Dieser Artikel behandelt die Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr in Idar-Oberstein. Für weitere Bedeutungen siehe Artillerieschule (Begriffsklärung).
Die Artillerieschule ist der Panzertruppenschule in Munster unterstellt. Der Leiter der Artillerieschule ist ein Oberst, der in Personalunion auch „General der Artillerietruppe“ ist. Damit ist er höchster Repräsentant der Truppengattung und im besonderen Aufgabenbereich dem Inspekteur des Heeres unterstellt.
Verbindungsoffizier Niederländische Streitkräfte und Niederländische Inspektion
Flugsicherheit unbemannte Luftfahrzeuge
Truppenfachlehrer (seit 2020 auch Special Branch Instructor Competence Center)
Aerologischer Messzug
Bereich Lehre und Ausbildung
VI. Inspektion Offizierausbildung (OffzAusb)
VII. Inspektion Unteroffizierausbildung (UffzAusb)
Zentrale Ausbildungseinrichtung Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/Indirektes Feuer (ZA STF)
Geschichte
Die Artillerieschule (ArtS) wurde als zentrale Aus- und Weiterbildungseinrichtung der Artillerietruppe des Heeres 1956 in Idar-Oberstein, Klotzberg-Kaserne gegründet. Sie war dem General der Artillerie im Heeresamt unterstellt. In den 1960er Jahren wurden auch Einrichtungen in Baumholder (Lager Wilhelmswald, Lager Aulenbach und in den Straßen Hinterm Turm und Grünbacher Weg) genutzt. Schwerpunkt war die Ausbildung der Rohrartilleristen. Dabei wurde die Schule von den Truppenteilen des Artillerielehrregiments 5 in Idar-Oberstein und Kusel unterstützt.
Die Truppenschule Artillerie (TrSArt) wurde mit Vorauspersonal ab 26. April 1956 gebildet und zum 29. Juni 1956 aufgestellt. Am 1. April 1957 wurde sie in Artillerieschule umbenannt und nahm den Betrieb mit den Lehrgruppen A und B in der Klotzberg-Kaserne auf. Am 30. Juli 1959 erfolgte eine Umgliederung: die Lehrgruppe A wurde in Lehrgruppe B sowie die Lehrgruppe B in Lehrgruppe C umbenannt. Am 1. April 1961 wurde die Lehrgruppe D in der Klotzberg-Kaserne eingerichtet. Zum 1. Oktober 1964 folgte die Neuaufstellung der Lehrgruppe A, 1967 ihre Verlegung in die Rilchenberg-Kaserne (heutige Liegenschaftsbezeichnung: Artillerieschule), 1969 ihre Auflösung. Im Juni 1967 wechselte der Stab der Artillerieschule von der Klotzberg- in die Rilchenberg-Kaserne. In diesem Jahr wurde auch 100 Jahre ArtS gefeiert. Die Lehrgruppe B wurde zum 1. Oktober 1981 aufgelöst und die bisher in der Selfkant-Kaserne Geilenkirchen stationierte Raketenschule der Artillerie als neue Lehrgruppe B integriert, jedoch in der Rilchenberg-Kaserne stationiert, bis sie am 30. September 2007 aufgelöst wurde. Die Lehrgruppe C verblieb bis zu ihrer Auflösung zum 31. Dezember 1994 in der Klotzberg-Kaserne. Die Lehrgruppe A beendete zum 30. September 2007 ihre Tätigkeit. Zeitweise war der Schule das Offizieranwärterbataillon Idar-Oberstein angegliedert.
Zum 1. Juli 2013 wurde der Unterstellungswechsel der Artillerieschule vom Heeresamt zum Ausbildungskommando vollzogen. Die Gruppe Weiterentwicklung wurde zum 1. Oktober 2013 aufgelöst. Das Personal wechselte zum Amt für Heeresentwicklung. Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurde die Artillerieschule 2015 in Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/Indirektes Feuer (AusbBer STF/IndirF) umbenannt und umgegliedert sowie dem damaligen Ausbildungszentrum Munster unterstellt. Um den Traditionsnamen Artillerieschule zu erhalten, wurde die Rilchenberg-Kaserne am 22. Dezember 2014 durch Oberst Koolman und Oberbürgermeister Zimmer in Artillerieschule umbenannt.
