Südhannover-Braunschweig, auch Süd-Hannover-Braunschweig war von 1928 bis 1945 die Bezeichnung eines Parteigaus der NSDAP.[1]
Namensgebend war der seit 1920 bestehende, deckungsgleiche Reichstagswahlkreis der Weimarer RepublikSüd-Hannover-Braunschweig.
Entstanden ist der Parteigau im Rahmen einer Organisationsreform der NSDAP durch Zusammenlegung der Gaue Süd-Hannover (gegründet 1925 unter Ludolf Haase) und Braunschweig am 1. Oktober 1928. Gauhauptstadt und damit Verwaltungssitz war Hannover. Die Gauleitung amtierte in der Dincklagestraße 3–5 in Hannover-Königsworth.[2] Der Parteigau mit der Ordnungsnummer 33 hatte eine Fläche von 14.553 km² und 2.136.961 Einwohner (Stand 1941).
stellvertretend von Januar 1941 bis 1945 August Knop.[5]
Auf der Staatsseite standen ab 1933 dem Gauleiter verschiedene Instanzen in den Territorien gegenüber, was zu Kompetenzproblemen führte: erstens der OberpräsidentViktor Lutze der preußischen Provinz Hannover mit den Regierungsbezirken Hannover (unter Rudolf Diels 1936–1942) und Hildesheim (unter Hermann Muhs 1933–1937) sowie zweitens der ReichsstatthalterFriedrich Wilhelm Loeper (und folgende) im Land Braunschweig. Braunschweig hatte dazu noch einen eigenen Ministerpräsidenten Dietrich Klagges, der erfolglos die Gründung eines eigenen Gaus Ostfalen betrieb. Der Partei wurden immer mehr staatliche Funktionen übertragen, so dass die Grenzen zunehmend schwanden. Gauleiter Lauterbacher wurde 1941 selbst Oberpräsident der Provinz Hannover.
Die Gauleitungen waren maßgeblich beteiligt an den Judenverfolgungen und Kriegsmaßnahmen. So wurden in der Aktion Lauterbacher am 3./4. September 1941 die noch mehr als 1000 lebenden Juden in Hannover in 14 Judenhäusern zusammengepfercht, bevor im Dezember 1941 die Deportationen begannen.[8]
Der Gau Südhannover-Braunschweig war auf den Karten des Deutschen Schulatlas von 1942 verzeichnet, der vom Westermann Verlag im Auftrag der „Reichsstelle für das Schul- und Unterrichtsschrifttum“ gedruckt wurde.[9]
Das Gauprinzip wurde auf viele regionale staatliche Einrichtungen und Verbände[10] übertragen:
Im Gauarbeitsbezirk Südhannover-Braunschweig wurden nach Angaben vom 30. September 1944 rund 252.000 Zwangsarbeiter beschäftigt, davon rund 42.600 im Bezirk des Arbeitsamts Braunschweig und 48.780 im Bezirk des Arbeitsamts Hannover. Die übrigen verteilten sich auf die Arbeitsamtsbezirke Alfeld (14.970), Bassum (10.488), Goslar (15.044), Göttingen (8.673), Hameln (10.805), Hildesheim (19.485), Nienburg (13.107), Northeim (19.058) und Watenstedt-Salzgitter (38.209).[11]
Der „Nationalsozialistische Lehrerbund Gau Südhannover-Braunschweig“ war die regionale Vertretung des NS-Lehrerbunds, der Schulungen durchführte sowie Schriften und Schulbücher herausgab.[12] Gauschulungsleiter war der Direktor der Bernhard-Rust-Hochschule Braunschweig Friedrich Berger.
Literatur
Hanna Behrend: Die Beziehungen zwischen der NSDAP-Zentrale und dem Gauverband Süd-Hannover-Braunschweig 1921–1933. Ein Beitrag zur Führungsstruktur der nationalsozialistischen Partei. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe III. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Band 146.) P. D. Lang, Frankfurt/Main 1981, ISBN 3-820-46867-6.
↑Michael Rademacher: Der Gau Südhannover-Braunschweig. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Andreas Kraas: Lehrerlager 1932–1945: politische Funktion und pädagogische Gestaltung, Klinkhardt 2004, S. 91f
↑Reichsstelle für das Schul- und Unterrichtsschrifttum: Deutscher Schulatlas. Heimatteil Gau Südhannover-Braunschweig. Westermann, Braunschweig 1942, OCLC248770625.
↑Der Gauverband Südhannover-Braunschweig gab in den Jahren 1933–1937 zur Stenografie die Kundgebungen für den Gau Südhannover-Braunschweig (Vgl. Deutsche Stenografenschaft. Gauverband Südhannover-Braunschweig. (Hrsg.): Kundgebungen für den Gau Südhannover-Braunschweig. Göttingen 1933–1937, OCLC312197334) und im Jahr 1939 die Mitteilungen des Gauverbandes Südhannover-Braunschweig der Deutschen Stenografenschaft heraus. Vgl. Deutsche Stenografenschaft. Gauverband Südhannover-Braunschweig. (Hrsg.): Mitteilungen des Gauverbandes Südhannover-Braunschweig der Deutschen Stenografenschaft. Hannover-Ricklingen 1939, OCLC312197014