Sipplingen liegt im westlichen Bodenseekreis am nordöstlichen Steilufer des Überlinger Sees, einem Teil des Bodensees. Die Ortslage zieht sich von Südwest nach Nordost in teils geringer Breite dem auf 395 m ü. NHN gelegenen See entlang und erstreckt sich auf bis zu 470 m ü. NHN am bewaldeten Oberhang. Von diesem herab laufen neun nicht sehr lange Bäche dem See zu, der Tobelbach an der Stadtgrenze von Überlingen, dann der Bonensbach, im Dorfbereich der Bach von der Himbergquelle, der Wiedenbach, der Hörnlebach und zuletzt am anderen Dorfende der Sulzbach, dann noch der Künstbergbach, der Beerentalbach und zuletzt an der Gemeindegrenze von Bodman-Ludwigshafen der Pfaffentalbach.
Das unmittelbar an den See grenzende Dorf ist der bei weitem größte Ortsteil, die anderen umfassen jeweils nur wenige Gebäude und stehen am unteren Hang, Niederhohenfels am Nordrand des Dorfes, die übrigen im Nahbereich der am Tobelbach liegenden Süßenmühle.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Sipplingen gehören das Dorf Sipplingen, dem Weiler Süßenmühle, die Höfe Niederhohenfels (Sternen) und Schwenkental und die Häuser Rosenberg.
Zwar nicht geschützt aber trotzdem bemerkenswert ist die „Hildegardlärche über Sipplingen“. Sie ist die wohl mächtigste Lärche (Larix decidua) Deutschlands und ist 45 Meter hoch. Sie ist benannt nach einer Gräfin Hildegard aus dem Geschlecht derer von Hohenfels. Der Baum wurde wohl im Jahr 1739 gepflanzt und ist daher heute 285 Jahre alt.[3]
Geschichte
Das Gebiet um Sipplingen ist schon sehr lange besiedelt. Die sehr gut erhaltene Abfolge der Sedimentschichten des Sipplinger Bodenseeufers erwiesen sich als ergiebige archäologische Fundstelle für steinzeit-, jungsteinzeit- und bronzezeitlichePfahlbausiedlungen. Etwa 20 Siedlungen konnten inzwischen nachgewiesen werden.[4]Dendrochronologische Untersuchungen datieren die erste Siedlung auf exakt 3919 v. Chr. und die letzte auf 933 v. Chr.[5] Zudem wurde 2008 von Taucharchäologen des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg vor Sipplingen in einer Flachwasserzone ein prähistorischer Schuh gefunden. Es handelt sich um eine sehr gut erhaltene, aus Lindenbast geflochtene Sandale, die zwischen 2917 und 2856 v. Chr. datiert ist.[6][7][8]
Das Dorf Sipplingen entstand vermutlich zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert. Erstmals schriftlich erwähnt wird der Ort in einer Urkunde aus dem Jahr 1155[9], in der Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) die Grenzen des Bistums Konstanz festlegte.
Lange entwickelte sich Sipplingen in relativer Abgeschiedenheit. Aufgrund seiner Steiluferlage entstanden erst im 19. Jahrhundert Straßen und Bahnverbindungen zu den Nachbargemeinden. Im 20. Jahrhundert verlor die bis dahin vorherrschende Landwirtschaft an Bedeutung und der Ort entwickelte sich zu einer Wohngemeinde.
Der Gemeinderat in Sipplingen besteht aus den 12 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Der Bürgermeister wird unmittelbar von den Bürgern der Gemeinde auf 8 Jahre gewählt. Hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Sipplingen ist seit 1. Juli 2017 Oliver Gortat.[11]
Bürgermeister von Sipplingen seit 1957
1957–1977: Robert Cordes-Schmid
1977–1993: Kurt Binder
1993–2001: Klaus Kayan
2001–2017: Anselm Neher
seit 2017: Oliver Gortat
Wappen
Blasonierung: „In Silber (Weiß) ein roter Löwe, die Brust belegt mit einer schräglinken natürlichen Rechthand, mit der rechten Pranke einen aus dem Unterrand wachsenden goldenen (gelben) Weinstock mit drei goldenen (gelben) Trauben und drei grünen Blättern, mit der linken ein blaues Rebmesser haltend.“[12]
Wappenbegründung:Erzherzog Ferdinand von Österreich stellte der Gemeinde am 14. Dezember 1582 einen Wappenbrief aus, der nach zeitweiliger Vergessenheit um die letzte Jahrhundertwende wiederentdeckt wurde. Seither führt Sipplingen wieder dieses Wappen, das den roten Löwen seiner ehemaligen habsburgischen Herrschaft mit Symbolen für den einst bedeutenden Weinbau verbindet. Die Hand wird als Sinnbild der Treue zum Hause Habsburg beziehungsweise als Zeichen seiner Gunst gedeutet.
Ein Teil der erwerbstätigen Bevölkerung pendelt in die umliegenden größeren Städte, etwa Überlingen und Friedrichshafen.
Vor Ort arbeiten die Einwohner hauptsächlich im mittelständischen Gewerbe. Im Gewerbegebiet Längerach haben sich vorwiegend einheimische Handwerker und Gewerbetreibende niedergelassen. Seit Jahren verschiebt sich der Schwerpunkt kontinuierlich vom produzierenden zum Dienstleistungsgewerbe. Insbesondere der Tourismus gewinnt zunehmend an Bedeutung.
