Krüger durch ihr Fotoatelier. Sie wurde Mitbegründerin der Exilanten-Zeitschrift The German American. Als ein deutscher Kriegsgefangener ihnen schrieb, dass das Militär in den US-Kriegsgefangenenlagern die Nazis mit den Antifaschisten zusammensperre, wo dann die Nazis Femegerichte abhielten, also Leute ermordeten, wandte sich The German American an die amerikanischen Zeitungen und erreichte, dass sie in allen Lagern getrennt wurden. Außerdem war sie Mitglied der Bewegung Freies Deutschland in den USA.[5][6]
Anfang Dezember 1946 kehrte Lore Krüger nach Deutschland zurück. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes schloss sie aus gesundheitlichen Gründen mit der Fotografie ab.[7]
Ihre AutobiografieMein Leben in meiner Zeit erschien erst postum und in gekürzter Fassung unter dem Titel Quer durch die Welt.[9]
Fotografisches Werk
Nur 150 Schwarz-Weiß-Fotografien von Lore Krüger sind erhalten, keine Negative, keine weiteren Abzüge oder Skizzen.
Lore Krüger hatte anlässlich ihres 95. Geburtstages eine Ausstellung ihrer Fotos geplant. Sie verstarb kurz zuvor. Der Kurator des Fotokunst-Ausstellungshauses C/O Berlin Foundation war bereit, das bereits erarbeitete Konzept umzusetzen:[2] Im Januar 2015 wurden die Fotografien dort erstmals in einer eigenen Ausstellung gewürdigt.[10][11] Von Juni bis August 2015 wurde die Ausstellung im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg gezeigt.[12]
„Die Vielseitigkeit ihres Werks, die Brillanz der fotografischen Experimente, aber vor allem auch der Mut und die Überzeugungskraft ihrer dokumentarischen Aufnahmen legen nahe, dass sie heute zur ersten Reihe der Fotografen gehört hätte, wäre sie bei ihrer Kunst geblieben.[7]“
– Catrin Lorch
Autobiografie
Quer durch die Welt. Das Lebensbild einer verfolgten Jüdin. Schkeuditzer Buchverlag, Schkeuditz 2012, ISBN 978-3-935530-96-5.
Literatur
C/O Berlin Foundation (Hrsg.): Lore Krüger. Ein Koffer voller Bilder: Fotografien 1933 bis 1945. Katalog zur Ausstellung vom 23. Januar bis 10. April 2015. Edition Braus, Berlin 2015, ISBN 978-3-86228104-6.
Heike Ponitka: Krüger, Lore Ottilie, geb. Heinemann. In: Eva Labouvie (Hrsg.): Frauen in Sachsen-Anhalt, Bd. 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Böhlau, Köln u. a. 2019, ISBN 978-3-412-51145-6, S. 256–259.
↑„Ein Büro am Broadway“. Gespräch mit Lore Krüger über die Emigration in die USA und die antifaschistische Zeitschrift The German American, in Junge Welt, 2. Juli 2005
↑ abcCatrin Lorch: Der Fund. Vielleicht wäre Lore Krüger eine ganz große Fotografin geworden. Aber es blieb nur ein Koffer voller Bilder, die davon erzählen können. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 19, 24./25. Januar 2015, ISSN0174-4917, S. 16.