Verbier liegt etwa 10 km östlich von Martigny an der östlichen Talseite der Dranse de Bagnes in einem weiten Talkessel auf einer Geländeterrasse. Im Norden verläuft die Gemeindegrenze über die Bergkette vom Pierre Avoi über die Passübergänge Col de la Marlene und Croix de Coeur bis zur Tête des Etablons, im Osten vom Pass Col des Mines zum Mont Gelé auf den Mont Fort und weiter bis zum Massiv der Rosablanche. Vom Tal in Le Châble überwindet die von Sembrancher kommende Hauptstrasse 205 mit 13 Kehren die mehr als 650 Meter Höhenunterschied bis zum Ortszentrum von Verbier (1490 m ü. M.). Die ganze Siedlung erstreckt sich über eine Höhe von etwa 1400 m bis 1700 m.
Das alte Dorf Verbier Village liegt unterhalb der Ferienstation am Berghang.
Geschichte
Auf einem Bergvorsprung unterhalb der Pierre Avoi lag die mittelalterliche Burg von Verbier.[2]
Über dem ursprünglichen Dorf von Verbier befinden sich ausgedehnte Alpgebiete: La Marlénaz, Les Grand-Plans, Le Vacheret, La Chaux. Seit dem Mittelalter führt eine Suone (Ancien Bisse du Levron) einen Teil der Bachwässer unterhalb des Glacier de La Chaux durch die Alpweiden von Verbier nach Levron. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind die Alpgebiete von Bagnes mit einer Güterzusammenlegung saniert worden.[3] In den Ortschaften Verbier und Médières bestehen eine gemeinsame Viehzuchtgenossenschaft und seit 1960 die Zentralkäserei von Verbier.[4]
1937 konstituierte sich die Société de Développement de Verbier, um den Ausbau des Tourismusortes im Landwirtschaftsgebiet von Verbier zu steuern.
Tourismus
Am 31. Juli 2020 hatte Verbier 2'901 Einwohner[5] und verfügte über mehr als 25'000 Fremdenbetten. Der Ort ist Teil des 4-Vallées-Wintersportgebiets, zu dem neben Verbier noch Nendaz, La Tzoumaz, Veysonnaz, Thyon, Les Collons, Les Masses und Bruson gehören. Gelegen im Val de Bagnes gilt Verbier als eines der ersten Gebiete der Alpen für das Fahren im freien Gelände. Höchster Punkt des Wintersportgebiets ist der südöstlich von Verbier gelegene Mont Fort (3330 m ü. M.) und ist damit das dritthöchste Wintersportgebiet der Schweiz (nach Zermatt und Saas-Fee). Die auffällige, ausserordentlich starke Zunahme von Hotels und Wohnbauten im Gebiet von Verbier hat seit der Mitte des 20. Jahrhunderts und im beginnenden 21. Jahrhundert oftmals zu Diskussionen über eine nachhaltige Entwicklung von Infrastrukturen für den Tourismus und über die behördliche Bauaufsicht geführt.[6][7]
Zwischen Verbier und Riddes liegt das Skigebiet La Tzoumaz-Savoleyres.
Seit 1996 findet zudem jährlich das Finale der Freeride-World Tour in Verbier statt. Beim "Xtreme-Verbier" messen sich die besten Freerider auf dem Bec de rosses.
Eine Fahrstrasse aus dem Tal in das Dorf Verbier-Village besteht seit 1936 und von dort auf die Terrasse mit den frühen Tourismuseinrichtungen seit 1949. 1950 entstand der erste Sessellift im Kurort auf die Anhöhe bei Les Ruinettes. Die Seilbahn von der Talortschaft Le Châble, die seit 1953 mit der Eisenbahn erreichbar ist, nach Verbier nahm im Jahr 1975 den Betrieb auf.
Sakralbauten
Pfarrkirche Verbier-Village
Die 1973 von Bischof Nestor Adam geweihte Bartholomäus-Kirche wurde von Cyrille Gard entworfen. Besondere Erwähnung verdient der Kirchturm mit seinen drei Glocken.[12]
Kapelle Verbier-Village
Die im Oktober 1686 fertiggestellte Bartholomäuskapelle wurde 1866 vergrössert. Vom alten Bau sind noch der Chor, der Altar und einige Gemälde erhalten. 1874 erhielt die Kapelle eine neue Glocke.[13]
Kirche Verbier-Station
Die von Jean Ellenberger entworfene Kirche, die in ihrer Form an einen Kelch erinnert, wurde von 1959 bis 1961 erbaut und 1969 von Bischof Nestor Adam dem unbefleckten Herzen Mariä geweiht. Seit 1994 werden in der Kirche zahlreiche Konzerte des Verbier Festival und der Festival Academy abgehalten.[14]
Verbier Festival
Seit 1994 findet im Sommer in Verbier regelmässig ein Festival klassischer Musik statt, das Verbier Festival. Während 17 Tagen treffen etablierte klassische Musiker und Nachwuchstalente zu Seminaren zusammen. Weiters finden täglich kostenfreie Konzerte an verschiedenen Orten statt.[15]
Literatur
Bertrand Deslarzes: Verbier, tourisme et mutation 1930–1960. Fribourg 1998 (französisch).
Weblinks
Commons: Verbier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Les villages. Auf der Webseite der Gemeinde Val de Bagnes, abgerufen am 7. September 2022.
↑Louis Blondel: Deux anciens châteaux valaisans. Verbier et Montorge. In: Annales valaisannes. bulletin annuel de la Société d'histoire du Valais romand. Ausgabe 1943, S. 37–49.