Die Xenocyprididae sind eine Familie ostasiatischer Fische aus der Ordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes). Drei Arten der Xenocyprididae, der Graskarpfen, der Marmorkarpfen und der Silberkarpfen kommen inzwischen auch in Europa und Nordamerika vor, wurden aber vom Menschen ausgesetzt.
Die meisten Xenocyprididae sind kleine bis mittelgroße Fische, einige können jedoch sehr groß werden, wie der bis zu zwei Meter lange räuberisch lebende Elopichthys bambusa, sowie der Schwarze Amur (Mylopharyngodon piceus), der ein Gewicht von über 70 kg erreichen kann. Die nahe Verwandtschaft aller Gattungen und Arten der Oxygastrinae und ihre Verschiedenheit zu den Bärblingen gründet sich auf molekularbiologische Untersuchungen und wird bisher nicht durch morphologische Merkmale gestützt.
Lebensweise
Die Arten der Xenocyprididae leben in kleinen bis mittelgroßen Flüssen, meist nah der Wasseroberfläche und ernähren sich vor allem von wirbellosen Tieren. Insgesamt zeigt die Unterfamilie jedoch ein weites Feld von Anpassungen an das zur Verfügung stehende Nahrungsspektrum und darauf bezogene Spezialisierungen. So sind Chanodichthys erythropterus, Elopichthys bambusa und Macrochirichthys macrochirus fischfressende Raubfische, der Marmorkarpfen (Hypophthalmichthys nobilis) ernährt sich von Zooplankton, während der Silberkarpfen (Hypophthalmichthys molitrix) Phytoplankton bevorzugt und der Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella) sich von größeren Wasserpflanzen ernährt. Der Schwarze Amur ernährt sich vor allem von Weichtieren.
Systematik
Die Xenocyprididae wurden 1868 durch den deutschen Zoologen Albert Günther als Unterfamilie der Karpfenfische (Cyprinidae) eingeführt.[1] Sie waren lange Zeit relativ artenarm mit nur wenig mehr als zehn Arten in fünf Gattungen (Distoechodon, Hypophthalmichthys, Plagiognathops, Pseudobrama u. Xenocypris). In verschiedenen phylogenetischen Untersuchungen wurde aber festgestellt, dass einige Bärblingsgattungen mit den Bärblingen i. e. S. (Danioninae) nur entfernt verwandt sind und diese, meist als „Ex-Danioninae“ zusammengefassten Gattungen,[2][3] zusammen mit den Cultrinae, Hypophthalmichthyinae, Opsariichthyinae, Squaliobarbinae und Xenocypridinae eine monophyletischeKlade ostasiatischer Karpfenfische bilden. Für diese Gruppe schlugen einige Ichthyologen den Namen Oxygastrinae vor[4][5], andere benutzen den Namen Opsariichthyinae.[6]
Der Schweizer Ichthyologe Maurice Kottelat und Richard van der Laan und Kollegen bemerkten jedoch, dass Hypophthalmichthyinae Günther (1868) und Xenocypridinae Günther (1868) die ältesten für das Taxon zur Verfügung stehenden Namen sind und Vorrang vor den Namen Opsariichthyinae und Oxygastrinae haben müssen.[7][1] Der Name Xenocypridinae hat sich inzwischen weitgehend durchgesetzt. In die Unterfamilie werden über 40 Gattungen mit etwa 150 Arten gestellt, die früher zu den Bärblingen gezählt wurden oder den Unterfamilien Cultrinae, Hypophthalmichthyinae, Opsariichthyinae, Squaliobarbinae zugerechnet wurden. Auch die ostasiatischen Mitglieder der ehemaligen Unterfamilie Alburninae (jetzt Leuciscinae) werden in die Xenocypridinae gestellt.[8] Wie viele andere Unterfamilien der Karpfenfische werden die Xenocypridinae immer öfter als eigenständige Familie angesehen (Xenocyprididae).[9][8][10]
Gattungen und Arten
Die verwandtschaftlichen Verhältnisse verdeutlicht das folgende Kladogramm:[10]
↑ abRichard van der Laan, William N. Eschmeyer & Ronald Fricke: Family-group names of Recent fishes. Zootaxa 3882 (2): 001–230 doi: 10.11646/zootaxa.3882.1.1
↑Kevin L. Tang et al.: Systematics of the subfamily Danioninae (Teleostei: Cypriniformes: Cyprinidae). Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 57, Issue 1, October 2010, Pages 189-214 doi:10.1016/j.ympev.2010.05.021
↑Kevin L. Tang, Daniel N. Lumbantobing & Richard L. Mayden: The Phylogenetic Placement of Oxygaster van Hasselt, 1823 (Teleostei: Cypriniformes: Cyprinidae) and the Taxonomic Status of the Family-Group Name Oxygastrinae Bleeker, 1860.Copeia 2013, No. 1, 13–22, DOI:10.1643/CG-10-121
↑Kevin L. Tang, Mary K. Agnew, M. Vincent Hirt, Daniel N. Lumbantobing, Morgan E. Raley, Tetsuya Sado, View-Hune Teoh, Lei Yang, Henry L. Bart, Phillip M. Harris, Shunping He, Masaki Miya, Kenji Saitoh, Andrew M. Simons, Robert M. Wood & Richard L. Mayden: Limits and phylogenetic relationships of East Asian fishes in the subfamily Oxygastrinae (Teleostei: Cypriniformes: Cyprinidae)Zootaxa 3681 (2): 101–135 (20 Jun. 2013), DOI:10.11646/zootaxa.3681.2.1
↑Joseph S. Nelson, Terry C. Grande, Mark V. H. Wilson: Fishes of the World. Wiley, Hoboken, New Jersey, 2016, ISBN 978-1118342336
↑Maurice Kottelat (2013). The fishes of the Inland W aters of Southeast Asia: A catalogue and core bibliography of the fishes known to occur in freshwaters, mangroves and estuaries. Raffles B Zool 27: 1-663.