Die Gemeinde liegt in den Bayerischen Voralpen und dem bayerischen Teil des Unterinntals. Oberaudorf und Niederaudorf sind durch den Lauf des westlichen Inn-Zuflusses Auerbach getrennt.
Landschaftsschutzgebiet Inschutznahme von Landschaftsteilen des erweiterten Soinkargebietes in den Gemeinden Brannenburg, Flintsbach am Inn und Oberaudorf (LSG-00223.01)
Landschaftsschutzgebiet Schutz des Auerbachtales einschl. Regau (am Förchenbach) und Bichlersee, Gemeinden Niederaudorf, Oberaudorf, Flintsbach und Kiefersfelden (LSG-00047.01)
Geotop und Naturdenkmal Findling Grauer Stein (87R007)
Geschichte
Pfarrkirche Unsere Liebe FrauFilialkirche St. Michael in Niederaudorf
Besiedlungsspuren in der Gemarkung Audorf reichen zurück bis in die Bronzezeit. Erstmals erwähnt wird der Ort im Jahr 780 als Urdorf[6] in einer Schenkungsurkunde an das Hochstift Freising. Den bayerischen Herzögen gelang es, die Herren im Mangfallgau, die Grafen von Falkenstein, ab 1244 aus ihren Besitzungen und Herrschaften zu verdrängen und ihre eigene Herrschaft im Inntal auszubauen. Erstmals erwähnt wird die über Oberaudorf liegende Auerburg im Wittelsbacher Hausvertrag von Pavia 1329. Um 1350 wurde die Auerburg schon als Gericht und Amtssitz eines Pflegers genannt. Seit dem 15. Jahrhundert wurde der Gerichtsbezirk in die Hauptmannschaften Kiefersfelden, Nieder- und Oberaudorf sowie Fischbach gegliedert. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg (1503–1505) gingen die Gerichte Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg an die Habsburger verloren. Die Auerburg war von nun an Grenzveste zu Tirol und wurde entsprechend nochmals verstärkt. Im österreichischen Erbfolgekrieg eroberten österreichische Truppen am 4. Mai 1743 Oberaudorf und die Auerburg. Nach dem Frieden von Füssen 1745 wurde die Festung 1747 durch Kitzbüheler Bergknappen geschleift. Die Napoleonische Zeit brachte zwar zahlreiche Truppendurchmärsche, aber kein Kampfgeschehen im Ort. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstanden mit dem Gemeindeedikt von 1818 die Gemeinden Ober- und Niederaudorf.
19. und 20. Jahrhundert
Im Jahr 1848 kam es durch die Aufhebung des Obereigentums und der Patrimonialgerichte zu Umwälzungen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Ort als Sommerfrische durch erste Urlaubsgäste entdeckt. 1857 erfolgte der Anschluss an die neue Bahnstrecke Rosenheim–Kufstein. 1868 wurde das bisherige katholische Vikariat eigene Pfarrei. Große Brände 1823 und 1857 führten zu reger Bautätigkeit. Der Ort war noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges durch Fliegerangriffe betroffen, da sich die Wehrmacht hier noch mit letzter Kraft den amerikanischen Soldaten stellte. 1988 bis 1992 entstand am Inn das Kraftwerk Oberaudorf-Ebbs.
Eingemeindungen
Die Bevölkerung der Gemeinden Oberaudorf und Niederaudorf entschied sich in einer Volksbefragung am 22. November 1970 für einen Zusammenschluss der Gemeinden, der am 1. April 1971 erfolgte. Ein Teil der Gemeinde Niederaudorf wurde in die Gemeinde Flintsbach am Inn umgegliedert.[7]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 4475 auf 5264 um 789 Einwohner bzw. um 17,6 %.
Erster Bürgermeister ist Matthias Bernhardt (Freie Wählerschaft Oberaudorf).[9] Dieser setzte sich bei den Kommunalwahlen am 15. März 2020 mit 68,1 % der Stimmen gegen zwei Mitbewerber durch. Aufgrund einer Vakanz des Ersten Bürgermeisterpostens trat Bernhardt sein Amt bereits am 1. April und nicht am 1. Mai 2020 an.[10] Er ist Amtsnachfolger von Hubert Wildgruber (CSU, Bürgermeister von 2002 bis 2020), der aus gesundheitlichen Gründen 2020 nicht mehr zur Wahl gestanden war. Wildgruber hatte im Jahr 2002 die Nachfolge von Alois Brunner (CSU) angetreten.
