Winfried Sziegoleit kam als Sohn einer Gewerbelehrerin und eines Landwirts im ostpreußischen Insterburg zur Welt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog die Familie nach Köthen, wo er 1958 das Abitur ablegte. Nach einer Lehre zum Zimmermann studierte er von 1959 bis 1965 an der TH bzw. TU Dresden unter anderem bei Rolf Göpfert und Fritz Schaarschmidt Architektur. Bis 1968 arbeitete Sziegoleit am Entwurfsinstitut der Fakultät Bauingenieurwesen der TUD, das von Göpfert geleitet wurde. Er war von 1969 bis 1975 als Architekt im Wohnungsbaukombinat Leipzig tätig und anschließend bis 1990 Architekt im Aufbaustab beim Rat des Bezirkes Leipzig. Mit Eberhard Göschel gründete er 1990 ein freies Architektur- und Planungsbüro, das er seit 1999 als Architekturbüro Sziegoleit, Markkleeberg, führte.
Im Jahr 1991 wurde Sziegoleit Gründungspräsident der Architektenkammer Sachsen, der er bis 1993 vorstand; er wurde anschließend ihr Ehrenpräsident. In seiner Zeit als Präsident war er beispielsweise Vorsitzender des Preisgerichts, das Peter Kulkas Entwurf für das Gebäude des Sächsischen Landtags den Zuschlag gab.[2] Sziegoleit war von 1999[3] bis 2001 Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer und war Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.
Winfried Sziegoleit war in Markkleeberg zuhause.[4]
Er wurde auf dem Südfriedhof in Leipzig beerdigt.
Wirken
Sziegoleits erster bedeutender Entwurf wurde noch während seiner Zeit als Mitarbeiter an der TU Dresden das Rundkino Dresden. Im Rahmen eines ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs reichte er gemeinsam mit Manfred Fasold den Entwurf für einen Kinorundbau ein, der 1966 einen von zwei zweiten Preisen des Wettbewerbs erhielt (es wurde bei 17 eingereichten Arbeiten kein erster Preis vergeben)[5] und schließlich umgesetzt wurde. Sziegoleits Entwurf sah jedoch kein abgesetztes Sockelgeschoss vor,[6] sondern führte die vertikale Gliederung der Fassade bis zum Boden fort. Sein Grundkonzept wurde vom Architekturkollektiv um Gerhard Landgraf, Waltraud Heischkel und Günter Gruner im Rahmen der Ausführungsplanung verändert und von 1970 bis 1972 realisiert.[7] Der fertige Bau zeigte nun in den unteren Geschossen einen umlaufenden, vorstehenden Kranz mit Gestaltungselementen von Gerhard Papstein. Seit 2003 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.[8]
Während seiner Zeit beim Wohnungsbaukombinat Leipzig war Sziegoleit mit der Bearbeitung des nicht realisierten Auditorium Maximum des neuen Leipziger Universitätskomplexes nach Entwürfen von Hermann Henselmann betraut. Zudem fertigte er weitere Entwürfe für die neuen Universitätsgebäude an. Das zentrale Werk in Sziegoleits Schaffen ist das von 1977 bis 1981 errichtete Leipziger Gewandhaus, dessen bauliche Gestaltung unter anderem auf seine Entwürfe aus den Jahren 1974 und 1976 zurückgeht.[9][10] Mit dem von 1985 bis 1987 erbauten Eingangsgebäude des Bowlingtreffs am Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig schuf Sziegoleit wiederum „eine[n] der wenigen substanziellen Beiträge zur Architektur der [Postmoderne] in der DDR“.[6] Bereits 2009 wurde das Gebäude als „bemerkenswertes Beispiel der DDR-Architektur“ unter Denkmalschutz gestellt.[11]
Im Jahr 1987 erhielt Sziegoleit den Architekturpreis des Bezirkes Leipzig. Die Kulturstiftung Leipzig würdigte Sziegoleits Wirken 2008 mit einer Personalausstellung.[12][13]
Bauten und Entwürfe (Auswahl)
1965–1968: Ministerium für Bauwesen, Ministerium der Finanzen (Mitarbeit an Entwurf und Ausführungsplanung)
1966: Wettbewerbsentwurf für das Rundkino Dresden (gemeinsam mit Manfred Fasold, prämiert mit dem 2. Preis)
1973: Wasserspiele Grimmaische Straße in Leipzig (mit Eberhard Göschel, nicht erhalten)
1981: Augustusplatz Leipzig (mit Eberhard Göschel, Volker Sieg, Rudolf Skoda)
1983–1987: Tagungs- und Gästehaus des Bunds Freier Evangelischer Gemeinden in der DDR („Grafe-Haus“) in Bad Klosterlausnitz (mit Rainer Ilg, Wolfgang Friebe)
» ... Bauen Mit Steinen, Die Man Hat«. Winfried Sziegoleit – Ein Architekt In Sachsen. 7. Oktober bis 25. November 2022 im Haus der Architekten in Dresden[15]
Ehrungen
1987: Architekturpreis des Bezirkes Leipzig
1993: Ehrenpräsident der Architektenkammer Sachsen[16]
Wolfgang Hocquél, Annette Menting: „… bauen mit Steinen, die man hat“ – Der Leipziger Architekt Winfried Sziegoleit. Passage, Leipzig 2008, ohne ISBN.[18][19]
↑Wolfgang Hocquél: Das Rundkino in Dresden Prager Straße 6. In: Wolfgang Hocquél, Annette Menting: „… bauen mit Steinen, die man hat.“ Der Leipziger Architekt Winfried Sziegoleit. Passage, Leipzig 2008, S. 16, 19.
↑ abThomas Topfstedt: Über den Architekten Winfried Sziegoleit. In: Wolfgang Hocquél, Annette Menting: „… bauen mit Steinen, die man hat.“ Der Leipziger Architekt Winfried Sziegoleit. Passage, Leipzig 2008, S. 12.
↑Filmtheater. In: Walter May, Werner Pampel, Hans Konrad: Architekturführer DDR. Bezirk Dresden. Verlag für Bauwesen, Berlin 1979, S. 20.
↑Das Rundkino (1970–72). In: Bernhard Sterra et al.: Dresden und seine Architekten. Strömungen und Tendenzen 1900–1970. Verlag der Kunst, Dresden 2011, S. 155.
↑Thomas Topfstedt: Über den Architekten Winfried Sziegoleit. In: Wolfgang Hocquél, Annette Menting: „… bauen mit Steinen, die man hat.“ Der Leipziger Architekt Winfried Sziegoleit. Passage, Leipzig 2008, S. 13.
↑Wolfgang Hocquél: Zur Entwurfsgeschichte des Neuen Gewandhauses. In: Wolfgang Hocquél, Annette Menting: „… bauen mit Steinen, die man hat.“ Der Leipziger Architekt Winfried Sziegoleit. Passage, Leipzig 2008, S. 32.
↑Jens Rometsch: Bowlingtreff jetzt komplett ein Denkmal. In: Leipziger Volkszeitung, 22. Juli 2009, S. 4.
↑Peter Krutsch: Der Formgeber des Gewandhauses. Kulturstiftung ehrt Architekt Winfried Sziegoleit mit einer Ausstellung – seiner ersten in Leipzig. In: Leipziger Volkszeitung, 1. Juli 2008, S. 16.