Nach Schaffung der infrastrukturellen Voraussetzungen erfolgte 2017 die Verlegung der Inspektion Sprachausbildung Offizieranwärter nach Dresden mit Eingliederung als XI. Inspektion der Lehrgruppe B der Offizierschule des Heeres. Das Offizieranwärterbataillon Idar-Oberstein wurde mit Ablauf des Jahres 2012 aufgelöst. Die III. Inspektion, die die Allgemeine Grundausbildung durchführte, wurde in der zweiten Jahreshälfte 2013 aufgelöst. Der Schießsimulator Schützenpanzer Marder (der II. Inspektion zugeordnet) wurde in der ersten Jahreshälfte 2015 aufgelöst.
Der Schieß-Simulator, Art (BT 33) für die Beobachterausbildung (jetzt Ausbildungssimulator Indirektes Feuer (ASIF) genannt) wurde modernisiert und zwei Simulatoren in Idar-Oberstein, einer in Munster stationiert. Weitere sind für das Artilleriebataillon 131 und das Artilleriebataillon 295 vorgesehen.
Zum 1. April 2021 wurde der „Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/Indirektes Feuer“ in Artillerieschule rückbenannt. Es wurden zehn Ausbildungseinrichtungen des Heeres umbenannt. Meist erhielten sie ihre traditionellen Namen zurück; das der ArtS übergeordnete Ausbildungszentrum Munster heißt wieder Panzertruppenschule. Die Umbenennungen sollen im Sinne des Traditionserlasses identitätsstiftend wirken; die Kosten der Umbenennungsaktionen 2015/2021 wurden nicht beziffert.[4]
Am 27. April 2023 wurde das Kommando über die Artillerieschule an Oberst Olaf Tuneke übertragen und der bisherige Leiter und General der Artillerietruppe Dieter Felber in den Ruhestand verabschiedet.[5] Am 16. September 2024 besuchte Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius die Artillerieschule.[6]
Ärmelabzeichen
Die Grundform des Verbandsabzeichens entspricht dem des Amtes für Heeresentwicklung. Es ist ein Schild mit rotem Grund und zeigt zwei gekreuzte Schwertern. Unter den Schwertern im Schildfuß steht ein weißes „S“, welches die Ausbildungseinrichtungen des Heeres kennzeichnet. Die Paspelierung des Abzeichens ist, der Waffenfarbe der Truppengattung entsprechend, hochrot. Das Verbandsabzeichen wird am linken Ärmel des Dienstanzuges getragen.
Internes Verbandsabzeichen
Das interne Verbandsabzeichen zeigt die verschlungenen Buchstaben „A“ und „S“ für die Artillerieschule und zwei gekreuzte Kanonenrohre auf rotem Grund. Es wird als Brustanhänger an der rechten Brusttasche getragen.
Mit Aufstellung zunächst ab 1958 als Teil der Artillerieschule (Lehrgruppe D), aber mit Standort in Köln-Longerich, ab 1964 als eigene Schule bis 1974 in der Donnerberg-Kaserne in Eschweiler. Umgegliedert mit Verlegung nach Geilenkirchen.
Raketenschule der Artillerie (RakSArt):
Ab 1974 bis 1981 in Geilenkirchen in der Selfkantkaserne. 1981 aufgelöst und als Lehrgruppe B in die Artillerieschule in Idar-Oberstein eingegliedert.
Seit 1981 wird die Ausbildung der Raketenartilleristen ausschließlich an der Artillerieschule in Idar-Oberstein durchgeführt.