Wappenbegründung: Das Wappen wurde im Jahr 1921 vom Staatsministerium des Inneren verliehen und knüpft an die frühe Ortsgeschichte an. Der Falke war das redende Schildbild der um 1272 erloschenen Grafschaft von Falkenstein.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Weber an der Wand, ehemalige EinsiedeleiBäckerei am Dorfplatz
Seit 2008 veranstaltet der Verein Musikfilmtage Oberaudorf unter Leitung von Markus Aicher jährlich im Juli die Musikfilmtage.[12]
Wirtschaft und Infrastruktur
2017 gab es nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 10, im produzierenden Gewerbe 137 und im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe 450 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 635 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1686. Im Bauhauptgewerbe gab es 10 Betriebe. Im Jahr 2016 gab es zudem 54 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt 1529 ha; davon waren 42 ha Ackerfläche und 1483 ha Dauergrünfläche.
Freizeit und Tourismus
Der Hauptort ist ein bedeutender Kurort und eine wichtige Tourismusdestination. Dieser bietet neben einem umfangreichen Wander-, Rad- und Tourenwegenetz eine Skisprungschanze, Rodelbahnen, eine Sesselbahn, Langlaufloipen und Skilifte (mit beschneiten Pisten) und im Sommer durch umliegende Seen mit Beachvolleyplatz sowie dem Strandbad Luegsteinsee mit Riesenwasserrutsche und dem Wildwasser Auerbach vielfältige Möglichkeiten für Erholung und Freizeitgestaltung. Das neu gestaltete Freizeitgebiet Hocheck hat auch eine alpine Sommerrodelbahn. Am Hocheck ist im Winter die größte Flutlichtanlage Deutschlands für Skifahrer oder Snowboarder in Betrieb. Auch die dortige Rodelbahn ist abends beleuchtet.
Im Jahr 2017 verbrachten 75.411 Gäste insgesamt 215.669 Nächte in Oberaudorf.[13]
Zwischen 1999 und 2011 bestand die Möglichkeit, von Mai bis Oktober mit einem Fahrgastschiff auf dem Inn von Oberaudorf über Niederndorf, Ebbs, Kiefersfelden bis nach Kufstein zu fahren.[14]
Sport
Im Gemeindeteil Tatzelwurm wird jährlich eine Naturrodelbahn errichtet, auf der auch Deutsche und Bayerische Meisterschaften im Naturbahnrodeln ausgetragen werden. Mit der Kahlanger-Schanze befindet sich eine ehemals auch für internationale Springen genutzte Normalschanze im Ort. Die ebenfalls vorhandenen Hocheckschanzen werden noch heute für Kinder- und Jugendtrainings genutzt.
Der Sportverein FV-Oberaudorf wurde im Jahre 1961 gegründet. Er bietet Sportarten wie Fußball, Volleyball und Gymnastik an.[15]
Sender Oberaudorf
Zur besseren Versorgung des unteren Inntals von Brannenburg bis zur Staatsgrenze wurde ein Füllsender auf dem Schweinberg errichtet.[16] Dieser strahlt folgende Radiostationen aus:
Cornelius Eberhardt (1932–2011), Präsident der Hochschule für Musik und Theater in München, Professor, Generalmusikdirektor, Dirigent mehrerer nationaler und internationaler Orchester
Klaus Eidam (1926–2006), Dramaturg und Librettist, lebte und starb in Oberaudorf
Johannes Neuhäusler (1888–1973), katholischer Theologe und Weihbischof, 1913–1917 Kaplan in Oberaudorf
Otto Rothe (1924–1970), ostpreußischer Vielseitigkeitsreiter, Olympiasieger 1952 und 1956, Veterinär bei der Gebirgsdivision, beerdigt in Niederaudorf
Ernst Sachs (1867–1932), Oberaudorfer Ehrenbürger, Erfinder der „Torpedo-Freilauf-Nabe“, Mitbegründer von Fichtel & Sachs und Entwickler des Sachsmotors
Willy Sachs (1896–1958), Ehrenbürger von Oberaudorf, Alleininhaber von Fichtel & Sachs
Constantin Schmid (* 1999), Skispringer, Vize-Weltmeister im Teamspringen
Hubert Schwarz (* 1960), Olympiasieger mit der Staffel in Nordischer Kombination 1988, zweimaliger deutscher Meister im Skispringen (1979 und 1981)
Oberaudorf, Landkreis Rosenheim, Oberbayern, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie alter Landkarte der Umgebung von Oberaudorf).
Niederaudorf, Landkreis Rosenheim, Oberbayern, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie alter Landkarte der Umgebung von Niederaudorf).
↑Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 17. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 22. Februar 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de