Liese Prokop wuchs in Korneuburg und in Tulln auf, wo sie 1959 am Gymnasium Tulln ihre Matura ablegte. Das anschließende Studium der Leibeserziehung und Biologie in Wien brach sie 1962 nach dem Tod ihres Vaters ab. Danach arbeitete sie als Jugendbetreuerin und begann ihre sportliche Laufbahn.
Sie war mit dem Trainer Gunnar Prokop seit 1965 verheiratet und Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter, der Handballspielerin Karin Prokop. Außerdem war sie die Schwester der Leichtathletin Maria Sykora und die Tante des Skirennläufers Thomas Sykora.
Am 31. Dezember 2006 starb Liese Prokop auf dem Weg ins Krankenhaus an einem Riss der Aorta. Sie wurde in Annaberg begraben.
Die Landesrekorde der 50-fachen österreichischen Meisterin hielten zum Teil sehr lange. So wurden ihre Bestmarken im Weitsprung erst 1998 und im Kugelstoßen erst 1999 gebrochen.
Ihre sportlichen Leistungen sind im Bundessportzentrum Südstadt auf der „Wall of Fame“ und im Namen des Platzes davor „Liese-Prokop-Platz“ verewigt.
Politische Laufbahn
Nach Beendigung der aktiven Sportlaufbahn wurde sie am 20. November 1969 Abgeordnete der ÖVP im niederösterreichischen Landtag. Sie zählte in Österreich damit zu den ersten Quereinsteigern in der Politik. Als niederösterreichische Landesrätin von 1981 bis 1992 unter LandeshauptmannSiegfried Ludwig waren vor allem Sport und Familie ihr Ressort. Ab 1992 war sie Stellvertreterin von Landeshauptmann Erwin Pröll. In dieser Funktion engagierte sie sich bei der Förderung von sportlichen und kulturellen Aktivitäten in Niederösterreich.
Liese Prokop wurde während ihrer Amtszeit mehrmals wegen ihrer Haltung zu Menschenrechtsverletzungen und Rassismus in ihrem Amtsbereich kritisiert,[2] insbesondere beim Fall des von vier Polizisten misshandelten Gambiers Bakary J. In ihre Amtszeit fiel auch eine umstrittene Novellierung des österreichischen Asyl- und Fremdenrechts, die von der Flüchtlingshilfe Asyl in Not, von SOS Mitmensch und zahlreichen weiteren Institutionen der österreichischen Zivilgesellschaft scharf kritisiert wurde.[3][4]
Im Mai 2006 sah Prokop in einer vom Innenministerium in Auftrag gegebenen Studie den Beleg dafür, dass 45 % der Muslime in Österreich integrationsunwillig seien. Der Autor der Studie, Mathias Rohe, distanzierte sich von dieser Interpretation.
Im Oktober 2006 wurde sie wegen der Eröffnung zahlreicher Videoüberwachungsanlagen im Wahlkampf sowie der Beschaffung automatischer Kennzeichenlesegeräte für Autobahnen mit dem österreichischen NegativpreisBig Brother Award in der Kategorie „Politik“ bedacht.
Frauenpreis und Stipendium
Mit dem Liese-Prokop-Frauenpreis werden seit 2007 in den vier Kategorien Wirtschaft / Kunst, Kultur und Medien / Wissenschaft / Soziales und Generationen jeweils drei Frauen aus Niederösterreich anerkannt und eine Frau mit einem Hauptpreis ausgezeichnet, welcher mit 10.000 Euro dotiert ist.
Im Gedenken an Liese Prokop vergibt der Österreichische Integrationsfonds jedes Semester das Liese Prokop Stipendium an sozial bedürftige Studierende mit Migrationshintergrund, die sich im Vorstudienlehrgang oder im ordentlichen Studium befinden oder ihr im Herkunftsland absolviertes Studium in Österreich nostrifizieren lassen. Die bis zu 40 Stipendiaten erhalten 300 Euro im Monat sowie die Kosten für Vorstudienlehrgang, Studien- oder Nostrifizierungsgebühren.
↑Asyl in Not:. NGOs fordern: Prokop muss weg. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 27. März 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.asyl-in-not.org