Das Baktrische hat einen Zischlaut – den stimmlosen postalveolaren Frikativ –, den es im Griechischen nicht gibt und der sich deshalb mit den klassischen griechischen Buchstaben nicht schreiben ließ. Im Griechischen wird die Kombination aus Sigma Σ σ und Chi Χ χ nämlich nicht zum /ʃ/ zusammengezogen, sondern als /σχ/ ausgesprochen (Beispiel: σχῆμαschema, gesprochen /skʰɛmɐ/ statt /ʃɛmɐ/). Nicht zuletzt für die Namen der Kuschana-Herrscher – Kanischka, Huvischka und Vasischka – wurde also ein Buchstabe für diesen Zischlaut benötigt.
Dieser Buchstabe sieht in baktrischen Handschriften dem Phi Φ φ und dem Rho Ρ ρ sehr ähnlich. Der Majuskel wird wie ein großes Phi Φ ohne den Bogen auf der linken Seite geschrieben; der Minuskel wie ein kleines Rho ρ mit verlängertem Längsstrich. Des Weiteren sieht der Buchstabe dem Thorn Þ þ, einem isländischen Zusatzbuchstaben zum lateinischen Alphabet, sehr ähnlich, hat aber keinerlei Verwandtschaft. Der Name Scho wird in der modernen Forschung verwendet, weil der Buchstabe dem Rho ähnelt. Der baktrische Name des Buchstabens ist unbekannt.
Es ist unklar, an welcher Stelle des graeco-baktrischen Alphabets der Buchstabe Scho gestanden hat. Vorstellbar ist, dass er dieselbe Position hatte wie der vorklassische Buchstabe San Ϻ ϻ,[1] der in das altitalische Alphabet als She𐌑 übernommen wurde. Damit gehörte es in alphabetischer Reihenfolge nach Pi Π π und vor Qoppa Ϙ ϙ. Manche Forscher ordnen es jedoch stattdessen am Ende des griechischen Alphabets hinter dem Buchstaben Omega Ω ω ein. Andere wiederum platzieren es nach dem Sigma Σ σ auf Grund der lateinischen Umschrift (s für Sigma und š für Scho).