Oberdischingen wurde erstmals 1148 urkundlich erwähnt. 1343 geriet es unter österreichische Herrschaft. 1520 wurden die Freiherren von Stotzingen mit dem Dorf belehnt, die es 1661 an die Familie der Grafen Schenk von Castell verkauften. Der als Malefizschenk bekannt gewordene Franz Ludwig Schenk von Castell richtete hier sein Zuchthaus ein. Bekanntester Häftling des Zuchthauses war die bekannte Vagantin und GaunerinElisabetha Gaßner, die hier am 16. Juli 1788 hingerichtet wurde. 1806 kam Oberdischingen – wie die gesamte Gegend – zum Königreich Württemberg und wurde dem Oberamt Ehingen unterstellt. 1927 erwarb die Gemeinde das „Rittergut Oberdischingen“, welches auch das „Kanzleigebäude“ (heute Rathaus) umfasste.
1275 wurde Oberdischingen Sitz einer eigenen Pfarrei und ist bis heute katholisch geblieben. Das Gebäude der Pfarrkirche Zum heiligsten Namen Jesu wurde 1804 errichtet und ist als Schwäbisches Pantheon bekannt. Die Pfarrei gehört zur Seelsorgeeinheit Donau-Riß des Dekanats Ehingen-Ulm.
Oberdischingen gehört der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Ehingen (Donau) an.
Schultheißen bis 1930, danach Bürgermeister
1824–1836 NN Schwarzmann
1836–1851 NN Braig
1851–1861 Johann Baptist Mack aus Schelklingen (* 16. Juni 1823, † 16. Juni 1861)
1861–1870 Stefan Ott
1870–1885 NN Freudenreich
1885–1896 Lukas Ott
1897–1904 NN Schwarzmann
1904–1923 Stefan Ott
1923–1944: Josef Schlick
1944–1945 Rupert Ströbele als Stellvertreter
1945–1946 Georg Rapp
1948–1952: Erich Klumpp
1952–1956: Vinzenz Ströbele
1956–1983: Alois Speiser
1983–1997: Hans Balleisen
1997–2014: Benno Droste
2014–2024: Friedrich Nägele (CDU)
seit 2024: Wolfgang Schmauder (CDU)
Bürgermeister ist seit dem 1. Juni 2024 Wolfgang Schmauder (CDU). Er wurde am 3. März 2024 mit 84,1 Prozent der Stimmen gewählt.[4]
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Oberdischingen hat zehn Mitglieder. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde der Gemeinderat durch Mehrheitswahl gewählt. Mehrheitswahl findet statt, wenn kein oder nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde. Die Bewerber mit den höchsten Stimmenzahlen sind dann gewählt. Der Gemeinderat besteht aus den ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Oberdischingen ist durch die Bundesstraße 311 an das überregionale Straßennetz angebunden.
Bildungseinrichtungen
Oberdischingen verfügt über eine Grundschule (Josef-Karlmann-Brechenmacher-Schule).
Ein Heimatmuseum wurde eingerichtet.
Freizeit- und Sportanlagen
In Oberdischingen gibt es zwei Fußballplätze und vier Tennisplätze.
Oberdischingen liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße. Das außergewöhnliche historische Ortszentrum ist sehenswert.
Bauwerke
Die Herrengasse wird von zwei Häuserreihen im französisch-barocken Mansard-Stil gebildet. Die beiden Reihen laufen schief aufeinander zu, so dass die Herrengasse perspektivisch länger erscheint. Erbaut wurde sie durch Franz Ludwig Reichsgraf Schenk von Castell (1736–1821), auch „Malefizschenk“ genannt, im Rahmen seiner Rolle bei der Strafverfolgung im Oberschwaben des 19. Jahrhunderts.[5]
Katholische Pfarrkirche „Zum heiligsten Namen Jesu“ von 1804, auch Schwäbisches Pantheon genannt. Sie ersetzte die ehemalige Liebfrauenkirche, von der nur noch ein Mauerbruchstück als Gedenkstein (gegenüber dem Pfarrhaus) erhalten ist. Die Glocke von 1510 ist ebenfalls noch erhalten.
Im dreiflügligen Kanzleigebäude aus dem Jahr 1767 befindet sich heute das Rathaus, ein Gemeindehaus und ein Vereinsheim
Regelmäßige Veranstaltungen
Der Musikverein Oberdischingen veranstaltet sein traditionelles Osterkonzert am Ostersonntag. Das Parkfest findet im Juni statt und im Oktober gibt es auch ein Oktoberfest, beides wird vom Musikverein veranstaltet.
Treibende Kraft der schwäbisch-alemannischen Fasnet ist die Narrengesellschaft Oberdischingen mit den aus der Geschichte des Ortes abgeleiteten Narrengruppen „Gauner“, „Henkertrommler“, „Malefizweiber“ und „Schlossgeister“.
Der Sportverein Oberdischingen e. V. veranstaltet bereits seit 1979 die jährliche Dorfhockete in der Ortsmitte. Dieses Sommerfest findet am ersten Augustwochenende statt. Ebenfalls vom Sportverein wird am ersten Adventssamstag der Adventsbasar auf dem Kirchplatz ausgerichtet.
Oberdischingen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ehingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band3). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, 1826, S.169–171 (Volltext [Wikisource]).
Stefan Ott: Oberdischingen. Heimatbuch einer Gemeinde an der oberen Donau. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1977, ISBN 3-87437-144-1.
Arnold Ernst und Werner Kreitmeier: Oberdischingen: Der Malefizschenk und seine Jauner. Memminger MedienCentrum, 1993, ISBN 3927003085.
Josef Huber: Was Großvater erlebte. J. Huber Oberdischingen, 2002, ISBN 3000136835.
Werner Kreitmeier: Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Oberdischingen. Museumsverein Oberdischingen e. V., 2011, ISBN 3982227429.
W. Lederer und Werner Kreitmeier: Graf Schenk von Dischingen, der Malefizschenk. Museumsverein Oberdischingen e. V., 2020, ISBN 3982227402.
Anton Braig und Werner Kreitmeier: Stammbaum des Geschlechtes der Schenken von Castell. Museumsverein Oberdischingen e. V., 2021, ISBN 3982227437.