Dieser Artikel behandelt den Wuppertaler Stadtteil Wichlinghausen. Für den gleichnamigen Stadtteil von Borgholzhausen im Kreis Gütersloh siehe Wichlinghausen (Borgholzhausen).
Wichlinghausen liegt nördlich der Wupper auf dem Gebiet der ehemaligen GroßstadtBarmen, die 1929 mit der Großstadt Elberfeld und weiteren Städten und Gemeinden zu Wuppertal zusammengefasst wurde. Östlich grenzen der Stadtteil Nächstebreck, südlich die Stadtteile Wupperfeld und Rittershausen, westlich die Stadtteile Sedansberg und das alte Gemarke (heute das Barmer Zentrum) und nördlich der Ortsteil Hatzfeld an.
Zentraler Punkt ist der Wichlinghauser Markt, nahe dem sich einige denkmalgeschützte historische Gebäude erhalten haben. Dazu zählen Bauten der Gründerzeit, Kirchen sowie typisch bergische Fachwerkhäuser. Die Wichlinghauser Kirche von 1864 bis 1867 folgte einem älteren Bau aus den Jahren 1743 bis 1753, die Erlöserkirche als zweite für die lutherische Gemeinde 1912. Neben der historischen Bausubstanz finden sich vor allem Neubauten aus den 1950er bis 1970er Jahren im Ortsbild.
Wichlinghausen wurde erstmals 1384 als Wichmerinchusen (vermutlich Haus der Sippe des Wichmars) urkundlich erwähnt. Der Name mit dem Bestandteil -inghausen lässt auf eine frühe Besiedlung im 8. bis 9. Jahrhundert durch Siedler aus sächsischem Einflussbereich schließen. Die Ersterwähnung erfolgte in einer Veräußerungsurkunde, in der der Oberhof Wichlinghausen zusammen mit seinen Lude und gut ((Hofes-)Leute und Güter, also seiner Höfeverbands) aus dem Besitz des Ritters Hermann und Albert Vincke von Kappeln in denen der Grafen von der Mark unter Graf Engelbert III. von der Mark gingen. Die Familie von Kappeln muss ihrerseits den Besitz über die Wichlinghauser Höfeverband vor 1245 von den Grafen von Ravensberg erlangt haben.
Der Hof Wichlinghausen war laut besagter Veräußerungsurkunde seit 1384 ein Allod der Grafen von Mark, die zudem zwischen 1300 und 1324 im Besitz des von Kurköln eroberten Kirchspiels Schwelm kamen und nun im märkischen Teil von Barmen, Oberbarmen genannt, die Landesherrschaft ausübten. Wichlinghausen war der Oberhof des märkischen Höfeverbands innerhalb Oberbarmens und daher Sitz des lokalen, 1471 erstmals erwähnten Hofgerichts im Gerichtsbezirk Volmarstein des Amtes Wetter. Hier wurden die Niedere Gerichtsbarkeit über alle den märkischen Grafen hörigen Hofesleute im Wichlinghauser Höfeverband ausgeübt.
Nach dem territorialen Übergang Oberbarmens an die bergischen Herzöge zwischen 1399 und 1420 wurde Wichlinghausen der Barmer Bauerschaft im bergischen Amt Beyenburg beigefügt. Die Territorialgrenze zwischen Berg und Mark verlief ab spätestens 1420 östlich von Wichlinghausen am Bach Schellenbeck, so dass Wichlinghausen eine märkische Exklave im bergischen Territorium blieb. Aufgrund von zahlreichen Absplissen wuchs Wichlinghausen zu einer Kleinsiedlung bestehend aus mehreren Kotten heran.
In der Neuzeit folgte eine stärkere Besiedlung infolge der aufstrebenden Textilindustrie im Tal der Wupper. Neben dem Bleichen von Garnen wurde auch an der Entwicklung von Farbstoffen zum Färben von Stoffen geforscht, einer der Ursprünge der chemischen Industrie. 1869 wurde von August Luhn in Wichlinghausen der Reinigungsmittelhersteller Luhns gegründet.
Weitere Persönlichkeiten Wichlinghausens waren der PietistSamuel Collenbusch und der PfarrerErnst Vits. 1744 erfolgte die Trennung der Wichlinghauser Kirchengemeinde von der Muttergemeinde in Schwelm.
Ende des 19. Jahrhunderts zählte Wichlinghausen schon 15.000 Einwohner, die Lücken in der Wohnbebauung zu den umgebenden Stadtteilen schlossen sich nahezu vollständig. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges überstand Wichlinghausen nahezu unversehrt.
1929 wurde Wichlinghausen aufgrund des Zusammenschlusses von Barmen, Elberfeld und weiteren Städten und Gemeinden ein Stadtteil von Wuppertal.
Heute ist Wichlinghausen ein Stadtteil mit Bewohnern aus 80 Nationen. Seit Ende des 20. Jahrhunderts mehrt sich in einigen Bereichen die soziale Problematik, der mit Stadtteilprojekten und mit durch Landesmittel finanzierten Städtebauförderprogrammen entgegengewirkt wird.
Im Januar 2014 wurde der Stadtteil überregional bekannt, da auf dem langfristig brachliegenden Gelände des 1995 stillgelegten Bahnhofs die größte Outdoor-Parkouranlage Deutschlands entstand. Sie wurde in Zusammenarbeit der Stadt mit der lokalen Sportlerszene, dem benachbarten Schulzentrum Ost, dem Fachbereich Sportwissenschaft der Bergischen Universität und dem bekannten Parkour-Experten Sebastian Gies für 370.000 Euro entwickelt und misst etwa 1000 Quadratmeter.[2]
Literatur
Gerd Helbeck: Schwelm. Geschichte einer Stadt und ihres Umlands. Band 1: Von den Anfängen im Mittelalter bis zum Zusammenbruch der altpreußischen Herrschaft (1806). 2., durchgesehene Auflage. Verein für Heimatkunde, Schwelm 1995.
Gerd Helbeck: Beyenburg. Geschichte eines Ortes an der bergisch-märkischen Grenze und seines Umlandes. Band 1: Das Mittelalter. Grundlagen und Aufstieg. Verein für Heimatkunde, Schwelm 2007, ISBN 978-3-9811749-1-5.
Heiko Schnickmann: Vom sächsischen Hof zur Textilhochburg: Eine Geschichte Wichlinghausens. Re Di Roma-Verlag, Remscheid 2015, ISBN 978-3-86870-895-0.