Unter Federführung des Leiters der Artillerieschule erscheint seit dem IV. Quartal 1995 die Zeitschrift der Artillerietruppe Zu Gleich. Dieser Schlachtruf der Artillerie war namensgebend. Anfangs im DIN A5-Format und unregelmäßig, erscheint die Zeitschrift seit 2002 halbjährlich im DIN-A4-Format und umfasst ca. 60 Seiten. Zu Gleich versteht sich als Informationszeitschrift von Artilleristen für Artilleristen, für Aktive, Nichtaktive und Externe, die an der Artillerie interessiert sind.[7]
Freundeskreis der Artillerietruppe
Der Freundeskreis der Artillerietruppe e. V. hat seinen Sitz in der Liegenschaft Artillerieschule. Er wurde 2007 gegründet und im Vereinsregister des Amtsgerichts Bad Kreuznach eingetragen. Zweck ist, den Mitgliedern ein Forum mittels Vorträgen, Diskussionen, Publikationen und Begegnungen über verteidigungspolitische, taktisch-operative Aufgaben der Bundeswehr im Allgemeinen und technischen Fragen und Problemen sowie über die Weiterentwicklung der Artillerietruppe im Speziellen zu geben. Des Weiteren soll der Auftrag und die Bedeutung der Artillerietruppe in der Öffentlichkeit vermittelt werden. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Präsident ist der ehemalige General der Artillerie und Kommandeur der Artillerieschule, Brigadegeneral a. D. Heribert Hupka. Auf der Internetseite des Vereins sind die Online-Ausgaben der Zeitschrift der Artillerietruppe Zu Gleich kostenlos herunterladbar.[8]
Gesellschaft für Artilleriekunde
Die Gesellschaft für Artilleriekunde e. V. (GfAk) wurde 1970 an der Artillerieschule in Idar-Oberstein von aktiven und ehemaligen Artilleristen gegründet.
Seine wesentlichen Ziele und Leistungen sind der Betrieb eines Archivs, einer Lehr- und Studiensammlung über die Entwicklung der Artillerie, die Verbreitung von Informationen über die Artillerie in Geschichte und Gegenwart und die Förderung von historischen und wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Artilleriekunde.[9]
Vom Kommando Heer wurde der Gesellschaft für Artilleriekunde am 4. August 2020 der offizielle Status einer Privaten Militärgeschichtlichen Sammlung zuerkannt. Dies ist die Grundlage, um im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung militärgeschichtliche Sammel- und Lehrtätigkeiten auszuüben. Das Ziel, aus der Lehrsammlung ein Deutsches Artilleriemuseum Idar-Oberstein durch Auszubau entstehen zu lassen, wird weiter verfolgt.[10]
Am 12. Juni 1988 beschloss der Stadtrat von Idar-Oberstein der Bundeswehr anzubieten, dass die Stadt eine offizielle Patenschaft für die Artillerieschule übernimmt. Die hierzu notwendige Patenschaftsurkunde wurde am 12. Juni 1988 von Brigadegeneral Heribert Göttelmann und Oberbürgermeister Erwin Korb unterzeichnet[12]. 2013 wurde während eines feierlichen Festaktes im Stadttheater das 25-jährige Bestehen der Patenschaft gefeiert.[13] Im Mai 2014 wurde in Zusammenhang mit der geplanten Umbenennung der Artillerieschule in Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/Indirektes Feuer durch eine Stadtratsresolution dem Bundesministerium der Verteidigung vorgeschlagen, zur Wahrung der Traditionspflege und der guten Beziehungen zwischen Stadt und Bundeswehr die Rilchenberg-Kaserne in Artillerieschule umzubenennen, um den Namen Artillerieschule auch nach der Streitkräftereform zu erhalten.[14] Die Umbenennung wurde vorgenommen.
Literatur
Artillerieschule (Hrsg.): 100 Jahre Artillerieschule. Arbeitsgemeinschaft Geschichte u. Tradition d. Artillerie, Idar-Oberstein 1967.
Stefan Heydt, Christian Bannert (Projektbeauftr.): Die Heeresschulen. Im Auftrag des Heeresamtes, Fölbach-Medienservice, München 2011, S. 32 ff.
Marc Kasper (Red.): 50 Jahre Artillerieschule. 10. September 2006. 1956–2006. Verlag Sudau, Idar-Oberstein 2006.