In erster Linie zum Nebenerwerb oder zum Eigenbedarf wird viel Obstanbau betrieben, wobei die Kirsche eine besonders wichtige Rolle spielt. Daneben werden Zwetschgen, Mirabellen, Pflaumen, Äpfel, Birnen und Walnüsse angebaut und Honig gewonnen. Die Sipplinger Steiluferlandschaft ist nur sehr aufwendig durch Obstwiesen, Gärten, Bewaldung und Sträucher landwirtschaftlich nutzbar.[13] Es gibt 26 Kleinbrenner (Stand: Dezember 2011).[14]
Die Wasserentnahmestelle und die Aufbereitungsanlagen des ZweckverbandsBodensee-Wasserversorgung, der etwa vier Millionen Bürger in Baden-Württemberg mit Trinkwasser versorgt, befinden sich auf Sipplinger Gemarkung.
Seit 2015 verschwinden in Sipplingen große Mengen an Wasser, die nicht „mit defekten Wasserrohren erklärt werden können“. 2019 allein verschwanden rund 66 000 Kubikmeter Wasser.[15]
Verkehr
Wegen immer wieder auftretenden oder drohenden Hangrutschungen und Felsstürzen an den steilen Felsabbrüchen im Bereich des Sipplinger Hangs mussten Straße, Radweg und Bahnstrecke in der Vergangenheit des Öfteren gesperrt werden.
Durch das Gemeindegebiet Sipplingens verläuft die sechste Etappe des Jubiläumswegs, ein 111 Kilometer langer Wanderweg, der 1998 zum 25-jährigen Bestehen des Bodenseekreises ausgeschildert wurde. Er führt über sechs Etappen durch das Hinterland des Bodensees von Kressbronn über Neukirch, Meckenbeuren, Markdorf, Heiligenberg und Owingen nach Überlingen.
Touristischer Schiffsverkehr
Sipplingen war durch die Motorbootgesellschaft Bodman von Anfang April bis Mitte Oktober sowohl von Bodman-Ludwigshafen als auch von Überlingen über den See zu erreichen.[16] Die Betriebsführung wurde 2010 vom Eigenbetrieb „Energie, Versorgung, Verkehr“ (EVV) der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen und der Bodenseeschifffahrt Deinis übernommen.
Sipplingen besitzt zwei Yachthäfen, in denen Boote von Einheimischen und Feriengästen liegen. An den Uferanlagen gibt es ein Beachvolleyballfeld, zwei Boule- bzw. Boccia-Bahnen und ein öffentliches Strandbad. Im Längerach befinden sich zwei Fußballplätze, ein Kleinspielfeld und Leichtathletikanlagen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist der historische Dorfkern, der als Gesamtanlage Sipplingen unter Denkmalschutz steht, sowie die über 1000-jährige Linde beim Gasthof Haldenhof.
Früher gab es die Erlebniswelt Sipplingen. Sie existierte von 1993[17] bis etwa 2006[18]. Dort waren unter anderem alte Autos und Motorräder ausgestellt.
Sipplinger Wasserwerk. Das Trinkwasser der Bodensee-Wasserversorgung wird in Sipplingen dem Bodensee entnommen und auf den Sipplinger Berg gepumpt.[20] Das Wasserwerk Sipplinger Berg ist Deutschlands größtes Wasserwerk.[21]
Brauchtum
Die Bürgermiliz aus Sipplingen[22] besteht aus den Abteilungen Spielmannszug, Milizkapelle und Mannschaft unter Gewehr. Ihr Bestehen verdanken sie ihrem Eingreifen im Jahr 1849 gegen badische Revolutionäre in Bodman.[23]
↑Jürgen Blümle: Baumschätze Baden-Württembergs. Zu Besuch bei den 500 ältesten und bedeutsamsten Bäumen des Landes. 2. Auflage, Verlag Oertel & Spörer, Reutlingen 2023, ISBN 978-3-96555-133-6, S. 583.
↑Irenäus Matuschik, Adalbert Müller, André Billamboz, Oliver Nelle, Renate Ebersbach, Helmut Schlichtherle: Siedlungsarchäologie im Alpenvorland XV. Die Pfahlbausiedlungen von Sipplingen-Osthafen am Bodensee 1. Befunde und dendrochronologische Untersuchungen (= Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg. Band 22). Reichert, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-7520-0648-3.
↑Hanspeter Walter: Ausstellung mit tollen Bildern der Pfahlbauten. In: Südkurier vom 8. April 2010
↑Hanspeter Walter: Alte Sandale bringt Dorf auf Trab. Vor Sipplingen wurde ein prähistorischer Schuh gefunden – Schätze gefährdet. In: Südkurier vom 11. März 2009
↑Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 18. September 2023
↑Gemeinde Sipplingen (Hrsg.): Sipplinger Steiluferlandschaft. Überlingen 2009, S. 2–3
↑Südkurier-Grafik: Orlowski/ Quelle: Hauptzollamt Ulm: Zahl der Kleinbrenner. In: Hanspeter Walter (hpw): Das alte Monopol läuft aus. In: Südkurier vom 17. Dezember 2011